Nächste Woche Mittwoch feiert ein besonderes Stück im Luxemburger Kasemattentheater Premiere: „Oleanna“, ein Stück über bewusste und unbewusste Machtverhältnisse.
Bild: Germain Wagner ist bei „Oleanna“ dabei (Foto: Kasemattentheater)
In diesem packenden Kammerspiel gibt es keine eindeutigen Wahrheiten. Dabei ist am Anfang eigentlich alles ganz einfach: Ein Professor will seiner sehr jungen Studentin helfen, eine Prüfung zu bestehen. Die Karriere der Studentin steht auf dem Spiel, sie ist von dem guten Willen ihres Professors, von seinen Bewertungen abhängig. Doch sie wirft ihm plötzlich patriarchales und sexistisches Verhalten vor und konfrontiert ihn mit Missbrauchsvorwürfen. Sie interpretiert ein paar lässig dahin geworfene Sätze ihres Professors als Beweis für den Machtanspruch des Prüfungsberechtigten. Sie wehrt sich gegen die vermeintlichen männlichen Übergriffe des Lehrers, indem sie alle Register der sogenannten „political correctness“ zieht. Diese irrwitzige Logik und Dynamik beginnt zu greifen und was anfangs so einfach schien, wird immer verworrener. Wegen der möglichen Anschuldigungen seiner Studentin steht nun plötzlich der Professor vor dem Karriere-Aus. Am Ende ist der Zuschauer selbst aufgerufen Stellung zu beziehen: Hat der Professor die Studentin wirklich mit sexistischen Aussagen gedemütigt und missbrauchen wollen? Oder wollte er bloß ein besonders engagierter Lehrer sein?
Mamets Stück „Oleanna“ ist eine Studie über Machtverhältnisse, die sich bewusst oder unbewusst in der alltäglichen Kommunikation niederschlagen und mit ihr eng verwurzelt sind: Ein Spiel über die Gefahren uneindeutiger verbaler und nonverbaler Kommunikation. In diesem spannungsgeladenen Zwei-Personen-Stück treffen zwei Charaktere aufeinander, deren Wahrnehmungen nicht miteinander vereinbar sind. Ihre Ängste, Funktionen, Empfindlichkeiten und die daraus resultierenden Machtverhältnisse versperren ihnen die Sicht aufeinander. So entfaltet sich ein unerbittliches Spiel über die Machtstrukturen zwischen sozialen Funktionen und Identitäten, über den alltäglichen Sexismus in hierarchischen Systemen, über die Unzulänglichkeit von menschlicher Kommunikation. „Oleanna“ ist ein längst zum modernen Klassiker avanciertes Stück, das im Niemandsland zwischen sozialer und geschlechtlicher Identität, Missverständnis und (unbewiesenem) sexuellem Missbrauch spielt.
Karten gibt’s per Telefon 291 281 (Anrufbeantworter) oder per Email [email protected]
Für weitere Informationen siehe www.kasemattentheater.lu
Vorstellungen (jeweils 20 Uhr im Kasemattentheater)
- Premiere: Mittwoch 8. Dezember 2010
- 10., 11., 14., 15., 17. Dezember 2010
- 5., 6., 7., 11., 12., 13. Januar 2011
Kommentar verfassen