Lange wurde diskutiert und in den vergangenen Wochen fiel im Stadtrat endlich die Entscheidung, dass die Stadt Trier die Karl Marx-Statue von den Chinesen annimmt und das imposante Denkmal fortan am Simeonstiftplatz zu stehen kommen wird (5vier berichtete: Karl Marx-Dummy auf dem Simeonstiftplatz). Doch in den letzten Tagen spürte die Stadt zunehmend Gegenwind aus den Reihen der Bevölkerung, weswegen man heute die offizielle Pressemitteilung herausgab, dass man die Karl Marx-Statue nun doch nicht annehmen werde.
Trier. „Die Stadt wolle sich nicht gegen die eigene Bevölkerung stellen“, so Oberbürgermeister Wolfram Leibe. In einer eilig einberufenen Sitzung beratschlagte der Stadtrat über mögliche Alternativen. „Die Stadt Trier verfügt ja über eine große Anzahl berühmter Söhne. Karl Marx ist vielleicht der berühmteste, aber nicht unbedingt der beliebteste.“, so Leibe. Um den beliebtesten Kandidaten für alle Trierer zu finden, vergab man einen Eilauftrag an die Statistiker der Universität Trier, die die sogenannte Screentime, also die Zeit, in der die jeweilige Persönlichkeit im nationalen TV-Programm zu sehen war, aller möglichen Kandidaten berechnete.
Prof. Dr. Rebmun erklärt: „In der heutigen Zeit entscheidet die Screentime über den Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad eines Menschen. Das ließ sich zuletzt im amerikanischen Wahlkampf beobachten, wo der Republikaner Donald Trump über deutlich mehr Screentime in den nationalen Medien verfügte als die Demokratin Hillary Clinton. Für den Wahlsieg war also neben dem sozialen Nachrichtendienst Twitter auch die Screentime der Kandidaten mitverantwortlich.“
Erwartungsgemäß schnitt Karl Marx bei der Untersuchung schlecht ab, was die allgemeine Resonanz in der Bevölkerung bestätigt. Eine frühere Video-Umfrage unserer Redaktion bestätigte, dass ein Großteil der Trierer den bärtigen Philosoph und Gesellschaftstheoretiker nicht mal genau zuordnen konnte, geschweige denn etwas über seine Theorien wusste (siehe auch: Wer war eigentlich Karl Marx?). Viel interessanter sind nun aber die Namen, die am oberen Ende der erstellten Liste auftauchten.
Die Schlager-Ikone Guildo Horn entschied das Rennen u.a. mit seiner Teilnahme am Eurovision Song Contest für sich und hängte Mitbewerber wie Helmut Leyendecker, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Erzbischof Reinhard Marx teilweise deutlich ab. Unter den Trierern kommt das Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchung gut an. „Guildo Horn hat zweifellos Musikgeschichte geschrieben, deswegen fände ich eine Statue von ihm gar nicht schlecht“, so Tim Prank, der seit 10 Jahren an der Universität Trier studiert. Auch Hilde Vormai, die wir in der Innenstadt auf die neuen Pläne der Stadt antreffen, ist begeistert: „Ich habe keine Verbindung zu Karl Marx, aber als Guildo damals den siebten Platz beim Eurovision Song Contest holte, fieberte ich vor dem Fernseher mit. Für mich wäre er der geeignetere Kandidat!“
Gerüchten zufolge gibt es bereits Anfragen verschiedener Trierer Bäckereien, um in direkter Nähe zur Statue eine Filiale eröffnen zu dürfen, um dort die charakteristischen Nussecken von Guildo Horns Mutter gewinnbringend an den Mann zu bringen. Somit zeigt sich schon vor der finalen Entscheidung des Stadtrats, dass eine Guildo-Horn-Statue nicht nur mehr Rückhalt in der Bevölkerung hätte, sondern auch wirtschaftlich für die Stadt mehr Sinn machen würde als Karl Marx.
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