Die „Alles auf Rausch“-Tournee mit insgesamt 17 Stopps, davon 15 ausverkauft, machte am Freitag Halt in der Garage Saarbrücken. Bei widrigen Wetterverhältnissen wurde offen überlegt, sich die 100 Kilometer wirklich anzutun. Doch die Kombination Feine Sahne Fischfilet und Audio88 & Yassin lockte zu sehr, um sich das zu entgehen zu lassen. Enttäuscht wurde man nicht.
Saarbrücken. Die Formationen Feine Sahne Fischfilet und Audio88 & Yassin wussten schon in der Vergangenheit in Trier zu überzeugen. Zusammen kombiniert war schließlich dann die Garage Saarbrücken auch keinen Kilometer zu weit entfernt, um sich die Liveauftritte noch einmal vor Augen zu führen. Allerdings wurde die Anreise am Freitag durch die Schneefälle erschwert. Trotz vorverlegter Abfahrt wurden die zwei HipHop-Poeten Audio88 & Yassin nur noch im Eingangsbereich in den Endzügen wahrgenommen. „Manchmal helfen Schellen“ tönte es da aus den Boxen, als hätten ebenjene helfen können, die Reiseplanungen doch etwas den Gegebenheiten anzupassen.
Doch davon ließen wir uns nicht runterziehen, schließlich kam man unfallfrei an, was nicht jeder Autofahrer auf dieser Strecke von sich behaupten kann. Nach dem dreißigminütigen Vorspiel und Musik vom Band von unter anderem Zugezogen Maskulin (die diese Woche in die Exrakete kommen), war es dann schließlich so weit, der Vorhang fiel und der Puls stieg. Das namensgebende Lied für die Tour und das Album gab eine der zwei Richtungen vor, wie der Abend gestaltet werden sollte: Stagedivende Fans, ins Publikum gespritztes Bier von Sänger Monchi und schwitzende Menschen überall. Das T-Shirt des bulligen Frontmannes war schon nach wenigen Minuten patschnass, in Bier und Schweiß getränkt.
Es geht um den Spaß…
Die zweite Richtung führte weg von blinder (und trotzdem berechtigter) Feierwut. Es geht um Verantwortung, darum, seine Ideale nicht nur zu haben, sondern auch zeigen und danach zu handeln. Generell wirkte das Konzert wie ein durchgehendes Wechselspiel: Von ausgelassen zu nachdenklich, von dankbar bis fordernd, von spaßig zu seriös, von alt zu neu. Von Zuhause nach Kobane. Und immer jeweils zurück.
Vor und nach den „Saarland asozial“-Rufen, die mittlerweile gefühlt auf jedem Konzert im Nachbarland zu hören sind, gab es tiefgreifende Aussagen der Gruppe, die das Niveau steigern ließen. Und Monchi brachte es selber auf den Punkt, nachdem er wiederholt so manche grölende Gruppe in die Schranken wies, als er für ihn wichtige Sätze loswerden wollte: „Das ist alles total pathetisch, aber es ist schöner Pathos!“
…und um den Ernst
Es bleiben nicht der Freischnaps, die Gummibanane oder die treuen Fans, die auf die Bühne geholt wurden, hängen. Im Gedächtnis bleiben die Geschichten, von der mit dem Tod bedrohten Freundin, von der Fahrt an die syrische Grenze. Mit LKW, gefüllt mit Material um beim Wiederaufbau zu helfen, fuhr Feine Sahne Fischfilet mit großen Erwartungen in den Südosten. Und erlebte einen Selbstmordanschlag, sah die Toten, roch die verbrannte Luft. Davon handelt ihr Lied „Suruç“, das sie spielten. Die Bühnenbeleuchtung blieb durchgehend rot, als ob das Blut der Opfer damit symbolisiert werden sollte.
Doch auch danach gelang der Wechsel, von der Gänsehaut zurück zu den Schweißperlen auf der Haut. Die Norddeutschen kamen noch zwei Mal zur Zugabe auf die Bühne, bevor sie nach etwa zwei Stunden zum Ende riefen. Doch wieder, man ahnt es, steht der nächste Wechsel an. Von auf der Bühne zu vor die Theke. „Wir fahren erst um 2 Uhr los, bis dahin treffen wir uns jetzt unten.“ Hoffentlich hat Monchi dazu sein Shirt ge-, Entschuldigung, wechselt.
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