Nachdem ihr am Wochenende lesen konntet, was Christian Held, Co-Trainer der RÖMERSTROM Gladiators Trier, über seine Aufgabenbereiche berichtet, folgen heute seine Aussagen zur Kaderplanung und dem Jugendbereich.
Christian, sind du und Marco (van den Berg) größtenteils einer Meinung, zum Beispiel spieltaktisch? Oder würdest du Dinge auch anders regeln, wenn du schon jetzt der Hauptverantwortliche wärst?
Klar, es wäre gelogen wenn ich sagen würde, dass wir immer 100 % einer Meinung wären. Das ist ja auch logisch, das fängt schon damit an, dass wir unterschiedliche Persönlichkeiten sind, auch aus anderen Sozialisationen und Generationen stammen. Da regelt man Dinge einfach für sich auf eigene Art und Weise.
Wichtig ist, dass man Meinungsverschiedenheiten offen untereinander anspricht. Und letztlich gilt, dass Marco die Entscheidung trifft, die ich dann komplett mittrage. Es braucht Vertrauen zwischen dem Trainerteam. Und ich denke, dass wir insgesamt auf einer Wellenlänge liegen. Es gibt in vielen Bereichen kein richtig und falsch, sondern Dinge, die funktionieren und ineinander greifen müssen. Das gilt es zusammen auszuarbeiten.
Du hast jetzt die Aufgabe, selber einen Assistenten für die nächste Spielzeit zu suchen. Wie läuft das genau ab? Und gibt es sogar schon eine Entscheidung in der Hinsicht?
Nein, es gibt noch keine Entscheidung. Aber wir befinden uns in Gesprächen. Die Art und Weise der Suche ist nicht immer gleich, aber in erster Linie spreche ich die Kandidaten an. Wie gesagt, ein Vertrauensverhältnis ist wichtig, menschlich muss es passen. Darauf achten wir schon sehr bei der Suche.
Wir? Wer ist da noch involviert außer dir?
Auch das ist eine Teamentscheidung. Zum Beispiel Achim Schmitz, unser Gesellschafter, hat da ein Mitspracherecht. Am Ende ist er es ja, der das Ganze zahlt (lacht). Die GmbH sollte da schon in dem Prozess mit im Boot sitzen. Natürlich gibt es eine Idealvorstellung für den Posten des Co-Trainers. Ich habe Namen auf der Liste und ich achte bei denen vor allem auf Fähigkeiten und Charaktereigenschaften. Da gibt es dann Option 1, Option 2 und so weiter.
Wird dein Nachfolger dann auch automatisch Jugendkoordinator?
Nein, das muss man sehen. Es macht Sinn dass es eine Person gibt, die sich um die Verknüpfung der Jugend- und Profiabteilung kümmert. Aber das kann man auch über eine andere Stelle als den Co-Trainer abdecken. Nicht jedem Trainer liegt die Rolle des Jugendkoordinators, da man dort auch viele administrative Aufgaben hat. Wir werden im Sommer einen weiteren hauptamtlichen Jugendtrainer einstellen, da gibt es dann verschiedene Möglichkeiten, wie wir das gestalten.
Der neue Co-Trainer wird nicht automatisch Jugendkoordinator
Nachdem du schon über die Suche des Co-Trainers berichtet hast, wie läuft der Prozess der Kaderplanung? Ist das schon ein Thema für dich, kannst du Namen nennen, die du gerne nächste Saison bei dir haben möchtest?
Sowas ist immer ein durchlaufender Prozess. Man informiert sich, schaut welche Spieler welche Qualitäten besitzen. Wir reden mit den Spielern, die hier sind, zum Beispiel, ob sie den Weg weitergehen oder doch lieber in eine andere „Situation“ möchten. Jeder Spieler unseres Kaders hat Qualitäten, alle sind menschlich einwandfrei. Ich finde es aber schwierig, öffentlich Unterscheidungen aufgrund von „Skilllevel“ zwischen den Spielern zu machen. Das würde ihnen nicht gerecht werden.
Wir möchten weiter deutsche Talente ausbilden, die auch in entscheidenden Situationen spielen sollen. Es kommt erstmal darauf an, wen wir für diesen Zweck (weiter)verpflichten. Erst daraufhin kann man sagen, welche Qualitäten wir dann an anderen Stellen brauchen.
Auch wenn noch nicht klar ist, wer dich als Jugendkoordinator beerben wird, wie sieht denn der weitere Verlauf der Planung einer Jugendakademie aus? Wie zufrieden bist du aktuell und was erwartest du an weiteren Entwicklungen?
Zunächst mal will ich noch erklären, was Akademie in dem Zusammenhang überhaupt bedeutet. Man stellt sich unter dem Begriff ein schulisches Setting vor, wie man das aus den USA kennt. Bei uns ist das so gar nicht umsetzbar, das Training an der Schule zu machen. Durch das Vereinswesen haben wir eine ganz andere Grundlage.
Wir haben aus meiner Sicht im Jugendbereich Fortschritte gemacht, die sich aber leider noch nicht in Ergebnissen widerspiegeln. Das ist aber ein stückweit normal, die Spieler brauchen Zeit sich an neue Situationen zu gewöhnen. Wir werden dieses Jahr den dritten Sommer in Folge einen größeren Umbruch haben, dieses Mal durch den neuen Jugendtrainer. Da wollen wir Kontinuität reinbringen, das brauchen die Jugendlichen.
„Wir kämpfen um jede Trainingszeit.“ Christian Held
Wir werden eine Akademie entwickeln, die Vorgaben macht, wie zum Beispiel die Verteidigungsphilosophie aussehen soll, je nach Altersklasse. Dasselbe mit der Offensive. Wohin wir uns entwickeln möchten. Durch die schwierige Sporthallensituation in Trier ist es schwer zu planen, das alles an einem Ort zu bündeln, was auch ein langfristiges Ziel wäre. Wir kämpfen um jede Trainingszeit die wir irgendwo herbekommen können.
Ein Erfolg unserer Jugendarbeit ist für mich auch, mit den Vereinen aus Trier und der Umgebung an einem Tisch zu sitzen und Kooperationsverträge abzuschließen. Das ist noch weiter ausbaufähig, aber wenn wir anderthalb Jahre zurück schauen, ist das schon eine gute Entwicklung. Natürlich würde ich mich freuen, wenn die JBBL erfolgreicher wäre und wir drei Jungs hätten, die an der Tür zu den Profis klopfen würden. Das würde die Arbeit auch erleichtern. Aber wir brauchen Geduld und Zeit, wir können Zehnjährige in zwei Jahren nicht zum Achtzehnjährigen machen (lacht). Wir sind auf einem guten Weg, arbeiten aber akribisch weiter.
Am Wochenende lest ihr den finalen Teil des Interviews mit Christian Held. Dort spricht er über persönlichere Dinge und was er über die große Verantwortung im jungen Alter denkt.
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