Ring frei für Runde zwei: Nach einer spannenden Hinrunde kämpft die TBB Trier auch in ihrer Jubiläumssaison um den Klassenerhalt. Wie stehen die Chancen zum Verbleib? Woran muss das Team arbeiten? Ist die Zone das Allheilmittel? Zum Rückrundenstart der TBB analysieren wir die erste Saisonhälfte – dieses Mal in Kommentarform. Das Motto: Drei Redakteure, vier Themen und jede Menge Meinung!
Zuerst die große Frage: Wird die TBB erstklassig bleiben?
Matthias: Ja, die TBB wird die Klasse halten. Einfach wird das natürlich nicht. Nach der Hinrunde stehen die Teams in der unteren Tabellenhälfte so eng zusammen wie lange nicht, es ist der Wahnsinn. Ich denke, es wird vor allem darauf ankommen, dass man gegen die Teams auf Augenhöhe Punkte holt, weitgehend verletzungsfrei bleibt und die Leistungsträger ihr Potenzial abrufen. Die Rückrundenpartien gegen Bremerhaven, Crailsheim und Tübingen sind Schlüsselspiele: Alle drei sind direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, haben Trier in der Hinrunde geschlagen und kommen nun an die Mosel. Mit der Arena im Rücken stehen die Chancen besser. Die erfahrenen Anderson, Bucknor und Harris müssen Leistung bringen, dann tun sich auch die jungen Spieler leichter. Auch ein Mathis Mönninghoff zählt schon zu den Leitwölfen. Adin Vrabac entwickelt sich toll – wenn er seine Form konservieren kann, wird er zum X-Faktor. Dass der 20-Jährige – wie zuletzt gegen Ludwigsburg – die Hauptlast im Angriff alleine schultert, darf aber nicht der Regelfall sein. Zudem muss sich das Team vor allem beim Rebounding stabilisieren. Am Ende dürfte es wieder viel über Kampf und Leidenschaft gehen, aber es wird reichen. Auch, weil Crailsheim die rote Laterne nicht mehr hergibt.
Manuel: Ein ganz klares: Keine Ahnung. Das Auf und Ab wird womöglich auch in der Rückrunde weitergehen. Wenn man Crailsheim als sicheren Absteiger einplant, bleibt nicht mehr viel Platz für den Weg nach unten. Es könnte TBB treffen, genau wie viele Weitere. Wie Matze schreibt, es wird hauptsächlich auf die Heimspiele ankommen. Andere Teams haben schwerere Spielpläne. Ich nenne es mal negativen Optimismus: Irgendwer wird schon schlechter abschneiden als Trier.
„Adin Vrabac entwickelt sich toll – wenn er seine Form konservieren kann, wird er zum X-Faktor.“
Christoph: Negativer Optimismus trifft es auf den Punkt. Die Fans erleben diese Saison definitiv eine Achterbahn der Gefühle. Sensationssiegen gegen den FC Bayern und Oldenburg folgten Niederlagen gegen Bremerhaven und Tübingen. Was ich nicht so recht verstehen kann, ist aber die Argumentation mancher Fans „Die Siege sind nichts wert, man hätte besser gegen Bremerhaven gewonnen“. Jeder Sieg in dieser Spielzeit ist wichtig und ich denke, aber vor allem hoffe, dass man am Ende zwei Teams hinter sich lässt.
Halte es insgesamt mit Matze: Viel wird auf die kommenden beiden Heimspiele gegen Bremerhaven und Crailsheim ankommen. Verliert man diese Partien, wird es ganz, ganz schwer, in der Jubiläumssaison die Klasse zu halten. Denn: Andere Mütter haben auch gute Basketballer in die Welt gesetzt und die spielen eben für die Konkurrenz. Auf dem Papier hat Bremerhaven beispielsweise ein qualitativ stärkeres Team als die TBB, liegt aber hinter uns. Basketball ist eben kein Wunschkonzert.
Warum hapert es bei den „Pflichtsiegen?“
Matthias: Die Niederlagen gegen die „kleinen Teams“ tun natürlich weh, vor allem, weil man teils auch noch den direkten Vergleich abgeschenkt hat. Das soll nicht arrogant klingen, leistungsmäßig sind die BBL-Teams eben nah beieinander. Aber Totalausfälle wie gegen Crailsheim sind schwer zu erklären, wenn man gleichzeitig gegen Topteams gewinnt. Ich glaube, dass die Mannschaft gegen die großen Namen wenig zu verlieren hat, weniger Druck verspürt und etwas befreiter auftritt. Gleichzeitig wollen sich positive Mechanismen noch nicht so recht einschleifen: Mal stimmt etwa der Einsatz, dann wieder ganz und gar nicht.
„Wenn der Gegner keinen deiner Spieler ‚hasst‘, läuft definitiv etwas falsch.“
Manuel: Wenn man nichts zu verlieren hat, ist es leichter zu glänzen und es funktionieren auch mal Dinge, die sonst selten zu sehen sind. Wenn man liefern muss, kommt es auf die Basics an. Etwa den Gegner unter Druck setzen und keine zweiten Chancen erlauben. Und an letzterem hapert es gewaltig. So baut man schwächere Gegner auf, macht ihnen Mut. Denn egal wie mies der Konkurrent spielt, wenn sie zehn, fünfzehn Versuche mehr loswerden, ist es unheimlich schwer das aufzufangen. Und die Moselaner scheinen aktuell das Problem nicht in den Griff zu kriegen. Wer das Freundschaftsspiel in Köln gesehen hat, weiß was ich meine. Selbst gegen den Regionalligisten wurden Offensivrebounds zugelassen, die auch Rödl und Päch nur mit Kopfschütteln quittieren konnten. Der Headcoach muss seine Qualitäten als hervorragender Entwicklungstrainer wieder beweisen und Grundlagentraining betreiben, damit man Gegner auf Augenhöhe nicht auch noch selbst unterstützt.
Christoph: Es nur mit dem Druck zu erklären, scheint mir etwas zu einfach. Es ist ja nicht nur das Problem, dass man gegen die vermeintlich kleinen Teams verliert, sondern es seit dem Sieg in Göttingen auswärts allgemein nicht gut läuft. Trier fehlt meiner Meinung nach ein „Vocal Leader“, ein „Bad Boy“ der auch mal klare Worte findet und sein Team zusammenfaltet. Auf Laurynas Samenas trifft das Attribut „Bad Boy“ noch am ehesten zu – aber seine Form ist auch pretty bad, boy. Jermaine Bucknor ist für diese Rolle einfach zu nett, Jermaine Anderson zu phlegmatisch. Ehrlich gesagt hatten wir seit B.J. McKie diese Art Spieler nicht mehr. Wenn der Gegner keinen deiner Spieler „hasst“, läuft definitiv etwas falsch.
Die Körpersprache des Teams war in Crailsheim über die gesamten 40 Minuten indiskutabel und gegen Bremerhaven auch nicht besser. Zudem verliert man mit traumwandlerischer Sicherheit jedes Reboundduell gegen direkte Konkurrenten deutlich. Da kann man noch so gut verteidigen: Wenn der Gegner 20 Würfe mehr auf den Korb bekommt, wird es vor allem auswärts ganz schwer. Da fehlt es an den Basics und auch an der nötigen Einstellung.
Die Zonenverteidigung – Fluch oder Segen?
Matthias: Live by the zone, die by the zone! Gegen München war sie das Allheilmittel, weil die Bayern einerseits nicht effektiv genug penetrieren konnten, aus dem Rhythmus kamen, und ihre Distanzwürfe nicht trafen. Gegen Bonn, Bremerhaven und Ludwigsburg war sie dagegen tödlich – und zwar für die TBB, weil man sich einen langen Dreier nach dem anderen fing. Vielleicht täte etwas Flexibilität dem Trierer Defensivspiel gut. Allerdings ist die Zone prädestiniert dafür, individuelle Schwächen auszugleichen – und wie viele Spitzenverteidiger, die ihren Mann vor sich halten können, hat die TBB schon? Von daher – mehr Segen als Fluch.
„Eine richtig gute Zone kann für jeden Gegner die Hölle auf Erden sein.“
Manuel: Streichen wir das „oder“ und ersetzen es mit „und“. Die Vorteile wurden schon benannt – erzwungene Turnover im Spielaufbau, zudem ist die durchgehende Zone ist eine Art Unikat in der Liga. Doch je länger die Saison lief, konnten die kommenden Gegner sich die TBB anschauen und beobachten, wie sie die Zone mit intelligentem Passspiel auseinandernehmen können. Wenn sie das schaffen, ist es eine Art Glücksspiel – entweder treffen sie von außen (Bremerhaven und Bonn) oder eben nicht (Bayern, Oldenburg, Hagen). Und seien wir ehrlich, wenn Savanovic oder Aleksandrov ihre freien Dreier getroffen hätten, was sie sonst im Schlaf tun, fahren auch sie souveräne Siege gegen den TBB ein. Doch da sich nun mal die Rödl’sche Defense mehrfach bewährt hat, sollte sie beibehalten werden. Wenn jetzt noch die Abstimmungen beim Rebound erarbeitet werden, wird man mehr Segen als Fluch mit der 3-2-Zone verbinden.
Christoph: Eine richtig gute Zone kann für jeden Gegner die Hölle auf Erden sein. Jim Boeheims 2-3-Zone ist wohl jedem Fan von College-Basketball ein Begriff. Er hat diese perfektioniert und kein Team spielt gerne gegen Syracuse. Allerdings macht eine Zone nur dann Sinn, und da bin ich ganz bei Manuel, wenn nach dem Fehlversuch des Gegners der Ball in den eigenen Händen landet. Das gelingt Trier noch nicht oft genug. Zudem gibt es noch zu häufig Abstimmungsprobleme innerhalb der Zone, so dass freie Würfe vom Perimeter folgen. Aktuell tendiere ich trotzdem eher zum „Segen“, denn es werden noch ein paar Teams folgen, die mit der Zone nicht zurechtkommen. Wenn dann noch ordentlich gereboundet wird, sollten die für den Klassenerhalt nötigen Erfolge gelingen.
Ist die Teamzusammenstellung „rund“?
Matthias: In punkto Teamchemie auf jeden Fall, keine Frage. Gemessen an den spielerischen Defiziten weniger. Das kann man zwar nicht nur, aber auch am Personal festmachen. Vitah Chikoko greift sich mit 4.7 Rebounds im Schnitt die meisten Abpraller für Trier, danach kommt außer Jermaine Bucknor nicht mehr viel, Stefan Schmidt und Dennis Kramer notieren beim Boxout unter ferner liefen (wobei man von Kramer noch nicht mehr erwarten darf). Offensiv gibt es neben Ricky Harris kaum jemanden, der sich seinen eigenen Wurf kreieren kann, einen richtigen „Volume Scorer“ gibt es gar nicht. Folgerichtig belegt die TBB sowohl beim Rebound als auch bei den Punkten pro Spiel ligaweit den letzten Platz. Es wird klar gewesen sein, dass man mit dieser Konstellation hohes Risiko fährt.
Manuel: Tja, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Spontan würde ich sagen, Nein. Zu eklatant zeigen sich die Befürchtungen, dass man sehenden Auges in Kauf genommen hat, wiederholt das schlechteste Reboundteam zu werden, sogar noch weiter abzubauen. Allerdings finde ich das zu einfach, zu platt. Will etwa jemand dem Trainerteam unterstellen, darauf nicht geachtet zu haben? Das wäre hanebüchen. Viel eher glaube ich, dass Rödl bei seinen Verpflichtungen einiges bedacht hat, was Außenstehende nicht beurteilen können. Das Rebounding ist ja nur eine Facette (wenn natürlich eine elementare). Lukovic oder Vrabac deuteten zwischenzeitlich an, wie Schwächen mit anderen Spielelementen kompensiert werden können. Ich wiederhole mich: Wenn verbesserte Abstimmungen erarbeitet werden, wird man den Plan der Teamzusammenstellung hoffentlich bald erkennen.
Christoph: Die Teamzusammenstellung in diesem Jahr ist nicht ganz rund – da beziehe ich klar Stellung. Allerdings muss man auch einräumen, dass es der Etat der TBB Trier auch nicht leicht macht. Jeder Zentimeter kostet Geld, und Rödl hat sich wohl bewusst gegen Masse unterm Korb entschieden. Dort fehlt einfach ein physischer Spieler. Die Abgänge von Trevon Hughes und Andi Seiferth konnten nicht kompensiert werden. Der Durchbruch von Mathis Mönninghoff, da dessen Inkonstanz seine einzige Konstante ist, lässt weiter auf sich warten. Alles wirkt ein wenig mit heißer Nadel gestrickt. Adin Vrabac, der nach schwachem Saisonbeginn immer häufiger zeigt, dass viel Talent in ihm schlummert und Marko Lukovic sind Verpflichtungen für die Zukunft – hier ist das Trainerteam ein hohes Risiko gegangen. Wenn man jedoch sieht, dass man sowohl in der Offensive (Punkte pro Spiel) als auch im Rebounding den letzten Platz aller BBL-Teams belegt, sollte mehr als eine Alarmglocke angehen. Hier führt Problem A (Rebounding) zu Problem B (Scoring), denn bei der Feldwurfquote liegt man ligaweit im Mittelfeld, so dass besseres Rebounding wohl zwei Probleme auf einmal beheben würde. Chikoko und Co. haben nämlich nicht nur das Problem, viele Offensivrebounds zuzulassen: Sie schnappen sich im Ligavergleich auch die wenigsten! Leider lässt der Etat der Trierer keine weitere Reaktion auf dieses Problem zu.
anom meint
@ Stan
Ich gebe dir Recht, hoffe aber dennoch das die TBB in der BBL bleibt.
Da immer auf den Etat verwiesen wird:
Werden die eigentlich irgendwo veröffentlicht?
Würde gerne wissen wie Groß z.B der Etat vom MBC oder Artland ist.
stan meint
Ich finde es sowas von ermüdend, dass alles auf den Etat zurückgeführt wird. Es kann m.E. nicht sein, dass man das schlechteste reboundteam der liga ist und sich dann auchnoch verschlechtert. Unsere center sind peinlich für die bbl, vitah mal als pf gesehen. Zudem finde ich hat keiner richtig eier, der mal richtig den Körper reinwirft. Bestes Beispiel gegen ludwigsburg, da hat man sich bälle wie kleine jungs klauen lassen und hat dann dumm zum schiri geschaut…Katastrophe! Ich denke und iwo hoffe ich auch, dass es die tbb in der ersten liga bald gepackt hat und endlich in liga 2 nochmal mehr Spaß machen kann. Das hier ist nix befriedigendes!