Katrin Schwarz, vierfache Mutter und Ehefrau aus Idar-Oberstein, ist Herausgeberin eines Buches. Eines Briefromans über Soldatenfrauen und deren Nöte und Sehnsüchte, wenn ihre Männer an der Front sind. 5vier.de hat sich das Buch angeschaut.
Ein Briefroman der ganz eigenen Art. Nicht wie die berühmten „Leiden des jungen Werthers“ schmachtend und leidend, erfüllt von unerfüllter Liebe und süchtig machenden Sehnsüchten. Und irgendwie doch. So sind Liebesbriefe eben. Besonders wenn das geliebte Wesen in einem fremden Land weilen muss. Und das auch noch unter Lebensgefahr.
Für die Ehefrauen und Freundinnen von Soldaten ein Zustand, der leider bekannt ist. Wenn ihre Männer mit deren Kameraden aufbrechen, nicht nur zu neuen Ufern, sondern auch zu neuen Gefahren und Ängsten, dann erleben auch ihre Frauen ganz neue Ängste. Wie kommt er zurück? Kommt er zurück? Wie ist er dann? Hat er sich verändert? Hat sich die Beziehung verändert?
Dicht gefolgt nach diesen Ängsten: die Sorgen und Nöte, die man ad hoc alleine Zuhause regeln muss. Die Kinder haben Probleme in der Schule, der Partner fehlt. Es muss einiges organisiert werden, der Partner fehlt. Man macht sich Sorgen und hat dringenden Redebedarf, der Partner fehlt. Doch nicht nur der Freund und Ehemann kann fehlen, auch der Vater und Sohn, der Bruder und auch die Schwester, die Frau, die Mutter. Längst sind nicht nur Männer beim Bund.
In Zeiten von Skype, WhatsApp und Email ist eines trotzdem nicht aus der Mode gekommen: der klassische Liebesbrief. Genau um diesen geht es in Katrin Schwarz‘ Buch „Ich kämpf mich zu dir durch, mein Schatz“. Autorin darf sie sich allerdings nicht nennen, nur Herausgeberin. Denn die Briefe, die abgedruckt wurden, sind nicht von ihr geschrieben, sondern nur gesammelt worden. Geringfügig bearbeitet, um ein einheitliches Bild zu schaffen. Der Rest bleibt pur. Pure Ängste, pure Nöte, pure Liebe. Auch wenn dies nicht immer gleich so anmutet.
Keine literarischen Meisterwerke…
„Es sind nicht immer direkt Liebesbriefe,“ muss Schwarz zugeben, „aber es steckt immer viel Liebe drin.“ Oft erzählen die Briefe vorrangig von den Momenten daheim, um dann verstohlen in einem Satz zusammenzufassen, wie es den Schreibern selbst geht. Andere wiederum erzählen nur vom Vermissen und der Sehnsucht davon, wie lange es noch dauert, bis man sich wieder sieht. Wieder andere platzen schier vor Vorfreude auf das baldige Heimkehren der so schmerzlich Vermissten.
Dabei darf man natürlich keine literarischen Meisterwerke erwarten. Diejenigen, die hier schreiben sind Ehefrauen und Freundinnen, Mütter und Väter, Ehemänner und Lebensgefährten, keine Schriftsteller, Dichter und Journalisten.
Doch gerade das macht den Reiz des Buches aus: die Menschlichkeit hinter den kurzen Texten. Das man beim ersten Lesen erkennt, zu welchem Zeitpunkt dieser Brief geschrieben wurde. Kurz nach dem Abschied, wenn der erste Trennungsschmerz schon etwas nachgelassen hat, wenn der geliebte Mensch für einen kurzen Besuch noch einmal im Land war, wenn man in den Vorbereitungen für die Heimkehr steckt.
Die Briefe sind nicht aus einem Rutsch, nicht aus einer Feder. Das macht nicht jeden gleich „gut“ in einem stilistischen Sinne. Aber jeden umso authentischer. Die Sprache, die angeschlagen wird, verrät nicht nur etwas über die Gefühle, die der Schreiber hat, sondern auch etwas über ihn als Person, über sein Alter, seinen Hintergrund. Mehr noch als der beste Schriftsteller dies könnte. Der Vater, der seinem Sohn einen regelkonformen Brief schreibt, die Freundin, die vor lauter Herzschmerz vergisst wenigstens ein „Hallo“ zur Begrüßung zu schreiben.
…“aber es steckt viel Liebe drin.“
Über eine eigentliche Handlung kann man wenig sagen. Die Briefe machen die Handlung, jeder von ihnen erzählt eine ganz eigene Geschichte. Genauso ist es nicht möglich über die Einwirkung einer „Autorin“ zu sprechen. Katrin Schwarz kann sich selbst nicht als solche bezeichnen und nimmt sich selbst als Herausgeberin stark zurück. Sie führt eher durch die Landschaften, die sich da auftun. Die werden wiederum komplett von den Briefeschreibern gestaltet.
Lesenswert ist das Buch besonders für diejenigen, die sich mit der (Gefühls-)Welt anderer auseinandersetzen wollen. Am besten authentisch und hautnah. Und dabei nicht gleich die große Kunst erwarten. Im Speziellen mit der Gefühlswelt des Lebenspartners eines Soldaten oder einer Soldatin. Herausgeberin Katrin Schwarz ist selbst Ehefrau eines Soldaten und kennt sich mit dieser Gefühlswelt nur zu gut aus. Aus eben diesen heraus gründete sie ein Onlineportal auf dem sich Soldatenfrauen und -Männer austauschen können.
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Erschienen ist das Buch im adatia-Verlag und kann beispielsweise über Amazon.de gekauft werden.
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