Zwei Jahre hat Thomas Kiessling darauf hingearbeitet, nun hält er sie in den Händen: Seine neueste CD „Weinreise“. Eine Hommage, nicht nur an die heimischen Weinsorten, die es wohl sonst nirgendwo auf der Welt so zu finden gibt, sondern auch an die Heimaten zwischen Mosel, Saar sowie Ruwer und natürlich an ein altes, fast vergessenes Liedgut.
Geburtsstunde und -Ort der Idee war passenderweise ein traditioneller Weinort an der Mosel: Mehring. Seit Jahren engagiert Thomas Kiessling sich dort in den alljährlichen Winzerspielen. Eine lange Tradition, in der mehrere Generationen zusammen auf der Bühne stehen, um Formationstänze aufzuführen. In Mehring sind zudem die amtierenden deutschen Meister dieser Winzertänze beheimatet. Es wird getanzt, aber auch gesungen und geschauspielert. Ein Event in der Dorfgemeinde, aber natürlich auch für ihre Besucher. Für Winzer und Nicht-Winzer und genau darum geht es: „Es geht um die Gemeinschaft. Etwas zusammen auf die Bühne bringen. Einfach Spaß zusammen haben.“
Vor zwei Jahren durfte Thomas Kiessling während des Spiels ein Lied singen, eine „Nationalhymne“ des Weines und der Winzer sozusagen: „Bei einem Gläschen Moselwein“. Ein Lied, das unter den Anwesenden wohl bekannt war, doch nicht nur wegen der schönen Noten berührt hat. „Die Aussage des Liedes ist eigentlich eine hochphilosophische: Ein alternder Vater, der seinem Sohn das Weingut übergibt und ihm dabei ein paar wertvolle Tipps mit auf den Lebensweg gibt. Das Ganze eben „Bei einem Gläschen Moselwein“.“
Es geht, wie man merkt, in diesen alten Liedern um mehr als nur um den kühlen Tropfen oder um (Kneipen-)Stimmung, es geht um ein Lebensgefühl, um Traditionen, auch um die harte Arbeit eines Winzers. Ein Beruf, der heute erneut Faszination auf die Menschen ausübt; in den letzten Jahren machten viele Prominente eben damit auf sich aufmerksam, dass sie sich ein zweites Standbein als Winzer zulegten. Dabei ist dieser Beruf eigentlich keiner, den man mal eben so ausüben kann.
„Bei einem Gläschen Moselwein“
Ein Knochenjob, vom ersten Tag an. „Wer schon mal bei einer Weinlese geholfen hat, kann erahnen, wie viel Arbeit hinter jeder Flasche Wein steckt. Damit ist man das ganze Jahr über beschäftigt, vom Reben zuschneiden und binden, bis zur Weinlese und letztendlich zum eigentlichen Wein keltern. Nichts für Halbherzige. „Ein richtiger Winzer steht nicht nur im Keller, sondern auch im Weinberg. Und das sieht man ihm auch an.“
Thomas Kiessling selbst hat während des vergangenen Olewiger Weinfestes nicht nur als Sänger mit seiner neuen CD geglänzt, sondern auch handfest mitgeholfen, im Verkauf im Weinstand.
Acht Stunden Wein und andere Getränke an durstige Weinfestbesucher verkaufen, auch kein einfacher Job: „Manche beschweren sich darüber, dass der Wein im Vergleich mit anderen Weinen so „teuer“ ist, aber sie sehen oft nicht die Arbeit, die dahintersteckt. Und die Qualität.“ Tradition ist eben vor allem eines: Arbeit und Pflege.
Genau wie seine neue CD: „Dahinter steckt auch viel Recherchearbeit. Nachdem ich „Bei einem Gläschen Moselwein“ in Mehring singen durfte, habe ich angefangen, etwas zu forschen: Wann wurden die Lieder zuletzt aufgenommen und wie?“ Dabei fand Kiessling heraus, dass die „jüngsten“ Aufnahmen dieses alten Liedguts bereits 40 Jahre auf dem Buckel haben. Er suchte weiter, nach mehr Liedern, nach Aufnahmen, nach Texten. Als sich einiges angesammelt hatte, wartete ein weiteres Aufgabenfeld auf ihn: die teilweise sehr alten Texte mussten stellenweise überarbeitet werden. „Statt „Moselwein“ singe ich beispielsweise „guter Wein“, so kann man das Lied auch an der Nahe oder Saar singen.“
Frischer Wind für altes Liedgut
Die Arbeit im Studio, zusammen mit Produzent Daniel Bukowski, stellte eine besondere Herausforderung dar: „Es ging ja nicht darum, die alten Aufnahmen neu aufzulegen, sondern den Liedern mit einem modernen, frischen Wind neues Leben einzuhauchen.“ Die Tradition zwar bewahren, aber mit modernen Elementen eine neue Richtung zu geben. Nicht nur auf die Blaskapelle zurückgreifen, sondern mit verschiedenen Instrumenten etwas Altes im neuen Gewand erscheinen lassen. Klavier und Streicher zaubern Klassik, Schlagzeug und Gitarre sorgen für lateinamerikanisches Feeling.
„Es geht auch darum, jungen Leuten zu zeigen, dass man traditionelle Musik durchaus wieder beleben kann. Ich fand es schön zu sehen, dass beim Olewiger Weinfest auch sehr viele junge Leute da waren. Ganze Cliquen haben zusammengesessen und Wein miteinander geteilt. Genau darum geht es bei solchen Festen, nicht ums Trinken, sondern um die Gemeinschaft, um das gemütliche Beisammensein. Das spiegeln auch die Lieder auf meiner CD wieder.“
Mit dieser CD ist für Thomas Kiessling ein lange gehegter Traum in Erfüllung gegangen. Eine Idee, die über zwei Jahre in ihm gereift ist und zudem einiges an Arbeit, aber vor allem Spaß gemacht hat. Mit der CD möchte er sich zudem mehr an die Winzer in der Region binden und einen Teil des Erlöses dem Verein „Nestwärme“ e.V zukommen lassen.
5vier.de wünscht Thomas Kiessling für seine neue CD „Weinreise“ viel Erfolg!
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