Der Porta Nigra Umbau sorgt noch immer für Gesprächsstoff in Trier. 5vier-Redakteur Lars Eggers hat sich die Entwürfe angesehen und sprach mit dem verantwortlichen Landschaftsarchitekten Leonard Grosch vom Atelier Loidl.
5vier: Herr Grosch, die Porta Nigra ist ein 2000 Jahre altes Gebäude. Wie sind Sie an dieses Objekt herangegangen?
Grosch: Die Porta Nigra ist ein ganz besonderes, einzigartiges Objekt, das spiegelt sich ja auch darin wider, dass es UNESCO Weltkulturerbe ist. In Berlin kann man ja schon froh sein, wenn überhaupt noch ein Barockgebäude zu finden ist; an einem komplett erhaltenen Gebäude aus der Römerzeit zu arbeiten ist da natürlich absolut einzigartig – darum wollen wir diese Rarität angemessen präsentieren.
Das große Problem ist hier die Höhensituation: Der römische Stadtgrundriss liegt zwei Meter tiefer als der heutige. Deswegen wirkt die Porta Nigra zur Zeit auch ein bisschen wie ein vergessenes Möbelstück. Das wollten wir natürlich beheben und haben unseren Entwurf dahingehend gestaltet, dass das Objekt wie in einer Schale präsentiert wird und vollständig zur Geltung kommen kann. Dabei ist uns wichtig, dass der Platz nicht einfach mit Beton verpflastert wird. Wir werden hochwertiges Material einsetzen, dass eine gewisse sinnliche Lebendigkeit ausstrahlt und sich an dem bereits in der Innenstadt vorhandenen Material orientiert. Es soll ein warmer, schöner Ort werden.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Einwohner große, leere Räume ablehnen. Aber dieser Platz wird nicht so groß sein. Da muss ja unheimlich viel passieren können: Veranstaltungen; Alltags- und Touristenverkehr – da würden zu viele Dekorationen, wie Beete, Bänke oder Leuchten nur im Weg sein. Es gilt in erster Linie die Porta zu würdigen und das haben wir versucht. Uns war klar: Hier darf kein Platz wie jeder andere hin.
5vier: Viele Trierer Einwohner sind ein wenig besorgt, dass dieses Projekt nun von einer Berliner Firma realisiert wird, die Hunderte von Kilometern entfernt sitzt. Wie haben Sie das Trierer Flair für sich eingefangen?
Grosch: Zuerst haben wir natürlich Trier selbst besucht. Man muss auch kein Trierer sein, um dieses großartige Bauwerk würdigen zu können, das Erbe der Porta hat eine gewisse Universalität. Als Landschaftsarchitekt ist man zudem ein Fachmann mit einer langen Ausbildung, die das Auge entsprechend trainiert.
Den Trierer Flair haben wir ganz einfach eingefangen: Wir haben nicht versucht, dem Ort etwas Neues aufzudrücken. Wir führen die Lösungen der Fußgängerzone an die Porta Nigra fort und machen nicht noch etwas anderes. Der Platz soll ein ruhiger und edler Fortsatz des existenten Stadtbildes sein. Oft sind da die einfachen Lösungen die besten, auch wenn sie auf den ersten Blick banal erscheinen mögen – einfach ist ganz schön schwierig! (lacht)
Auch darf man nie vergessen: Der erste Entwurf wird praktisch nie in der Form realisiert, wie man ihn jetzt zu Gesicht bekommen hat. Es wird noch Dutzende von Anpassungen, Änderungen und Bürgeranhörungen geben. Wir sind sehr offen für weitere Entwicklungen.
5vier: Welche Einschränkungen erwarten denn die Anwohner und Geschäftsinhaber am Platze während des Baus dieses Projektes?
Grosch: Das wird sich deutlich in Grenzen halten. Das Projekt soll in zwei, wenn nicht sogar drei Stufen gebaut werden, so dass immer eine Seite für den Fußgängerverkehr freigehalten wird. Die Einschränkungen werden demnach minimal sein.
5vier: Was wird sich an dem Platz verändern, wenn er fertiggestellt ist? Was werden die Vorteile der Besucher und Anwohner sein?
Grosch: Zu allererst wird – und das war auch das Ziel dieses Projektes – die Porta Nigra angemessen präsentiert und zur Geltung kommen. Sie ist ja kein wegefunktional benötigtes Tor mehr, wie zur Römerzeit, mehr ein Zitat aus dieser Zeit. Wir wollen deswegen in ihrem Umfeld einen schönen Platz entstehen lassen, der sowohl für Feste und Veranstaltungen geeignet ist, aber eben auch einfach zum Flanieren einlädt.
Wir hoffen, dass die Trierer Innenstadt so zu einer Einheit zusammenwächst, die Fußgängerzone mit der Porta ein würdiges Ende findet und man so Altstadt und Neustadt besser voneinander trennen kann.
Ich glaube, es entsteht wirklich ein schönes neues Stück Trier an dieser Stelle.
5vier: Herr Grosch, ich danke für das Gespräch.
Zum Schluss noch eine exklusives Video, dass die Porta heute und die Entwürfe des Atelier Loidl zeigt!
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Bildnachweis Titelbild: Atelier Loidl
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