Am Freitag den 17.09., einem beschaulichen Tag im September, habe ich einen besonderen Auftrag. Ich nehme die Linie 2 bis zur Bitburger Straße und begebe mich zu Fuß an die FH-Trier, wo ich die Crew von Spare Time Images treffen werde, die heute eine Special-Effects-Sequenz zu ihrem Highlander-Fanprojekt drehen will.
Trier. Leider findet das Ganze nicht unter sonnigem Himmel statt, sondern wir warten, bis es dunkel ist. Dann erst, so wird mir gesagt, kann das eigentliche Drehen beginnen. Hinter dem PC-Pool der FH Trier, die mit freundlicher Unterstützung das Gelände zur Verfügung stellt, hat man einen grandiosen Blick über die Stadt, und überhaupt war der erste Gedanke, der mir beim Anblick des Drehortes in den Sinn kam, dass diese Landschaft wohl auch denen im Film und in der Serie gerecht werden würde. Ich treffe auf ein paar Mitglieder der Crew, die heute bei bester Laune sind.
Organisation ist alles
Nach der Begrüßung dauert es nicht lange bis ich auch schon fest integriert werde: Was eben noch der „Typ von der Presse“ war, muss sich sogleich einbringen und mit anpacken! Dabei fällt mir auf, wie gut man sich hier organisiert hat, man merkt sofort: das Ganze ist nicht nur Spaß, sondern auch viel Arbeit und Organisation. Jeder hat hier seine speziellen Aufgaben, es gibt Produktionshelfer, eine Regisseurin, eine Kamerafrau, Schauspieler und freiwillige Helfer, zu denen ich mich natürlich auch rechne. Nachdem vorerst alles seinen Platz hat, verteilt Lars, der für die Produktion der heutigen Sequenz zuständig ist, die Kopien der Drehgenehmigung, mit der sich hier jeder rechtmäßig auf dem Gelände aufhalten darf. Ich bekomme auch eine. Man hat sich abgesichert. Nach der ersten Aufbauphase beginnt der „Highlander-Fan der ersten Stunde“, wie er sich selbst bezeichnet, mit der Sicherheitseinweisung des Teams, die, was mich verblüfft, gänzlich in englischer Sprache abgehalten wird. Da aber in Victor ein englischsprachiger Gast aus den USA zugegen ist und der auch eine der Rollen übernimmt, ist dies jedoch nicht weiter verwunderlich. Schließlich gibt es dem ganzen auch Authenzität. Das Englische ist sowieso überall, man redet von „Shots“, „Scene-Blocking“, „Screening“, und die obligatorischen „Action“ und „Cut“ dürfen natürlich auch nicht fehlen. Hollywoodstimmung kommt beim Laien zumindest schnell auf.
Hollywood meets Trier
Doch sind wir hier nicht in Hollywood, sondern in Trier und hier lautet die Devise: Filme selbst gemacht! Improvisation ist gefragt! Warum sollte man sich auch finanziell ruinieren, wenn man Kaufland-Tüten zu Lichtreflektoren umfunktionieren, einfache Gartenleuchten als Lichtspender nutzen und gewöhnliche Feuerwerkskörper für den Spezialeffekt nehmen kann? Das Hobby ist jedoch ganz und gar nicht billig: „Jeder hier hat investiert. In dem Projekt stecken ca. 8.000 Euro. Alleine die Kamera hat ca. 3000 Euro kostet“, so Lars, der sich seine Freizeitbeschäftigung gewissermaßen zum Beruf gemacht hat. „Wir haben alle mit den Kurzfilmen angefangen und waren sofort überzeugt. Wenn man einmal da drin steckt, kommt man so schnell nicht wieder heraus“, sagt er sichtlich angetan. Ich persönlich denke mir, dass es eine sehr interessante Erfahrung ist, einmal Teil eines Filmprojekts zu sein, auch wenn ich mir noch nicht vorstellen kann, was heute hier passieren wird.
Projekt ‚Highlander‘
„Highlander- Turning Tide“ ist ein Fan-Film, dessen Anfänge sich auf den November des Jahres 2007 datieren lassen. Nachdem man im Rahmen des Kurzfilmwettbewerbs „Einfach studieren“ des Offenen Kanals und des Studierendenwerks Trier mit dem satirischen Kurzfilm „Soziale Kompetenz“ erfolgreich den dritten Platz belegte, hat man ganz einfach Blut geleckt. „Wir sind eine Gruppe aus Studenten und Ehemaligen hier aus Trier, die sich noch im Studium zusammengefunden haben, weil wir alle Spaß daran haben, Filme nicht nur zu rezipieren, sondern sie auch selbst zu machen, sich Geschichten auszudenken und diese Geschichten dann, mit den gegebenen Möglichkeiten, technisch so gut es geht umzusetzen“, sagt Anna Deckmann, die heute die Regie führt. Das Projekt „Soziale Kompetenz“ hat ihnen dabei gezeigt, „dass sich Filme machen lassen“ und dass sich die ganze Arbeit auch lohnt: „Man kommt nicht mehr davon weg und sieht Filme einfach anders, wenn man sie selber macht. Jetzt sitze ich oft im Kino und denke ‚wow guter Shot‘.“
Und wieso nun gerade Highlander? „Ganz einfach aus dem Grund, weil wir es als umsetzbar angesehen haben. Highlander bietet, auch ohne dass man entweder sehr viel Zeit in digitaler Nachbearbeitung verbringt, oder eben unglaublichen Aufwand mit Kostümen und Kulissen am Set betreibt, die Möglichkeit, eine Story gut umzusetzen. Der Stoff braucht menschliche Darsteller, und selbst die Special Effects wie das typische ‚Quickening‘ (Übertragung der Lebensenergie nach einem Duell, Anm. d. Red.), die wir heute hier unter anderem drehen wollen, sind relativ einfach zu machen. Zweitens hat Highlander eine solide Fanbasis, das heißt man hat Publikum, was uns sehr wichtig ist.“ Dieses Publikum bietet ihnen die Möglichkeit des positiven Feedbacks, also auch eine gewisse Bestätigung in dem was sie hier tun. Ein gutes Beispiel dafür ist Victor, der die Crew auf ihrem YouTube-Channel gesehen und sie daraufhin spontan angeschrieben hat. Heute steht er hier am Set und übernimmt die Rolle eines „Immortal“, also eines Unsterblichen.
Es kann nur einen geben
Das Ziel des Projektes ist es, einen Fan-Film zu produzieren, „das heißt einen Film, der in einem Universum spielt, in dem Charaktere und Handlung bereits vorgegeben sind – wie in diesem Falle Highlander – und der als Hommage gedacht ist, aber gleichzeitig einen eigenständigen Film mit eigenständigen Charakteren und einer eigenständigen Handlung verkörpert“, klärt mich Lars bereitwillig in den Drehpausen auf. Man will einen Film, der, soweit man das als Freizeitprojekt bewerkstelligen kann, so professionell wie möglich ist und dabei „so viel Spaß wie nur möglich hat“. Die Freunde hatten anfangs eigentlich noch ein anderes Projekt, doch dieses hatte sich als schwer umsetzbar erwiesen. „Wir waren damals schon in der Pre-Production und haben einfach festgestellt, dass wir nicht zufrieden sind. Wenn man sich als vergleichsweise kleines und noch weitgehend unbekanntes Projekt gleich zu Anfang übernimmt, ist das nicht besonders förderlich. So sind wir dann auf Highlander gestoßen“, sagt Anna. Die Geschichte von Highlander erweist sich als unkompliziert: „Man hat ein paar Unsterbliche, die nur dadurch getötet werden können, dass man ihnen den Kopf abschlägt, in der Konsequenz suchen sich diese Unsterblichen gegenseitig auf und schlagen sich die Köpfe ab, denn irgendwann soll es zum grandiosen Endkampf zwischen den letzten beiden Unsterblichen kommen. Wer dann gewinnt wird der Herrscher der Welt. Es kann nur einen geben.“ Die Story von Highlander bedient dabei viele Aspekte wie Humor, Action, Fantasy, Drama und Science-Fiction, was sehr entgegenkommend ist und Spielräume bietet. Dass es ein Fanprojekt ist bedeutet jedoch nicht, dass man sich 1:1 an der Ursprungshandlung orientiert. Die Handlung ist zwar ähnlich, aber dennoch anders als in den ursprünglichen Filmen. „Wir wollen nicht den normalen Plot, wir wollen, dass die gewohnten langatmigen Dialoge, wie man sie in den Highlander-Filmen und der Serie kennt, einem gewissen Aktionismus weichen, das heißt, dass es direkt zum Kampf kommt, damit der eingefleischte Fan auch mal ein wenig Abwechslung erlebt“, erläutert Lars.
Um ein solches Projekt in Angriff zu nehmen, muss man zunächst einmal eine Geschichte haben, die man erzählen will und auf der schließlich das Drehbuch beruht. „In unserem Fall ist es zum Beispiel Sabine: wir nehmen eine Frau als Antagonistin, keinen 2,10m Barbaren, sondern eine 1,54 m Schwertkämpferin“, so Anna.
Man orientiert sich neben dem ersten Film aus dem Jahre 1986 am ehesten noch an der gleichnamigen Serie, die diese Möglichkeiten noch besser ausschöpft und eben auch eine Low-Budget Produktion war. Die Serie, die von 1992 bis 1998 in insgesamt sechs Staffeln lief, zeigt dem Team, dass es keine unerreichbaren finanziellen Hürden gibt. Das Projekt Spare Time Images, und dies sei hier betont, ist ein nonkommerzielles Projekt. „wir machen das hier hauptsächlich aus Spaß und fahren eher noch finanzielle Verluste ein“, so die Regisseurin und hauptberufliche Werbetexterin. „Zwischendurch funktioniert vielleicht etwas mal nicht, aber am Ende des Drehs schaut man zurück und sagt: Wow, das hab ich erreicht? Und alles in allem war es einfach cool.“
Ich habe als Gast am Set zu „Highlander – Turning Tide“ hautnah miterleben dürfen, mit welchem Eifer diese Hobbyfilmer an ihr Werk gehen und dass der Spaß hier nicht zu kurz kommt. Es ist alles durchorganisiert und jedes Rädchen funktioniert, da gehört das leckere Chili und der wärmende Tee zur Auflockerung der Crew genauso dazu, wie das gemeinsame Aufbauen des Sets, was natürlich Zeit kostet. Anna betont auch die immens wichtige Rolle der Helferinnen und Helfer, deren Arbeit ihnen eine große und unverzichtbare Hilfe ist. Arbeit wird es jedoch auch in Zukunft noch geben. „Das Projekt ist in jedem Fall längerfristig angelegt. Da wird noch viel auf uns zukommen. Organisation muss daher sein. Wenn dann niemand da ist, der sagt, wo es langgeht, oder der einmal mit anpackt geht das alles völlig unter. Aber einfach zu wissen, dass es das, was wir hier machen, ohne uns einfach nicht gegeben hätte, gibt uns die nötige Motivation.“
Was die Zukunft bringt. Wird es „nur einen“ geben?
Die Hobbyfilmer können sich also sehr wohl vorstellen, noch einen zweiten Film zu drehen. Doch was die Zukunft nun genau bringt und wo es das Team letztendlich hin verschlägt, das kann hier niemand genau sagen. „Wir wollen auf jeden Fall weiter machen. Im besten Fall wird es dann „zwei oder drei geben“, sagt sie lachend. Denjenigen die Lust verspüren, vielleicht einmal selbst einen Film zu drehen rät sie: „Tut es einfach! Von uns aus schreibt uns eine Mail und wir geben euch an Tipps und Tricks, was wir können, aber man sollte sich über den Faktor ‚Arbeit’ im Klaren sein. Man darf nicht die Augen davor verschließen, dass Filme einfach Arbeit und Stress machen. Am Ende ist es aber einfach Arbeit, die unglaublichen Spaß macht, sonst wären wir alle nicht hier“.
Wer die Arbeiten von Spare Time Images sehen möchte, der kann einfach ihren Youtube– Channel besuchen und abonnieren. Dort finden sich einige Teaser zu „Highlander – Turning Tide“, aber auch ältere Kurzfilme wie „Soziale Kompetenz“. Auch den neuesten Teaser zu den Special Effects kann man dort unter dem Namen „It has begun“ bestaunen.
Barbara meint
Echt toll solche News zu lesen!
Macht weiter so!!!
Kai meint
Toller Artikel, ich kann es kaum noch warten, bis der Film fertig ist 🙂 Ich drück euch auf jeden Fall die Daumen, dass es keine Probleme gibt und ihr viel Spaß habt 🙂
Patrick meint
Sehr schöner Artikel.
Freut mich, dass der Film und das Team so viel Aufmerksamkeit bekommt. Verdient ist es alle mal.
Bin sehr gespannt auf neues Material vom Dreh und natürlich auf den fertigen Film.
Viel Glück und Spaß weiterhin.
Gruß
Put Put
Jens meint
Es ist erfreulich zu hören, dass es weitergeht mit den Dreharbeiten.
Ich verfolge das Projekt jetzt, seit Lars es dem Highlander-Forum präsentiert und schmackhaft gemacht hat.
Auf jeden Fall ist es interessant mal etwas über die Produktion aus Sicht eines Aussenstehenden zu erfahren.
Danke für diesen Artikel.
Einen Verbesserungsvorschlag an den Autor habe ich allerdings: MacLeod schreibt man mit „a“. 🙂
zittrig meint
Hi Lars und ein Hallo an die restliche Filmcrew!
Dieser Artikel war imo das vorletzte Sahnehäubchen für Euer Projekt. Das letzte? Die Premiere 😉
Durch den Artikel sollten nun noch mehr HL-Fans auf das Projekt aufmerksam werden, und wie die Mitglieder des Highlander Forums mit Spannung auf das Ergebnis warten.
Weiterhin viel Spaß und Erfolg!
LG
zittrig