Am Freitag, 30. August, fand im Rahmen des Mosel Musikfestivals eine ganz besondere Show in der Arena Trier statt: Die Breakdancegruppe Flying Steps, mit ihrem Welttournee-Programm Flying Bach. Der Name ist Programm, denn getanzt wird zu den Kompositionen Bachs.
Wer denkt, Breakdance ist doch schon lange out, dem muss gesagt sein, er irrt sich. Zwar ist es ein bisschen stiller in den letzten Jahren um diese besondere Art der tänzerischen Bewegung geworden, doch das bedeutet noch lange nicht, dass sie out ist. In fast jeder Stadt gibt es mindestens ein Zentrum, um Breakdance zu lernen und damit dieses besondere Lebensgefühl in sich aufzunehmen. Nun gut, dann ist Breakdance eben nicht out; aber klassische Musik, die ist es bestimmt. Auch hier befindet man sich auf dem Holzweg. Klassik erlebt gerade ein kleines Revival. Besonders, wenn man es mit Breakdance mischt, wie die Breakdancetruppe von Flying Steps mit ihrem Welttournee-Programm Flying Bach am Freitag eindrucksvoll beweisen konnte.
Zwei Pianisten betreten die Bühne, einer am klassischen Flügel, der andere am noch klassischeren Cembalo. Man spielt Bachs Präludien, zwischendurch neu produziert mit elektronischen und Hip Hop Einflüssen, dazwischen ertönt immer wieder das Quietschen von Turnschuhen auf einer glatten Tanzoberfläche. Klingt nicht nach einem klassischen Konzert im klassischen Sinne. Ist es auch nicht.
Tanz und Musik
Vielmehr verschmelzen hier zwei große Künste zu einer gemeinsamen großen Kunst. Tanz und Musik passen zusammen wie nichts auf der Welt. „Zwei Sprachen, die auf der ganzen Welt gesprochen und verstanden werden“, so kündigten es die Veranstalter an. Wie recht sie hatten, konnte ihnen zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar sein. Dass diese beiden „Sprachen“ nicht nur übergreifend verstanden werden, sondern auch in ihren extremsten Ausformungen noch hervorragend zusammenpassen, zeigte Flying Bach.
Eine Prima Ballerina schwebt über die Bühne und wird von sieben Breakdancern von selbiger wieder vertrieben: Obwohl die beiden Tanzstile scheinbar nichts gemeinsam haben, ist sie sofort fasziniert und möchte Teil der Gruppe sein, die sich um ihren Tanzlehrer versammelt hat. Nach einigen Schwierigkeiten und Rückschlägen darf sie mit trainieren für den großen Auftritt, doch Teil der Truppe zu werden ist schwieriger als sie gedacht hätte.
Die im ersten Moment befremdliche Mischung ist es, die den Reiz von Flying Bach ausmacht. Bachs Virtuosität auf dem Klavier wird durch die moderne Bearbeitung nicht gebrochen, sondern bereichert. Die fließenden Bewegungen der Ballerina werden durch die schnellen, rhythmischen Bewegungen der Breakdancer nicht aus dem Konzept gebracht, sondern lassen sie sogar zu Höchstformen auflaufen. Die Performance lädt zum Träumen und Mitdenken ein, Klassik muss nichts Verstaubtes haben und Breakdance findet sich schon lange nicht mehr nur auf der Straße.
Ein Event, das Jung und Alt begeistert
Zu einem großen Teil wurde die Veranstaltung von JTI gesponsert, was den Preis um die Hälfte dezimierte und die Karten mehr als erschwinglich werden ließ. Nicht nur Hermann Lewen vom Mosel Musikfestival, in dessen Rahmen die Veranstaltung präsentiert wurde, musste JTI für die Unterstützung danken. Auch die Gäste und Zuschauer werden wohl einiges vom Abend für sich mitnehmen. Immerhin präsentierte sich Flying Bach als ein gemeinsames Event, was Jung und Alt begeistern konnte. Vor einigen geladenen Gästen präsentierten JTI und die Arena Trier noch ein Live-Interview mit Tänzer Mikel und Pianist Christoph Hagel, mit anschließender Live-Performance, in der sogar Mutige aus dem Publikum ihr Können unter Beweis stellen durften.
Flying Bach ist nicht nur ein wagemutiges Experiment, sondern auch ein großer, weltweiter Erfolg und ein lebendiges Beispiel dafür, dass Alt und Neu nicht immer zu einer gut gemeinten, aber schlecht gemachten Mischung werden müssen. Glückwunsch, an alle, die am Freitag in der Arena teilhaben durften und viel Glück an alle, die für einen Termin in der Nähe eine Karte ersteigern möchten. Es lohnt sich!
Fotos: www.flying-steps.de
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