Zart besaitet sollte man nicht sein, wenn man sich auf „Bad Neighbors“ mit Seth Rogen und Zac Efron einlässt. Doch die Komödie um einen absurd eskalierenden Nachbarschaftsstreit gehört zu den gelungeneren Komödien des Jahres und bietet doch einiges mehr als vergleichbare Produktionen vom Hollywood-Komödienfließband. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer CinemaxX angesehen.
Das Leben von Mac und Kelly Radner (Seth Rogen und Rose Byrne) hat sich seit der Geburt der bezaubernden Tochter Stella extrem verändert. Mit den letzten Ersparnissen wurde ein gemütliches Haus in einer beschaulichen amerikanischen Vorstadtidylle erworben und das Partyleben wurde von einer bleiernen Müdigkeit abgelöst, die wohl nur junge Eltern nachempfinden können. Als im Nachbarhaus eine chaotische Studentenverbindung einzieht, sieht sich das junge Paar mit dem Spießer in sich konfrontiert. Dabei hatte man sich eigentlich für cool und jung geblieben gehalten. Ein erster Versuch, sich mit den neuen Nachbarn anzufreunden, um ein wenig Kontrolle über die Lautstärke der nächtlichen Gelage ausüben zu können, scheitert kläglich und die Situation eskaliert, als die Polizei eingeschaltet und der “Kreis des Vertrauens” zwischen den Nachbarn zerstört wird. Was folgt ist ein sich kontinuierlich weiter zuspitzender Nachbarschaftskrieg, der die Lachmuskeln und manchmal auch die eigene Ekelgrenze strapaziert.
Nicholas Stollers (Nie wieder Sex mit der Ex) Film punktet vor allem mit der sympathischen und talentierten Darstellerriege. Seth Rogen kann man in seinem verzweifelten Versuch, die unter einem haarigen Wohlstandsbauch verborgene Partylöwenvergangenheit am Leben zu halten, nur gern haben und auch seine Gattin wird nicht nur eindimensional als ruhebedürftige Zicke, sondern mit Wärme und Tiefe dargestellt. Das Gegenkonzept lebt im Haus nebenan. Zac Efron hat nahezu ohne Unterlass die Gelegenheit, seinen beneidenswert austrainierten Prachtkörper zur Schau zu stellen. Er spielt Teddy, Präsident der Studentenverbindung, der eine Gegenwart und Jugendlichkeit lebt, von der er allerdings (noch) nicht weiß, dass auch sie sich ihrem Ende zuneigt. In seinem Nachbarn erblickt er ein Bild der eigenen Zukunft, die ihm mehr Angst macht, als er sich eingestehen will. Auf der anderen Seite verkörpert Teddy für Mac ein Leben, von dem er sich innerlich noch nicht verabschiedet hat. Die gute alte Zeit, die mit der Geburt der Tochter ein jähes Ende gefunden hat. So entwickelt der Film eine erstaunliche Tiefe und wird in seinen besten Phasen zu einer innovativen “Coming of Age” Geschichte. Aber man sollte schon über Penis- und Euterwitze lachen können, um uneingeschränkt Spaß an Bad Neighbors haben zu können.
Die Botschaft am Ende kann man hier getrost vorwegnehmen. Auch Eltern können cool sein und das Leben endet nicht mit einem Studienabschluss und dem Übergang in die Erwachsenenwelt. Und das eigene Kind als Methkoch Walter White aus Breaking Bad zu verkleiden, ist ja wohl der Gipfel der Coolness.
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