Von Stephen Weber
Winterpause in der Fußball-Bezirksliga West. Hinter uns liegen fünf aufregende Monate, die alles aufzubieten wussten, was den Amateurfußball eben so reizvoll macht: Rassige und gut besuchte Nachbarschaftsduelle auf Augenhöhe, torreiche Begegnungen mit überraschenden Siegern, strittige Schiedsrichterentscheidungen und reichlich Gesprächsstoff für die dritte Halbzeit. 5Vier.de war die Vorrunde stets vor Ort auf Ballhöhe und lässt das Geschehen um das lederne Runde der Bezirksliga für seine Leser noch einmal Revue passieren.
21 Spieltage ist die laufende Saison der Bezirksliga West bereits alt, und eines war sie gewiss nicht: Langweilig. In 192 bestrittenen Duellen fielen zusammengezählte 652 Tore. Das macht einen Schnitt von 3,4 Buden pro Partie. Einen besonderen Anteil hatten hierbei die etablierten Torjäger der Vereine, vornweg Lukas Kramp. Allein der Stürmer der SG Schoden vermochte es, das Leder 20 Mal im gegnerischen Gehäuse unterzubringen. Ihm folgen mit 18 Treffern Daniel Alsina Fonts (SV Leiwen-Köwerich) und mit jeweils 16 Torerfolgen Andreas Neuerburg (FC Bitburg) und Andreas Theis (SG Großkampen). Ein Kabinettstückchen gelang am 19. Spieltag dem amtierenden Torschützenkönig Pascal Mertens (SG Ralingen), als er es beim 9:2-Erfolg über den SV Leiwen-Köwerich im Alleingang sechs Mal klingeln ließ und zu Mann des Spieltags avancierte (zum Portrait)
Mannschaftlich betrachtet, war der SV Konz mit 54 erzielten Treffern die Torfabrik der Hinrunde und das, obwohl keiner der Spieler mehr als zehn Zähler auf seinem Torkonto vorzuweisen hat. Das negative Pendant stellt der Liga-Neuling SV Niederemmel dar, der nicht nur mit zwölf erzielten Toren und mageren zehn Punkten die rote Laterne hält, sondern auch mit 47 Gegentoren als Schießbude der Liga bezeichnet werden kann.
Der Tabellenkeller
Für die Mannschaften im unteren Drittel der Tabelle kommt die Winterpause gelegen, um für den wichtigen Endspurt der Rückrunde neue Kräfte zu sammeln und verletzte Spieler wieder in den Kader zu integrieren. Zwischen dem Tabellenvorletzten SG Zell-Bullay/Alf und dem 13. Platz des SV Morbach II liegen gerade mal acht Zähler Unterschied. Beide Vereine erlebten in den vergangenen Wochen eine ernüchternde Niederlagenserie und rutschten aus einst sicheren Gefilden in die bedrohliche Tabellenregion ab. Besonders dem Rheinlandliga-Absteiger aus Zell fehlte es an nötigem Fortune, so dass das neu formierte Team lediglich einen Punkt aus den vergangenen zehn Partien ergattern konnte. Auch die Liga-Novizen aus Niederemmel und Ahbach schafften es bisher noch nicht so recht, sich in der höheren Spielklasse zu akklimatisieren. Beide Klubs starteten zwar ordentlich in die Spielzeit, schafften es jedoch nicht, konstante Leistungen abzurufen, weshalb sie seit dem vierten Spieltag auf einem Abstiegsplatz stagnieren.
Ebenfalls letzte Saison abgestiegen aus der Rheinlandliga ist der SV Dörbach. Viele Leistungsträger haben als Konsequenz den Verein verlassen und man versuchte einen Neuanfang in der Bezirksliga West, der bisher mittelprächtig verlief. Nach einem denkbar ungünstigen Start konnte sich die Elf unter ihrem neuen Trainer Rudi Jung spielerisch zwar fangen, ist aber mit Platz 14 weiterhin in akuter Abstiegsgefahr. „Ich bin eigentlich nicht ganz unzufrieden mit unserer Leistung. Wir haben gut gespielt, aber leider vor dem gegnerischen Tor Ladehemmungen. Das hat uns den ein oder anderen Sieg gekostet,“ so Rudi Jung. Deswegen will man in der winterlichen Verschnaufpause nochmal auf dem Transfermarkt aktiv werden, um den ausgedünnten Kader zu verstärken. „Nach dem Abstieg mussten wir zu 90 Prozent auf A-Jugendliche und Kreisligaspieler zurückgreifen. Dafür haben wir uns ehrlich wacker geschlagen. Unser Ziel war vor der Saison der Klassenhalt und ich bin mir sicher, dass wir das erreichen.“
Gleichsam enttäuschend im Vergleich zum Vorjahr verläuft bisweilen die Saison des FC Bitburg. Neben internen Querelen in der Vorstandsetage, lieferte das Spielerensemble von Reiner Roth über weite Strecken mäßige Leistungen ab. Am neunten Spieltag war man mit Rang fünf noch voll im Soll. Doch auch der FC verlor seinen Spielrhythmus und holte anschließend nur noch sieben Punkte bis zur Winterpause, so dass man mit lediglich 21 Punkten knapp vor einem Abstiegsplatz überwintern muss.
Das gesicherte Mittelfeld
Das gesicherte Mittelfeld oder auch Niemandsland der Bezirksliga reicht von Platz fünf bis zwölf. Hier findet man mit dem SV Föhren das Überraschungsteam der letzten Saison, der SG Schoden eine der positiven Erscheinungen der aktuellen Spielzeit oder den Aufstiegsfavoriten SV Krettnach. Eine Achterbahnfahrt der turbulenten Sorte erlebte die SG Laufeld bisher. Noch dritter am zweiten Spieltag, fand man sich zur Mitte der Hinrunde nach einer Schwächephase plötzlich auf einem Abstiegsplatz wieder. Als man am 16. Spieltag noch Vierzehnter war, begann allerdings die Kehrtwende. Im Gegensatz zur Konkurrenz lies man sich von den anbrechenden Wintertemperaturen nicht abschrecken und gewann beeindruckend die letzten fünf Begegnungen der Vorrunde allesamt, mit einem fünften Tabellenplatz als Resultat des Aufschwungs.
Unerwartet kommt für viele die durchwachsene Leistung des SV Krettnach. Für ein Gros der Trainer und Experten war das Team, das in der letzte Saison den Aufstieg nur hauchdünn verpasste, der Topfavorit auf den Meistertitel. Aber gegenwärtig bleibt die Truppe von Coach Erwin Berg mit Tabellenplatz sechs und 13 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter SG Lüxem/Wittlich weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück. Auch eine Überraschung, jedoch positiv, ist der Saisonverlauf der SG Schoden. Mit einem sehr jungen Kader trat Teamchef Peter Schuh den Spielbetrieb an und wusste über viele Phasen der Saison hinweg zu überzeugen. Besonders in der Offensive mit Zugpferd Lukas Kramp konnte man bisher seine Zuschauer und Beobachter begeistern. Die Schwachstelle bleibt wie in der letzten Saison jedoch die Defensive. Mit einem Torverhältnis von 42:41 weist man als Siebter zwar eine positive Bilanz auf, hat aber dennoch die fünftmeisten Gegentore der Liga kassiert. Wäre Schlussmann Mark Alexander Körner nicht das ein oder andere Mal über sich hinausgewachsen, wäre diese Statistik deutlich negativer ausgefallen. Das weiß auch Trainer Peter Schuh: „In der Offensive sind wir gut besetzt, aber in der Abwehr müssen wir jetzt in der Vorbereitung einige Schwachstellen ausmerzen. Wir schießen viele Tore, aber fangen auch zu viele. So haben aber immerhin unsere Spiele großen Unterhaltungswert.“ Er hofft, dass weiterhin junge Talente zur SG wechseln, weil sie hier eine Perspektive sehen, Einsatzzeit zu erhalten und sich dadurch spielerisch zu verbessern. So könnte man die schwächelnde Abwehr nachhaltig stabilisieren. Zur anstehenden Rückrunde sagte Peter Schuh weiter: „Wir wollen schnellstmöglich den Klassenerhalt sichern. Es sind nur neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegsregionen. Wenn wir das erreicht haben, können wir uns wieder darauf konzentrieren die jungen Nachwuchsspieler zu fördern.“
Auch für die weiteren Teams im Mittelfeld (SV Leiwen-Köwerich, SG Ralingen, SG Großkampen und SG Osburg) geht es in erster Linie in der zweiten Saisonhälfte darum, ab und an ein Ausrufezeichen zu setzen, aber auch junge Nachwuchstalente nach und nach an den Seniorenkader heranzuführen. Bleiben ihre Ergebnisse konstant und die Stammformationen weitestgehend von schwerwiegenden Verletzungen verschont, dürften sie mit dem Abstiegskampf nicht näher in Berührung kommen.
Die Spitzengruppe
Die besten Karten im Aufstiegsrennen halten momentan die SG Lüxem/Wittlich und Rheinlandliga-Absteiger SG Ellscheid in ihren Händen. Beide Vereine wurden vor der Saison zum Favoritenkreis gezählt und konnten diese Vorschusslorbeeren bestätigen. So haben sie die Tabellenpositionen eins und zwei seit dem sechsten Spieltag fest gebucht, nur die Rolle des Jäger und des Gejagten wechselte mitunter. Die Fans der Bezirksliga dürfen sich also auf ein ähnlich spannendes und dramatisches Saisonfinale wie im letzten Jahr einstellen. Das Hinspiel beider Teams endete übrigens 1:1, was beweist, dass hier zwei gleichwertige Kollektive um den Platz an der Sonne kämpfen. (Das vielleicht entscheidende Rückspiel findet voraussichtlich am 01.04.2012 in Ellscheid statt.)
Das diesjährige Überraschungs-Ei ist der zweite Anzug des SV Mehring. Frisch aufgestiegen aus der Kreisliga mischt die Elf von Markus Kuhnen bisher munter und nassforsch die Liga auf und konnte sich einige Achtungserfolge erspielen. Dank eines dritten Platzes und gerade Mal drei Punkten Rückstand auf die Pole Position steht man obendrein weit über den allgemeinen Erwartungen. Der entscheidende Faktor hierfür ist die enorme Heimstärke der zweiten Mehringer Mannschaft. Auf eigenem Rasen sammelten der Sportverein 29 von 33 möglichen Punkten, mit einem beeindruckendem 39:6 Torverhältnis. Wenn Markus Kuhnen es schafft, in der zweiten Saisonhälfte mit seinen Jungs auch auswärts so dominant aufzutreten, ist der SV Mehring II mehr als ein Geheimtipp auf den Meistertitel.
Ebenfalls noch dabei im Rennen um die Krone ist erneut der SV Konz. Anfang der Saison durchlief das Team eine kleine Talsohle mit einem zwischenzeitlichen Tabellenplatz 13 am 7. Spieltag. Doch zur Freude der Konzer Fans und Verantwortlichen bekam die Elf von Patrick Zöllner noch rechtzeitig die Kurve. Sie haben sich mittlerweile auf dem vierten Rang mit 37 Punkten festgebissen und konnte den Abstand auf die Tabellenspitze auf sechs Zähler verringern. Wie der Tabellennachbar aus Mehring hat sich der Konzer Rasen zu einer schwer einnehmbaren Festung entwickelt. Nach einer deftigen 1:5-Niederlage am 4. Spieltag daheim gegen den SV Leiwen-Köwerich hat der Sportverein keine Partie zu Hause mehr verloren. Mit 22 von 27 möglichen Punkten in der Heimat und dabei 33 erzielten Toren (mehr als drei Tore im Schnitt pro Partie) schielt Patrick Zöllner und seine junge Truppe weiterhin in Richtung Aufstieg. So sagte er im Interview: „Wir sind bisher voll im Soll! Unser ausgerufenes Saisonziel war Platz drei bis fünf, aber man sollte Platz eins trotzdem mal im Auge behalten.“ Dazu müssten sie allerdings ihre Schwäche gegen die direkten Kontrahenten beilegen. Der SV Konz gewann nur eines der vier Spiele gegen das Spitzentrio und ließ damit wichtige Punkte im Meisterschaftsrennen liegen. Auf diese Schwächte möchte Zöllner in der Vorbereitung eingehen: „Wir müssen unser Defensivverhalten verbessern, da wird in der Winterpause unser Hauptaugenmerk liegen. Des weiteren hoffe ich auf ein paar Neuzugänge, wenn die Ablöse stimmen sollte.“
Werner Bloch meint
Warum wird denn der SV Lambertsberg in Ihrem Bericht mit keinem Wort erwähnt, die spielen doch auch in der Bezirksliga,oder?