Volker Streiters Debütroman „Fischblasenschlitzer“ wurde in der 5vier.de-Bücherecke des Monats März bereits besprochen, doch der Autor war weiter sehr fleißig und hat sich vor allem dem Krimigenre gewidmet. Das liegt nahe, denn Volker Streiter ist Polizist. Im Gespräch mit 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke berichtet der Autor, wie schwer es für einen Nachwuchsschriftsteller ist, sein Buch auf den Markt zu bekommen, wie viel Disziplin dazugehört und wie er sich zu seinen Büchern inspirieren lässt.
5vier: Nach „Fischblasenschlitzer“ haben Sie ja einiges an Schreiberfahrung gewonnen. Wie bewerten sie den Roman heute mit etwas Abstand?
Volker Streiter: Ich erinnere mich vor allem an ein großes Vergnügen, das ich beim Schreiben hatte. Die Entstehung war eher zufällig. Ich habe mit einer kleinen Geschichte rund um Professor Hülsenbusch an einem Münchhausen-Wettbewerb der Stadt Bodenwerder teilgenommen. Natürlich habe ich nicht gewonnen, aber das Schreiben hat so viel Spaß gemacht, dass ich die Idee weitergesponnen habe und so ist das Buch entstanden. Einige Dinge würde ich heute vielleicht anders machen oder kürzen, aber letztendlich ist der Roman für mich abgeschlossen und ehrlich gesagt habe ich auch schon länger nicht mehr in ihn reingeschaut.
5vier: Wie sind Sie denn auf die Figur des exzentrischen Professors Hülsenbusch gekommen, mal abgesehen von seiner Anlehnung an die Münchhausenfigur?
Volker Streiter: Bei der Gestaltung der Figur hatte ich Martin Held vor Augen, der in den 50er- und 60er-Jahren einer der bekanntesten deutschen Schauspieler war. Vor allem seine komischen Rollen sind einfach wunderbar. Hülsenbusch ist sicher ein besonderer Charakter, als Autor muss man darauf achten, dass man der Figur über den gesamten Roman hinweg gerecht wird und gewissermaßen in der Vita bleibt, damit es bei aller Übertreibung auch glaubwürdig ist. Der Autor ist seiner Figur verpflichtet und manchmal entwickelt sie auch ein gewisses Eigenleben.
5vier: Nun ist das Schreiben eines Romans die eine Sache, eine ganz andere ist es, jemanden zu finden, der das Buch dann auch auf den Markt bringt. Wie schwierig ist dies für Nachwuchsautoren?
Volker Streiter: Das ist nicht nur schwierig, ich würde fast so weit gehen, dass es fast unmöglich ist. Die Verlage bekommen Unmengen von unverlangt eingesandten Manuskripten und Leseproben, als Autor kann das eine sehr enttäuschende Erfahrung sein, man hat sich schließlich sehr viel Mühe mit seinem Buch gegeben. Wenn dann ein Formschreiben zurückkommt, dem man deutlich anmerkt, dass das Manuskript wahrscheinlich noch nicht einmal angeschaut wurde, kann das schon sehr deprimierend sein. Ohne Kontakte und große Beharrlichkeit kommt man leider nicht weit.
Volker Streiter: Ich habe letztendlich sehr viel Glück gehabt. Ich bin später dazu übergegangen, nicht mehr wahllos Leseproben an alle möglichen Verlage zu schicken, sondern mir ganz gezielt passende Partner auszusuchen, die ich formlos angeschrieben habe, dass da etwas Neues vorliegt. Man sollte sich mit dem Verlagsprogramm vorher genau befassen und begründen, warum das eigene Buch da gut hineinpassen würde. Das geht bei kleinen Verlagen oft leichter als bei den ganz Großen.
5vier: Nach „Fischblasenschlitzer“ haben Sie vor allem Krimis veröffentlicht. „Blutzeug“ spielt in Köln, ihr letzter Roman „Fressen ihn die Raben“ ist ein Alpenkrimi. In Kürze erscheint dann auch das neue Buch, das an der Nordsee spielt. Man bekommt den Eindruck, dass Reisen Ihre größte Inspirationsquelle sei.
Volker Streiter: Das ergibt sich eher zufällig. Für den Alpen- und Amrumkrimi habe ich zwei meiner Lieblingsorte verarbeitet. Ich würde diese beiden Romane gerne als Urlaubskrimis verstanden wissen. Die Landschaft spielt eine große Rolle und die Handlung ist eher ruhig und verschlungen.
5vier: Nun sind Sie ja nicht nur Urlauber, sondern im Beruf Polizist. Welchen Einfluss hat dies auf die Romane?
Volker Streiter: Ich arbeite nicht bei der Kriminalpolizei, von daher sind meine Krimis nicht wie viele andere quasi Lehrbücher der Polizeiarbeit. Bei mir ermitteln die Beamten eher am Rande. „Blutzeug“ zum Beispiel ist aus der Perspektive eines mordenden Priesters geschrieben. Die Polizei ist da gewissermaßen Mittel zum Zweck, um Druck auf den Täter auszuüben. Ich bin allerdings auch 15 Jahre auf Streife gefahren, da bekommt man natürlich viel mit. Einfluss hat dies dann eher auf die präzise Beschreibung von Orten, Dingen und Gerüchen. So habe ich zum Beispiel die verwahrloste Wohnung eines Alkoholikers sehr plastisch beschrieben, das hätte ich wohl so nie gekonnt, wenn ich so etwas im Rahmen von Einsätzen nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.
5vier: Nun sind Sie ja durchaus produktiv und haben in wenigen Jahren einige Bücher veröffentlicht. Wie finden Sie neben Ihrem Beruf überhaupt die Zeit?
Volker Streiter: Die Zeit nehme ich mir einfach. Ich versuche jeden Tag etwa eine Stunde oder 90 Minuten an meinem Buch zu arbeiten. Ohne Disziplin kommt man als Autor nicht weit. Gerade als Anfänger neigt man dazu, sich in seiner Handlung zu verzetteln und wenn man nicht kontinuierlich an und mit seinem Stoff arbeitet, ist das Scheitern vorprogrammiert.
Volker Streiters Nordseekrimi wird zurzeit lektoriert und 5vier.de freut sich auf die Veröffentlichung. Neben den genannten Büchern hat Volker Streiter noch einen humorvollen Stadtführer veröffentlicht. In „Mit Caspar, Melchior und Balthasar durch Köln“ begegnet der Leser vielen Persönlichkeiten der Stadtgeschichte und bekommt so einen unterhaltsamen und informativen Einblick in die Geschichte der Rheinmetropole.
Lars Reder meint
Hab den Amrum-Krimi neulich gelesen, bin ja selbst Inselfan. Mit gefiel das Buch gut, weil es die Insel super rüberbringt und andererseits die Geschichte spannend ist. Hab auch gelesen, dass ein Nachfolger geplant ist. Das wär gut.