Kurz vor dem Auftritt des Mediziners und Kabarettisten am 11. März in der Trierer Europahalle wird euch hier sein letztes Werk von 2012 mit dem Titel „Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist“ vorgestellt.
Was ist das für ein Buch?
Genau zu definieren ist das Genre nicht. Einerseits präsentiert der Autor auf knapp 380 Seiten ein Sachbuch, dessen Thesen durch aussagekräftige Statistiken oder auch psychologische Versuche belegt sind. Die nicht nur der Glaubhaftigkeit dienen, sondern ebenso Neugierde an den Hintergründen wecken. Andererseits sind die recherchierten Kernaussagen mit den eigenen sowohl tiefgreifenden als auch humorvollen Gedanken des Autors gespickt, von denen einige eindeutig als Witze für ein Bühnenprogramm konzipiert sind. Hirschhausen bindet den Leser auf geschickte Weise in seine Beschreibungen mit ein, indem er diesen persönlich anspricht und dadurch Nähe aufbaut. Durch Tests und Karten, die vom Leser ausgefüllt werden können, fördert er außerdem dessen Interaktion und Aufmerksamkeit.
Was steht drin?
Aufgrund der zahlreichen knappen Teilabschnitte ist es schwierig, eine überschaubare Zusammenfassung des Inhaltes wiederzugeben. In mehreren Kapiteln beschäftigt sich der Autor mit den kleinen und großen Zusammenhängen der Liebe. Und gemeint ist nicht nur die Liebe an und für sich, sondern auch die Liebe zu Bauch, Beine, Po, die Liebe zu Sinn und Sinnlichkeit, die Liebe zu Speis und Trank, die Liebe zum Detail und die Liebe zum Nicht-enden-Wollen; so zeigen es schon die Kapitelüberschriften.
Eckart von Hirschhausen macht sich zu all diesen Themen Gedanken und lockert sie teils mit einfachen, längst bekannten, aber auch obskuren Beispielen auf. Wer hätte gedacht, dass gerade Bakterien in Wirklichkeit aufgrund ihrer geschickten Kommunikation als Sinnbild für Teamgeist und Kooperation angesehen werden können? Menschen haben nach einer Botox-Behandlung größere Schwierigkeiten Aussagen aus Texten zu erkennen. Was hat der männliche Geruchssinn mit der Zeugungsfähigkeit zu tun? Warum brachte Schweiß die Menschen an die Spitze der Evolution? Und ist es möglich, sich satt zu denken?
Im Vordergrund steht häufig die Beziehung zwischen Mann und Frau, denn „für Komiker gibt es nichts Dankbareres als die Marotten unseres Miteinanders.“ So führt der Autor allseits bekannte Klischees auf: Frauen reden zu viel und können nicht einparken, Männer hören nie zu, es sei denn, es geht um Werkzeug oder Fußball. Statt nur über diese zu spotten, liefert Hirschhausen teilweise wissenschaftliche Erklärungen dafür und appelliert stets an das gegenseitige Verständnis der Geschlechter.
Daneben widmet er sich jedoch auch ernsten und sensiblen Themen und kritisiert beispielsweise das Gesundheitssystem, in welchem zunehmend „Röntgenbilder statt Menschen“ behandelt werden. Ebenso philosophiert er über den Tod, über das Glücklichsein und über den wahren, emotionalen Wert von Geschenken. Auf den letzten Seiten gibt Hirschhausen dem Leser sogar Einblick in ein persönliches Erlebnis, als ihm ein Pinguin die Antwort auf das Rezept des Glücklichseins ein Stück näher brachte: Bei einem Zoobesuch bedauerte Hirschhausen einen Pinguin: „Kein Hals, keine Knie und ein dicker Bauch. Fehlkonstruktion.„. Als er jedoch beobachtete, wie leichtfertig, elegant und anscheinend fröhlich das Tier durchs Wasser schwamm, da wurde ihm die Bedeutung der Perspektivenübernahme klar: Der Pinguin konzentrierte sich auf seine Stärken und Möglichkeiten, statt ihm nicht gegebene Fähigkeiten zu betrauern. Dies veranlasste den Autor dazu, künftig mehr über seine Stärken und Schwächen nachzudenken, diese gezielt zu nutzen und sich nicht durch dauerndes Grübeln über eventuell verpasste Chancen ablenken zu lassen.
Was kann uns dieses Buch mit auf den Weg geben?
„Ist Humor nur ein Mittel, seine Angst nicht zu spüren und den Schmerz zu verdrängen? Oder ist er vielleicht mehr: die Krücke, die uns manchmal auch das Unausweichliche erst erträglich macht?“
Diese zitierte Gegenfrage scheint als Antwort passend. Lachen und eine gesunde Portion Humor kann unser Leben um einiges erleichtern. Und genau das vermittelt Hirschhausen mit dem Inhalt seines Buches. Als Initiator der Stiftung „Humor hilft heilen“ setzt er sich für eine fröhlichere Stimmung in Krankenhäusern ein, was, wenn auch nicht garantiert, zur schnelleren Genese der Patienten, so doch mit Sicherheit für einen angenehmeren Aufenthalt sorgt. Nach diesem Prinzip kann auch das menschliche Miteinander funktionieren. Mit Humor, Verständnis und Respekt gegenüber allem, was uns im Alltag und in der Liebe so geschieht.
Fazit: Das neuste Buch von Eckart von Hirschhausen weist einige Längen auf, denn der ewige Geschlechterkampf ist einfach schon zu häufig thematisiert worden. Auch sind seine zahlreichen Wortwitze dem Lesefluss nicht immer dienlich, sondern gehören eher auf die Bühne.
Jedoch besticht der Autor durch seinen heiteren und amüsanten Schreibstil und die Tiefsinnigkeit seiner Gedanken. Er zeigt, dass es durchaus möglich ist, auch ernste Themen sowohl hintergründig, wissenschaftlich, als auch humorvoll und gelassen zugleich zu diskutieren. Der Titel des Buches lässt auf einen rein kabarettistisch aufgezogenen Inhalt schließen. Dem aufmerksamen Leser bietet Eckart von Hirschhausen hier jedoch reichlich Spielraum und Anregung zu Interpretationen und gedanklicher Weiterentwicklung seiner Thesen. „Vielleicht ist die höchste Aufgabe der Liebe die Selbstaufgabe. Vielleicht geht es gar nicht darum, dass wir unendlich leben. Sondern, dass das Leben weitergeht. Dass die Liebe weitergeht. Wie wäre es denn besser?“ Ein Buch für Weltverbesserer, die gerne lachen!
[statistik]Weitere Informationen zu Eckart von Hirschhausen und seiner Stiftung:
www.hirschhausen.com
www.humorhilftheilen.de[/statistik]
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