Diablo II ist eines der erfolgreichsten und beliebtesten Computerspiele aller Zeiten. Knapp drei Millionen verkaufte Einheiten scheinen heute zwar eher Peanuts zu sein, 2001 war das Abenteuer aber ein absoluter Erfolg. Wenn am 15. Mai, nach fast 12 Jahren Wartezeit, der dritte Teil der Serie erscheint, werden wieder tausende Gamer weltweit gegen den Fürst der Finsternis zu Felde ziehen. Letztes Wochenende durften auch Spieler testen, die keinen der begehrten Beta-Zugänge erhalten hatten. Wir haben uns in der Welt Sanktuario umgesehen.
Die geschlossene Beta, bei der bis jetzt nur Kollegen der Fachpresse und die Glückspilze teilnehmen durften, die bei einer der Verlosungen einen Zugang gewinnen konnten, läuft jetzt schon eine Weile. Die Vorfreude auf das Spiel nahm teilweise bizarre Züge an: So wird von Zugängen berichtet, die gegen hohe einstellige Eurobeträge Stunden- oder Tageweise an Neugierige vermietet wurden. So mancher geschäftstüchtige Beta-Tester dürfte sich die Vollversion bereits auf diese Weise finanziert haben. Vom 20. bis zum 23. April war der Zugang allerdings offen, hauptsächlich, weil Producer Blizzard die technischen Belastungsgrenzen seiner Server testen wollte. Wie erwartet kam es deshalb besonders gegen Abend zu Problemen beim Login, den jetzt schon berüchtigten Fehler „3004 – Server voll“ dürfte jeder diverse Male gesehen haben.
Hier schließt sich bereits der erste Kritikpunkt an: Diablo 3 ist wie seine Vorgänger hauptsächlich ein Einzelspielertitel, auch wenn schon 2001 die Kooperation mit anderen Spielern über Blizzards hauseigenes „Battlenet“ möglich war. Der Zugang zu diesem ist jetzt allerdings verpflichtend, was eine ständige Internetverbindung und eben die Verfügbarkeit der Server voraussetzt. Auch, dass das spielen über private LAN-Netzwerke wird nicht mehr möglich sein wird, wird von vielen Spielern als Entmündigung kritisiert. Ebenso sorgten fragwürdige Entscheidungen der Hersteller, wie ein Shop, in dem Spielgegenstände mit echtem Geld gekauft werden können, bereits im Vorfeld für Unmut. Die wichtigste Frage ist jedoch eine andere: Was taugt das Gameplay?
Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?
Der geneigte Diablo-Zocker wird sich sofort zurechtfinden: Die Steuerung, die zur Bewegung und für die meisten Angriffe die Maus benutzt, ist hinreichend bekannt. Nur für einige Spezialfähigkeiten oder Hotkeys wird die Tastatur benötigt. Was also als erstes auffällt, ist die Grafik: Diese ist natürlich im Vergleich zum Vorgänger gewaltig aufpoliert worden, zudem sorgen nette Physikeffekte für eine lebendige Spielwelt. Dass die Grafik trotzdem nicht ganz up-to-date ist, ist wohl ökonomischen Interessen geschuldet: Schließlich läuft das Spiel so auch auf älteren Rechnern.
Bei der Auswahl der spielbaren Klassen bleibt Diablo III, wie schon die Vorgänger, minimalistisch: Während man in anderen modernen Rollenspielen aus dutzenden Klassen wählen kann, gibt es hier lediglich fünf. Die beiden Klassiker Barbar und Magier sind in wahrscheinlich jedem Rollenspiel in der einen oder der anderen Weise vorhanden und erklären sich eigentlich von selbst. Auch der Hexendoktor erinnert mit beschworenen Helferlein an den Nekromanten aus dem zweiten Teil. Am interessantesten spielten sich der Dämonenjäger, der seinen Feinden mit Fallen und Armbrüsten zu Leibe rückt, und der Mönch, der eine Art Martial-Arts Kampfstil benutzt. In der Beta machten ihn sein hoher Schaden und die tollen Kampfanimationen sowie Combos zum interessantesten spielbaren Charakter.
Neuer ungleich besser
Manches hat sich aber auch (scheinbar) verschlechtert: Eine Besonderheit von Diablo II war das umfangreiche Skillsystem, in dem sich verschiedene Fähigkeiten steigern ließen und sich gegenseitig beeinflussten. So war jede Klasse auf viele unterschiedliche Arten spielbar. Der Wiederspielwert war dadurch extrem hoch, zumal zu den Hochzeiten des Spiels täglich neue Anleitungen und ganze mathematische Abhandlungen erschienen, wie man aus der Figur noch ein oder zwei Schadenspunkte mehr herausholen könnte. Dieses System wurde komplett überarbeitet und ist zumindest auf den ersten Blick nur noch ein Schatten seiner Selbst.
Sämtliche Fähigkeiten sowie deren Verstärkungen werden nach und nach von selbst freigeschaltet, Synergien und gegenseitige Einflussnamen existieren nicht mehr. Das ganze System scheint in seinen Möglichkeiten begrenzt. Veteranen befürchten, dass sich im späteren Spielverlauf alle Charaktere stark gleichen. Da man allerdings in der Beta höchstens Level 13 erreichen konnte (und das Maximallevel bei 60 liegt) können natürlich noch keine gesicherten Angaben dazu gemacht werden, es bleibt zu hoffen, das das Spiel nicht zu „casual“, also zu einfach, wird.
Story? Achja, da war was!
Bei allem Kultstatus war die Diablo-Reihe nie eine, für das Wort „storytelling“ erfunden wurde. Auch in diesem scheint die Story wieder überschaubar zu werden: Diablo kehrt zurück (wer hätte das gedacht) und versucht erneut, die Welt zu unterwerfen. Da es vorher natürlich zahlreiche Quests zu erledigen gibt und der olle Diablo wohl auch nicht der einzige Bossgegner sein wird, wird es zwar sicherlich auch weitere kleine Geschichten geben – alles in allem kann man diesen Teil des Spiels aber wohl am ehesten vernachlässigen.
Am Ende hätte ich mir diesen Artikel vermutlich auch sparen können: Wer Fan des legendären zweiten Teils ist, hat die Beta höchstwahrscheinlich selbst gespielt oder die Vollversion gar schon vorbestellt. Die Frage ist deshalb eher, ob Diablo III den gigantischen Erwartungen gerecht werden kann. Es fühlt sich auf jeden Fall wie ein Diablo-Teil an, aber fragwürdige Entscheidungen der Programmierer könnten dazu führen, das manche Fans das Spiel schneller zur Hölle wünschen, als es sämtlichen Dämonen recht sein kann. So oder so bleibt nur das Warten auf den 15. Mai.
Wyrdrune meint
casual != einfach
DiabloIIZocker meint
Also ich war maßlos enttäuscht von der BEta. Grafik ist von vorgestern und die sog. tollen „Neuheiten“ sind schlichtweg Vereinfachungen, die keiner braucht. Ich werde mir die Tests des Spiels sehr vorsichtig ansehen, bevor ich das Spiel kaufe.