Wie bereitet sich die „Steipe“ mit ihrem Bierbrunnen auf das kommende Altstadtfest vor? 5vier-Redakteurin Stefanie Braun hat bei Inhaber Andreas Jungbluth nachgehört.
Das Café und die Konditorei „Zur Steipe“ kennt der Trierer eher durch frisch gebrühten Kaffee und köstlichen Kuchen. Doch an genau einem Wochenende im Jahr wird auf der Terrasse des Cafes Bier gezapft – wenn das Altstadtfest seine Pforten öffnet. Seit seiner Neueröffnung 2003 gibt es dort, anlässlich des Trierer Stadtfestes, Bier, nicht-alkoholische sowie Mischgetränke zu kaufen. Noch im letzten Jahr befand sich die „Steipe“ in anderer Hand, nach aufwändigen Umbauarbeiten ist der Inhaber nun Andreas Jungbluth. Er sieht die Vorbereitungsphase nach so vielen Jahren eher als „Routine“.
„Das erste Mal macht man sich sechs bis acht Wochen vorher Gedanken, ab dann nimmt man sich nur noch ein paar Stunden in der Woche Zeit für die Organisation und Planung“, sagt er und erklärt weiter. „Mal eine Stunde Zeit für die Dienstpläne, denn immerhin sind meistens zehn Mann gleichzeitig im Einsatz. Dann mal etwas Zeit zur Organisation der T- Shirts mit dem Bitburger-Emblem, dann schaut man sich den Verbrauch vom letzten Jahr an und bestellt entsprechend die Getränke. Alles in allem“, sagt er, „ist das ein ganzer Arbeitstag vom Aufwand her, der sich aber über mehrere Wochen verteilt.“
Wenn es dann losgeht wird donnerstags der Stand aufgebaut, was schon mal sechs bis sieben Stunden dauern kann. Freitags werden die Getränke eingeräumt, Fässer angeschlossen und letzte Hand an die Deko gelegt. „Insgesamt können zehn bis zwölf Stunden für den Aufbau gerechnet werden“, so Jungbluth. Das Altstadtfest bedeutet für ihn und seine Mitarbeiter generell viel Arbeit. „Im Prinzip muss ich 65 Stunden Arbeit in 72 Stunden packen, da ich auch nachts meist vor Ort sein muss.“ Da kriegt man auch schon einmal die ein oder andere Schlägerei mit. „Meistens gehen diese erst nach 3 Uhr los, also wenn alle Stände geschlossen sind. Auf so einem Fest haben sich eben nicht alle lieb.“ Sein Bierbrunnen ist davon allerdings weit weniger betroffen als die städtischen Kneipen oder die verschiedenen Ecken, in denen es auch sonst gern mal zu Streitigkeiten kommen kann. „Die Gegenden sind der Polizei aber bekannt und dort ist das Aufgebot verstärkt.“ Am Stand selbst kommt es dafür öfter zu Unfreundlichkeiten, auf die sein Team allerdings durch viel Gastronomie- Erfahrung gut vorbereitet ist.
Seitdem die Stadt vor einigen Jahren die Organisation des Altstadtfestes übernommen hat läuft es generell besser, auch mit dem Security-Service. Dieser passt nachts auf Betrunkene auf und achtet tagsüber darauf, dass nicht zu viele Flaschen von außerhalb mitgebracht werden. „Pro Leergut gibt es immerhin einen Euro, so kann man seine Finanzen auch aufbessern.“
Bevor die Stadt vor ein paar Jahren das Ruder in die Hand nahm, organisierten sich die einzelnen Straßen selbst. „Viele Köche verderben den Brei.“ Seitdem alles über die Stadt läuft kommt durchweg positives Feedback. Dennoch bleibt festzuhalten: 65 Stunden Arbeit in drei Tagen – das ist nicht wenig. Wie ist denn die Stimmung im Betrieb beim Gedanken an das herannahende Fest?
„Wir sind ein gastronomischer Betrieb und sitzen direkt am Hauptmarkt, das bedeutet bei uns ist sowieso immer Großalarm. Der Stand bedeutet für uns zusätzliche Arbeit und das löst in mir nicht gerade Begeisterung aus. Aber wir müssen ihn eben machen. Die städtischen Verträge haben eine Besonderheit was das anbelangt“, erklärt er weiter, „die hauseigene Terrasse kann zwar während eines Großteils des Jahres gemietet werden, doch zum Altstadtfest gelten da andere Regeln. Wir müssen die Terrasse noch einmal extra anmieten für diese Zeit, da sonst jemand anderes seinen Stand einfach darauf stellen könnte. Es ist eine Rechenaufgabe ob wir einmal im Jahr den Aufwand eines Bierstandes auf uns nehmen wollen oder den Terrassenbetrieb aufrecht erhalten.“
Obwohl letzteres kaum möglich ist, denn dann wäre das Cafe „Zur Steipe“ schnell die öffentliche Toilette. Kein schöner Gedanke in Verbindung mit dem Altstadtfest. „Obwohl sich ein Bierstand in dem Sinne auch nicht rechnet, in einem guten Jahr kommen wir Null auf Null raus – manchmal bleibt sogar ein leichtes Plus.“ Vor allem da seit den 80er Jahren ein starker Rückgang im Biergeschäft zu beobachten ist, Mischgetränke werden dafür immer häufiger nachgefragt. „Die Leute wollen nicht mehr so viel Geld ausgeben. Vor allem Jugendliche glühen meist woanders vor und bringen eher billigere Getränke mit. Auch im Cafe merken wir, dass die Leute ihr Geld lieber für etwas anderes ausgeben wollen als für eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen.“
Was wünscht man sich denn als Geschäftsmann vom diesjährigen Altstadtfest? Jungbluth lacht: „Als Geschäftsmann wünscht man sich natürlich, dass es ein Plus in der Jahresbilanz gibt. Ansonsten wäre es schön, wenn es nicht allzu viel regnet und alles so friedlich verläuft wie in den letzten Jahren.“
Die 5vier.de Redaktion drückt diesbezüglich beide Daumen und bedankt sich bei Andreas Jungbluth für das freundliche Gespräch.
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