Nur noch ein Tag muss vergehen, dann ist es so weit: Die erste Premiere der neuen Spielzeit 2012/13 läuft an. Und die wird direkt ein Kracher. Andrew Lloyd Webers „Evita“ steht auf dem Plan. Grund genug um mit den beiden Hauptdarstellern Kristina Stanek und Matthias Stockinger zu sprechen.
Die meisten kennen Madonna als Eva Peron, alias Evita, wenn man auch deren gesangliche Leistung etwas infrage stellen muss. Schließlich ist es doch etwas ganz anderes, eine studierte Mezzosopranistin als die blonde Präsidentengattin zu sehen. So wird man es dann ab dem 31. August im Theater Trier tun können; denn am kommenden Freitag wird „Evita“ in heimischen Gefilden Premiere haben. Unter der Regie von Chefchoreograf Sven Grützmacher, der schon die West Side Story in der vorigen Spielzeit zum Erfolg führte, sind auch zwei Neuzugänge des Theaters Trier zu sehen: Matthias Stockinger als Che und Kristina Stanek als Evita.
Die beiden jungen Künstler, er gerade mal 29, sie 27 Jahre alt und frisch von der Hochschule, werden zudem zum neuen festen Ensemble in Trier gehören. Sie sieht man nach Evita in weiteren Rollen des Musiktheaters, wie etwa als Concepción in der Spanischen Stunde. Stockinger wird als Nächstes mit der Hauptrolle in „Kleiner Mann was nun?“ seine Qualitäten als Schauspieler unter Beweis stellen können. Doch nun bestreiten sie erst mal mit „Evita“ die Trierer Bühnen.
Eine besondere Herausforderung
Für Kristina Stanek eine besondere Herausforderung. Die gebürtige Krefelderin studierte nach ihrem Abitur an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und gewann nach ihrem Grundstudium ein Stipendium, um in London an der Royal Academy of Music ihren Master in lyrischem Sopran machen zu können. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland vollzog sie einen Stimmfachwechsel zum Mezzosopran und bewarb sich schließlich um die frei werdende Stelle in Trier. Es war ihr erstes Vorsingen und gleich ein Treffer.
Stockinger ist dagegen schon etwas länger im Geschäft. Im letzten Sommer arbeite er sogar schon mit Intendant Gerhard Weber an „Ludwig II“ zusammen, in dem er die Hauptrolle übernahm. Er studierte in Essen an der Folkwang Hochschule, kommt aber gebürtig aus dem Saarland; noch während des Studiums führte ein Engagement ihn nach Berlin, von dort nach Wien, dann in die Schweiz und schließlich wieder zurück nach Deutschland.
Wie bewerten die beiden jungen Sänger nun ihre Rollen und natürlich die Evita-Inszenierung von Sven Grützmacher? Besonders Kristina Staneks Sicht auf Eva Peron, die bereits zu Lebzeiten kritisch betrachtet wurde, ist dabei von Interesse. „Ich denke nicht, dass sie ein durch und durch schlechter Mensch war. Sie verfolgte ihre Ziele streckenweise fast gewissenlos, aber ich glaube, dass sie einen guten Kern hatte.“ In Staneks Augen wusste Evita um ihr eigenes Charisma mit dem sie viele Menschen, darunter viele Männer, erreichen konnte. Ihr besonderes Aussehen wird ihr wohl einige Türen geöffnet haben. An Evita fasziniert Stanek ihre starke Entwicklung, ihre Wandlung vom 15-jährigen Mädchen, das unbedingt aus ihrer Schicht aufsteigen will zur 33-jährigen, todkranken Präsidentengattin.
Beobachter und Kommentierer des Geschehens
Stockinger, der den Che gibt, sieht Evita etwas kritischer, auch seine Rolle ist kritisch, ein Beobachter und Kommentierer des Geschehens, der allerdings im Hintergrund bleibt. Auch wenn Che und Evita sich in ihrem richtigen Leben nie getroffen haben, ist Stanek doch davon überzeugt, dass Che eine der wenigen Personen ist, die Eva Peron als Mensch kennen und ihre Handlungen richtig bewerten können.
Für beide ist diese Inszenierung eine besonders angenehme, nicht nur sie lobten Sven Grützmacher bereits als besonders empathischen Regisseur, der seinen Schauspielern viel Raum für eigene Interpretationen lässt. Genauso einig sind sich beide auch, wenn man sie nach der Moral von der Geschicht‘ fragt. „Jeder muss selbst erfühlen, was diese Inszenierung ihm mit auf den Weg gibt. Der Zuschauer muss selbst darauf achten, was auf dem Nachhauseweg in ihm nachhallt“, so Stockinger.
Die Lieblingsparts der beiden liegen einstimmig im zweiten Teil des Musicals. Für Stanek sind es besonders die letzten paar Szenen des fulminanten Endes, für sie der Höhepunkt der Inszenierung. Stockinger liebt es dagegen etwas actionreicher, ihm sind die schnellen Nummern des zweiten Teils, in denen viel Bewegung auf der Bühne herrscht, gerade gut genug. „Alle sind auf der Bühne und es ist richtig was los. Das macht Spaß.“ Für das Ende versprechen die beiden einen ganz besonderen Leckerbissen, auf den man getrost gespannt sein darf.
5vier.de wünscht allen Mitwirkenden und natürlich den Zuschauern eine schöne und gelungene Premiere und einen guten Auftakt zur neuen Spielzeit.
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