Von Andreas Gniffke (Text) und Carmen Linden (Fotos)
Wo Satiricon draufsteht ist auch Satiricon drin. Dramen faustischen Ausmaßes oder subtil-zurückhaltende Komödien sind die Sache des traditionsreichen Trierer Ensembles nicht. Satiricon macht Spaß und laut und überdreht präsentiert sich auch das aktuelle Stück, das gestern vor ausverkauftem Haus in der Trierer TUFA Premiere feierte. In „Funny Landing – Runter kommen sie alle“ findet sich der Zuschauer an Bord eines Chaos-Flugzeuges auf dem Flug nach Dubai wieder. 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke war an Bord und kam sogar wohlbehalten wieder zurück!
Es gibt wohl wenige Dinge, die einen Reisenden so sehr nerven können wie Sicherheitskontrollen am Flughafen. Und gerade dem Samstagsregen entronnen, fanden sich die Premierenbesucher vor dem kleinen Saal der TUFA nichtsahnend in einer solchen wieder. Gepäck wurde durchleuchtet und penible Kontrollen durchgeführt, denn auch bei Funny Airlines wird Sicherheit groß geschrieben. Doch der folgende Flug nach Dubai verläuft dann alles andere als planmäßig.
An Bord des Fliegers befindet sich nämlich die Chaosfamilie Vinzelberg, eine zerstrittene Hochzeitsgesellschaft voller schräger Charaktere. Brautvater Vinzent (Elmar Köcher) entpuppt sich als Psychopath, der seine Familie nicht mehr ertragen kann und die Maschine zur Landung zwingen will. Die Braut Lilian (Katja Büdinger), eine affektierte Göre in Pink, muss erkennen, dass ihr Erwählter Ben (Stephan Liebsch) der größte Langweiler unter dieser Sonne ist und der Rest der Familie erfreut sich über alle Maßen an Gratisalkohol und Snacks an der Bordbar. Das Chaos perfekt machen Scheich Ganesh Arjun Indra el Bharat (Martin Gesthuisen) und der berühmte Fernsehmoderator Ernesto Pablo (Helmut Rach).
So verwirrend das Setting, so abgedreht das ganze Stück. Alles spielt sich an der von Chefsteward Ruben (Oliver Jax) gehüteten Bordbar ab, wo sich dieser vergeblich gegen alle gängigen Klischees zur Wehr zu setzen versucht, die man mit Männern an Bord nur zu gerne verbindet. Ruben ist die Konstante im Stück, der Fels in der Brandung, um den herum das Chaos immer absurdere Blüten treibt. Dabei geht es derb zu, kein Klischee wird ausgelassen und der Witz eher mit dem Holzhammer als mit filigranem Degen gesetzt. Es wird überdreht grimassiert und auch Männer in Frauenkleidern und Frauen in Männerkleidern dürfen nicht fehlen. Die sich als Mann ausgebende Airline-Chefin (Joya Ghosh) – eine Art Reiner Calmund im Konfirmationsanzug, wie Steward Ruben bemerkt – will so mit dem Scheich um die Zukunft der Airline verhandeln, da dieser keine Geschäfte mit Frauen macht. Und Bräutigam Ben wird mit den Dessous seiner Braut zum Umkleiden geschickt, was in der Folge ästhetisch Grenzwertiges zum Vorschein bringt.
Dass nicht jeder Witz gleich zünden will, verzeiht man dem Ensemble gern, denn die überbordende Spielfreude steckt das Publikum immer wieder an. Vor allem nach der Pause nimmt das Stück deutlich an Fahrt auf und man nutzt die Gelegenheit, Katja Büdingers wundervolle Gesangsstimme zum Einsatz zu bringen. Regisseurin Sandra Karl, selbst auf der Bühne als Brauttante mit Vorliebe für die zahlreichen Gratisangebote des Fluges aktiv, bringt hier ein Stück des Autors Bernd Spehling auf die Bühne und bietet solide Unterhaltung mit zahlreichen guten Einfällen und Gags. Noch siebenmal bietet sich dem Publikum die Gelegenheit, selbst an Bord des verrückten Fluges zu gehen. Das Stück ist auch Personen mit Flugangst bedenkenlos zu empfehlen!
Die nächsten Flüge:
19.10 (20 Uhr), 21.10 (17 Uhr), 26.10 (20 Uhr), 2.11 (20 Uhr), 16.11 (20 Uhr), 17.11 (20 Uhr), 18.11 (16 Uhr)
Karten kosten im Vorverkauf 1o Euro (ermäßigt 8) und können telefonisch (0177/7504239), per Mail ([email protected]) oder an allen Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen erworben werden. Es wird dringend empfohlen zu reservieren!
Weitere Bilder vom Premierenabend
J. Ghosh meint
Ich weiß. Die Verantwortlichen werden auch dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
J. Ghosh meint
Kleine Korrektur
Die Darsteller schreiben sich korrekt:
Stephan Liebsch und Joya Ghosh.
Anm. d. Red.: Danke für den Hinweis, die Namen wurden aus dem Programmheft übernommen.