Vergangene Woche versetzte die New Yorker Band Naturally 7 das Theater Trier in Begeisterung (5vier berichtete). 5vier-Mitarbeiterin Stefanie Braun konnte vorab ein kurzes Gespräch mit drei Bandmitgliedern führen. Polo, Garfield und Rod standen ihr Rede und Antwort.
Sie sind bekannt für ihre außergewöhnliche Bühnenshow, begeistern rund um die Welt mit ihren Stimmen und ihren herzerwärmenden Präsenz auf der Bühne. Vor einer Woche waren sie in Trier und demonstrierten fast zwei Stunden lang ihr Können (5vier berichtete). Doch Trier war nur ein kleiner Zwischenstopp auf den vielen Reisen, die die sieben durch die ganze Welt machen. Am nächsten Tag um dieselbe Uhrzeit saßen sie bereits wieder im Flieger zurück in ihre Heimatstadt New York, wo ihre Liebsten schon auf ihre Rückkehr warteten. Sie selbst schätzen ihre Tage, an denen sie „aus dem Koffer leben müssen“ auf über 200 im Jahr. Damit sind sie öfter auf Reisen als Zuhause. „Das ist zum einen der schönste Teil unserer Arbeit, so vieles von der Welt sehen zu können, aber zum anderen ist es auch wieder der schwierigste Teil, weil wir unsere Familien daheim lassen müssen“, erklärt Rod, einer der Tenöre und mit seiner Stimme zugleich menschlicher DJ. Er selbst bezeichnet es als „Herausforderung“, die ohne die Unterstützung der Familie gar nicht möglich wäre. „Du brauchst eine Familie, die dich und dein Schaffen unterstützt, ansonsten kannst du nichts schaffen.“ Wenn man denn mal Zuhause ist, versuchen die sieben natürlich das Beste aus jedem einzelnen Tag herauszuholen.
Support durch die Familie
„Unsere Lieben vermissen uns natürlich immer, aber das Gute ist irgendwie auch, dass sie uns nicht so schnell satt haben, wenn wir dann Zuhause sind“, scherzt Rod und seine Bandkollegen müssen ein bisschen schmunzeln. Das nächste Ziel ihrer Reisen ist schon anvisiert: die Mongolei soll es werden. Ein exotisches Land, völlig anders als die Heimat New York. Natürlich sind die sieben immer aufgeregt, wenn es in ein solches Land geht, allerdings haben sie schon einige Ecken von der Welt gesehen: Südkorea, Japan, Norwegen, Australien… um nur ein paar zu nennen.
Als dann nach ein paar „lustigen Reisegeschichten“ gefragt wird, wird es aber erstmal still. Das ist der Nachteil, wenn man so viel sieht, man erinnert sich nicht direkt an alles. Rod kann dann doch noch etwas zum Besten geben: „Wir waren für ein paar Tage in Norwegen, allerdings gerade in der Zeit, in der die Sonne dort nie untergeht. Das war ziemlich irritierend. Wir konnten nicht schlafen und sind schließlich auf einen See rausgefahren zum Angeln. Es war mitten in der Nacht, taghell, aber wir saßen wach auf einem See und haben gefischt.“
Fischen in Norwegen
Allerdings gibt es auch Momente in denen man weniger von den exotischen Ländern sieht: „Manchmal sieht jedes Land gleich aus: Flughafen, Hotel, Bühne, Flughafen. Wir machen ja in dem Sinne keinen Urlaub, sondern wir reisen in diese Länder um zu arbeiten. Da sieht man nicht immer viel“, erklärt Rod. „Wir müssen eigentlich nochmal fahren um etwas von der Gegend zu sehen“, so Polo, ebenfalls Tenor und menschliche Gitarre.
Trotzdem kann jeder sofort einen Lieblingsort nennen. „Australien,“ ist es bei Rod, „dort gibt es so viele Tiere, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Außerdem war ich dort das erste Mal in meinem Leben schnorcheln.“ Japan ist es bei Garfield, der dritte Tenor und die menschliche Mundharmonika, weil es ganz anders ist als andere Länder. Polos Lieblingsland ist ein im ersten Moment kein besonders ausgefallenes: er mag die Schweiz. „Ich mag die Berge dort und dass es so friedlich ist.“ Die Landschaft gefällt ihm auch an Trier. Er hatte in den letzten Tagen ein bisschen Zeit um Deutschlands älteste Stadt zu erkunden. „Die Landschaft ist besonders schön, mit den Bergen auf der einen Seite und dem tiefen Tal auf der anderen.“ An der Stadt an sich gefallen ihm besonders die vielen Kirchen, etwas befremdlich fand er im ersten Moment die Tauben. „Es sind einfach so unglaublich viele“, scherzt er.
Welche Botschaft haben die sieben denn für Menschen, die ihre Musik noch nie gehört haben? Ist es doch keine bloße A Capella Musik, sondern ein sogenanntes VocalPlay. „Für die, die uns noch nie gehört haben, kann ich nur sagen, dass es etwas vollkommen anderes sein wird, was sie hier hören. Musik, die mit der Seele geschaffen und mit der Stimme erschaffen wird. Sie ist noch einen Schritt weiter als A Capella. Wir bringen unsere Stimme an den weitesten Punkt, von dem was machbar ist, um dann weiter zu arbeiten, bis es noch einen Schritt weiter geht.“
Für Fans hat Rod eine weitere Botschaft: „Wir arbeiten weiter und wenn ihr kommt weil ihr mögt, was wir machen, hoffen wir euch noch mehr von dem geben zu können, was ihr an uns mögt.“ Darum geht es bei der Musik von Naturally 7, zeigen was machbar ist, wenn man an seinen Träumen und Überzeugungen festhält, an ihnen arbeitet und sich auch von negativen Stimmen nicht unterkriegen lässt. „Bleibt dran an Zielen, Bestrebungen und Überzeugungen, ihr könnt alles erreichen, wenn ihr nur daran glaubt und hart genug arbeitet.“
Dranbleiben!
Wie bei allen Künstlern gab es auch bei Naturally 7 Stimmen die dagegen gesprochen haben: Damit wollt ihr euren Lebensunterhalt verdienen? Das ist ja ganz nett, was ihr macht, aber niemals wird jemand eine CD von euch kaufen. Solches und Ähnliches mussten die Sieben sich anhören, ihr Erfolg spricht deutlich gegen diese Stimmen. Da kommt die Frage auf, was eigentlich besser für den eigenen Erfolg ist, von allen unterstützt zu werden oder ständig gegen andere und für den eigenen Traum kämpfen? „Das kommt auch auf die Persönlichkeit an. Wir versuchen in der Gruppe eine Balance zu halten. Wenn man sich nur mit Menschen umgibt, die alles fantastisch finden was man macht, ist das genauso schlecht, als wenn man sich immer mit Menschen umgibt, die alles schlecht finden“, sagt Polo und erklärt weiter: „Wenn wir bei allem, was wir schaffen immer nur hören, dass es toll ist, können wir uns nicht weiterentwickeln, weil wir keine Kritik kriegen. Man braucht ein Gleichgewicht um realistisch sein zu können und wirklich sagen zu können, was man noch verbessern kann.“
Kritik bekamen sie zwar keine, dafür eine Möglichkeit die Zeit in Trier für Arbeiten an ihrem neuen Album zu nutzen. Der ortsansässige Produzent und Musiker Daniel Bukowski stellte kurzfristig sein Studio für zwei Tage und eine lange Nacht zur Verfügung.
„Ich bekam Dienstag einen Anruf vom Manager der Band, er fragte ob es in Ordnung wäre, wenn man mein Studio für Aufnahmen nutzen könnte. Es ging um ein paar Songs für das neue Album. Allerdings warnte er mich schon davor, dass es bis tief in die Nacht gehen könnte“, schmunzelt Bukowski. Der Manager blieb zunächst etwas umschreibend, was die Band an sich anbelangte, als er dann erwähnte, dass sie am darauffolgenden Montag einen Auftritt in Trier haben würden, war der Groschen bei dem ortsansässigen Produzenten schnell gefallen: „Ich habe Naturally 7 als Vorgruppe von Michael Buble im Jahr 2005 gesehen, damals war ich schon begeistert. Da war es natürlich keine Frage, dass sie mein Studio benutzen durften.“
Sonntagnachmittags kamen dann die ersten fünf Bandmitglieder zum Einsingen der besagten Songs. Und tatsächlich dauerte es lange bis sie sich wieder auf den Weg ins Hotel machten. „Der Tag endete für mich um halb 4 morgens. Allerdings habe ich am nächsten Tag gehört, dass zwei Bandmitglieder noch bis halb 9 im Hotel gearbeitet haben.“ Am nächsten Tag ging es direkt weiter mit den beiden anderen Sängern, darunter auch Hops, der Bassist. Im wahrsten Sinne des Wortes: „Es war unglaublich. Ich habe noch nie eine derart tiefe Stimme aus meinen Boxen gehört. Zumindest nicht von einem Menschen.“
Als Produzent und Musiker kennt Bukowski die Arbeit vor und hinter dem Mikrofon genau; umso mehr weiß er um die Schwierigkeit dessen, was Naturally 7 tun. „Wenn man nur mit der Stimme arbeitet muss man umso präziser sein. Eine Gitarre verzeiht schonmal, wenn man etwas unsauber spielt, die Stimme tut das nicht. Hinzu kommt, dass die Arrangements der Gruppe unglaublich anspruchsvoll sind, da müssen alle konzentriert arbeiten, ansonsten klingt die Aufnahme unsauber.“ Trotz harter Arbeit blieb die Atmosphäre locker: „Die sieben sind einfach freundlich, klar man arbeitet nicht jeden Tag mit solchen Künstlern zusammen, aber sie haben einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen.“
Dies können 600 Zuschauer bestätigen. So etwas sieht Trier nicht jeden Tag. Sollte man nochmal die Gelegenheit bekommen, ein kleiner Rat, unbedingt Karten kaufen. 5vier.de bedankt sich für das schöne Interview und einen gelungenen Abend.
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