Von Stefanie Braun
Am Samstag las der gebürtige Trierer Ulf Iskender Kaschl, seines Zeichens Lehrer und Südafrika-Fan, aus seinem Erstlingswerk „Roadmovie Kapstadt“. In dem der junge Student Alex in Kapstadt einige Abenteuer erlebt, die Kaschl auf seinen eigenen Reisen ähnlich widerfahren sind.
Alex, ein junger Student aus Deutschland, begibt sich auf eine Reise nach Südafrika. Genauer gesagt nach Kapstadt, wo er einige Monate leben möchte. Doch bereits die Ankunft am Flughafen gestaltet sich abenteuerlich, mal ganz abgesehen von den fremden Sitten und Gebräuchen, den neuen Gepflogenheiten und den Sicherheitsregeln, denn in Kapstadt ist die Gewalt allgegenwärtig und selbst ein harmloser Spaziergang kann Probleme mit sich bringen. Was Alex bald zu spüren bekommt. Trotzdem faszinieren ihn das Land und seine Menschen jeden Tag mehr, was auch an Mona, der jungen Südafrikanerin liegt, in die sich Alex bald verliebt.
Ulf Iskender Kaschl verbrachte in seiner Studienzeit selbst einige Zeit in Kapstadt, das erste Mal war er im Jahr 1999 dort und sammelte damals schon genug Stoff für seinen Roman. Beim zweiten Besuch zehn Jahre später merkte er, dass sich die Stadt so rasant geändert hatte, dass er noch ein paar Kapitel dazu schreiben musste, damit die Geschichten authentisch blieben. So spielt auch sein Buch auf zwei Zeitebenen, einmal in der Zeit um 1999 herum und dann wieder im Jahr 2009. Ob auf der einen oder der anderen Zeitebene, die Lesung von Kaschl zeigte dem Zuhörer vor allem eines: Afrika ist ein Land voller Gegensätze. Und das wenige was wir aus den Medien wissen, zeigt immer nur einen kleinen Teil des facettenreichen Landes und seiner Menschen.
Damit und mit einigen Klischees und Vorurteilen will Kaschl aufräumen. Dennoch rutscht „Roadmovie Kapstadt“ nie in die Rolle des Moralapostels ab. Zwar werden Themen wie Armut, bettelnde Kinder oder auch Gewalt auf den Straßen angegangen, wäre es auch schlecht möglich gewesen sie in einem authentischen Roman zu umgehen, aber Kaschls Figuren wirken dabei nie belehrend, sondern realistisch, fast abgeklärt im Angesicht all dieser Probleme. So entsteht eine angenehm philosophische Atmosphäre und lässt kein schlechtes Gewissen, sondern ernsthafte Gedanken zu. Ein Effekt, den Kaschl zum Ende seiner Lesung in der TUFA noch durch einige praktische Tipps unterstreicht: So rät er zum Beispiel jedem ab, Geld an in den Straßen bettelnde Kinder zu verschenken. Selbst die Begründung Hunger kann er nicht gelten lassen, denn in Kapstadt gibt es für jedes Kind eine warme Mahlzeit in der Schulkantine. Diese bekommen sie aber nur wenn sie zur Schule gegangen sind. „Wenn die Kinder sehen, dass sie Mahlzeiten und Geld einfacher von mitleidigen Touristen bekommen, gehen sie nicht zur Schule. So kann es in Südafrika nicht aufwärts gehen.“ erklärt Kaschl.
Unterstützt wurde er in seiner Lesung durch eine Multimedia-Show, zum einen visuell begleitet von eigenen Reisefotos von Südafrika, dann akustisch durch Florian Domnick, der zu den Fotos am Klavier improvisierte. Nach eigenen Angaben ohne auch nur eine Note lesen zu können; trotzdem oder gerade deshalb war seine Musik umso stimmungsvoller und passender zu Bildern und Geschichte. Zudem konnte der Verlag „Kleine Schritte – éditions trèves“ mit dem Piesporter Dieter Hoffmann vom Weingut Hoffmann-Simon einen Winzer ins Boot holen, der in den Pausen der Lesung drei leichte Weine und einen Sekt vorstellte. Nicht nur diese Weinprobe im Kleinen hat den Zuschauern im kleinen Saal der TUFA gefallen, das stimmige Gesamtkonzept überzeugte und schuf eine moderne Art der Lesung.
Wer also mit eigenen Vorurteilen aufräumen und seinen Horizont etwas erweitern möchte oder aber gar eine Reise nach Südafrika plant, der dürfte mit Ulf Iskender Kaschls „Roadmovie Kapstadt“ nicht schlecht beraten sein. Erschienen ist es im Verlag „Kleine Schritte – éditions trèves“ und kostet 14,80 Euro.
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