Alle Jahre wieder: Pünktlich zu den freien Tagen an Ostern steigen die Spritpreise an deutschen Tankstellen auf immer neue Rekordwerte: Super-Benzin für weniger als 1,70 Euro ist fast nirgendwo mehr zu finden. 5vier hat sich die Frage gestellt: Woher weiß das Öl, wann wir Ferien haben?
Zunächst einmal die rein technische Zusammensetzung des Spritpreises: Von jedem Liter Benzin gehen, unabhängig vom Preis an der Tankstelle, 65,5 Cent Mineralölsteuer an den Staat, dazu kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer. Bei einem Literpreis von 1,70 Euro sind das folglich fast 98 Cent an Steuern. Dazu kommt natürlich der Einkaufspreis des Benzins (im Februar lag dieser ungefähr bei 60 Cent pro Liter). Insgesamt bleiben also pro Liter etwa 12 Cent übrig, die dann auch für Infrastruktur aufgewendet werden müssen (Tankstellen, Lieferung, Werbung, Gehälter etc.). Ein bis zwei Cent bleiben schließlich als Reingewinn bei den Mineralölkonzernen.
Angebot und Nachfrage
Zu den hohen Preisen in der Ferienzeit kommt es vor allem aus zwei Gründen: Zum einen steigt natürlich durch viele Urlaubsreisende kurzfristig die Nachfrage. Da allerdings alle Raffinerien so oder so auf voller Leistung laufen, kann für solche Fälle nicht einfach zusätzliches Benzin produziert werden; die Preise steigen folglich an.
Dies ist der rein marktwirtschaftliche Grund für die Preissteigerung, der zweite Grund ist jedoch wesentlich kritischer: In Deutschland existiert kein wirklich freier Markt für Kraftstoff. Die fünf großen Tankstellenbetreiber und Mineralölkonzerne Shell, Aral, Esso, Jet und Total nutzen teilweise gemeinsame Raffinerien, sie tauschen Kraftstoff aus und kooperieren auf vielfältige Weise.
Dies macht es unabhängigen Tankstellen quasi unmöglich, eine wirkliche Konkurrenz darzustellen, schließlich müssen auch sie ihr Benzin bei den Marktführern einkaufen. Wie es anders gehen kann, zeigt Frankreich: Hier bieten teilweise Supermarktketten Benzin zu Dumpingpreisen an, nicht um Geld damit zu verdienen, sondern um die Leute zum einkaufen in ihrer Filiale zu bewegen.
Was tun?
Da sich die extremen Spritpreise langsam zu einer Gefahr für die Wirtschaft entwickeln, werden zur Zeit in der Politik folgende Alternativen diskutiert:
Die FDP befürwortet eine Erhöhung der Pendlerpauschale, um damit die Bürger beim Bezahlen der höheren Spritpreise zu unterstützen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen schlug dagegen vor, ein Modell einzuführen, das bereits in Australien Anwendung findet: Dort müssen Mineralölfirmen bis zu einer bestimmten Zeit den Tageshöchstpreis für Benzin angeben, der dann für 24 Stunden gilt. Dadurch würde das Benzin zwar nicht unbedingt billiger, aber wenigstens die Preisschwankungen könnten der Vergangenheit angehören. Natürlich wurde auch vorgeschlagen, die Steuern auf Benzin zu senken, was allerdings unwahrscheinlich ist: Schließlich würde die Regierung wohl kaum auf eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen verzichten.
Wie geht ihr mit den hohen Spritpreisen um? Lasst ihr euer Auto in den nächsten Tagen einfach stehen? Wir freuen uns über Meinungen zu diesem Thema.
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