Rätselnde Gesichter im Flur des BAföG-Amtes an der Uni Trier. Seit dem 30. November prangen Zettel an den Türen der Sachbearbeiter, die die Studenten darauf hinweisen, dass sie mit ihren Fragen bis zum 16. Dezember weitestgehend alleine dastehen werden.
Eine Nachricht auf der BAföG-Seite der Uni-Homepage erklärt in knappen Worten etwas zur schwierigen Lage des Amtes: Aufgrund der vielen Anträge musste erstmal die telefonische Beratung ausfallen, in dringenden Fällten musste man sich während der Sprechzeiten direkt an den Sachbearbeiter wenden. Seit dem 30.11. geht dies nun auch nicht mehr. Die BAföG-Hallen bleiben erstmal geschlossen.
Dumm nur, dass viele Studierende dies gar nicht wussten. Entsprechend ratlos standen viele vor verschlossenen Türen, hinter denen man zwar Papierrascheln und Bürosessel rollen hören konnte, aber nicht anklopfen durfte. Gut, wer da im Antrag-ausfüllen bereits geübt war, schlecht wer gerade seinen Erstantrag in Händen hielt. Vielleicht sind ja wenigstens die Hotlines wieder besetzt, aber auch hier Fehlanzeige: Die Hotlines bleiben sogar bis zum 19.12. außer Betrieb. Wer mit seinem Antrag gar nicht mehr ohne Hilfe voran kommt oder wer ein dringendes Anliegen hat, darf noch im Sekretariat direkt anrufen. Statusfragen werden allerdings nicht beantwortet. Auch E-Mails werden nur angenommen, wenn sie fehlendes Material zur Bearbeitung des Antrags enthalten, auch hier werden keine Fragen beantwortet. So steht es auf der Homepage.
Wozu nun das ganze? Die immensen Schwemme an Studenten brachte nicht nur viele schlaue Köpfe an die Uni, sondern auch viele hungrige Mägen und viele junge Menschen, die ein Dach über dem Kopf brauchen. Doch um beides bezahlen zu können, braucht man immer noch Geld. BaföG zu bekommen, kann während des Studiums von großem Vorteil sein, da es einiges an Geldsorgen von den jungen Schultern nimmt, entsprechend groß ist der Run auf die Ämter gerade im Wintersemester, wenn die meisten Studiengänge beginnen.
Dieses Jahr war er wegen der doppelten Abiturjahrgänge aus den Bundesländern Bayern und Niedersachsen und dem Wegfallen der Wehrpflicht sogar noch größer (5vier.de berichtete). Sodass das BAföG-Amt schließlich eingestehen musste, dass es der Menge an Anträgen nicht mehr Herr werden kann, wenn gleichzeitig noch Fragen beantwortet werden müssen.
Damit die Anträge nun bis Ende Dezember bearbeitet werden können, muss der Service für Studierende also gründlich zurückgeschraubt werden. Peter Kuntz, der Leiter der Pressestelle der Uni Trier weist allerdings daraufhin, dass die zeitweilige Schließung der Beratungsstelle keine Neuerscheinung ist; im Gegenteil. Regelmäßig zum Jahresende mussten die Stellen geschlossen werden. Das Ziel ist dabei nicht die Studenten in Panik zu versetzen, sondern möglichst schnell für Klarheit unter den Anträgen und damit für Geld bei den Studierenden zu sorgen.
Etwas, was die ganze Situation vielleicht schon im Vorfeld entschärfen würde, wäre die frühzeitige und vollständige Einreichung der Anträge. „Die Studenten werden ersucht, ihre Anträge während der Sprechzeiten abzugeben um Fragen direkt persönlich klären zu können und eine Auflistung dessen zu bekommen, was sie noch nachreichen müssen.“ Kann man dem BaföG-Amt auf der anderen Seite mangelnde Weitsicht vorwerfen? Kuntz gibt bei dieser Frage eines zu bedenken: „Ein BaföG-Antrag ist eine komplizierte Sache, man muss ihn prüfen, braucht Hintergrundwissen über steuerliche Aspekte, Sozialaspekte und und und. Da kann man nicht mal eben ein paar studentische Hilfskräfte einstellen.“ Kuntz gibt zu, dass es für beide Parteien keine befriedigende Situation darstellt, aber im Moment sieht man keine andere Möglichkeit schnell ein positives Ergebnis für die Studenten zu erzielen.
Wer also Ende September seinen Antrag eingereicht hat und BaföG-berechtigt ist, kann sich am Ende des Jahres auf ein schönes Sümmchen an Nachzahlungen freuen, doch ob das auch einen Vermieter tröstet, der seit Oktober auf seine Miete wartet?
Peter Denis, Geschäftsführer des BaföG-Amtes sieht erstmal nicht viele andere Möglichkeiten als die zwei Wochen zu warten. „In wirklichen Notfällen,“ betont er, also sprich wenn beispielsweise der Vermieter aufgrund von Mietschulden an der Haustür klingelt, „kann man sich noch per Email oder auf dem einfachen Postweg melden.“ Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Beantwortung der Mails dem einzelnen Sachbearbeiter unterliegt. Sprich, sollte der gerade keine Zeit für E-Mails haben, werden auch dringliche Fragen erstmal nicht beantwortet. Beim Postweg sieht es da anders aus, der wird jeden Tag an die Bearbeiter verteilt, allerdings erfolgt hier auch keine Gewähr auf eine zügige Antwort.
Es heißt also wohl oder übel erstmal warten. Auch Denis sieht es so, dass vieles entschärft werden könnte, wenn die Studenten beispielsweise die Hinweisblätter zu den Formularen selbstständig durcharbeiten würden, dort stehen nämlich alle nötigen Erklärungen. Was ihm allerdings auffällt ist, dass besonders in diesem Semester unglaublich viele Leute angeschrieben werden mussten, weil sie wichtige Unterlagen nicht beigefügt hatten. Generell ist ein deutlicher Zuwachs an Studierenden spürbar, wieviele Anträge mehr erfolgt sind, könnte man aber erst Ende des Semesters sagen.
„Es kommt alles zusammen: die vermehrten Anträge; dann ein Mangel an Personal, den man nicht einfach mal so ausgleichen kann und die teils langen Zeiträume bis ein Antrag vollständig ist.“ Auch die gesetzliche Frist von zehn Wochen, bis der Student das erste Geld sehen muss, kann das BAföG-Amt erst einhalten, wenn der Antrag vollständig ist. Besteht denn von der anderen Seite kein Verständnis für einen jungen Menschen, der gerade mit dem Studium angefangen hat, vielleicht in eine fremde Stadt gezogen ist und sich das erste Mal mit Behörden rumschlagen muss, fragen wir ihn. Selbstverständlich bestünde Verständnis, gibt er zu, aber nützen würde das nichts. Die nächsten zwei Wochen müssen sowohl Studenten als auch Vermieter noch in den sauren Apfel beißen und auf ihr Geld warten.
5vier.de wünscht allen Studenten und BaföG-Mitarbeitern trotzdem eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit und drückt die Daumen, dass der Stapel von Anträgen bald kleiner werden wird.
Fotos: Uni Trier
Claas meint
Dass die armen Kids jetzt erstmal ohne alles dastehen ist wirklich schlimm.
Nur: Ich sehe das vielleicht aus einer etwas anderen Perspektive, aber was der Herr Denis da sagt, hat Hand und Fuß. Meine Freundin ist Sachbearbeiterin in einem Amt (nicht BaföG) und von ihr höre ich immer wieder, wieviel Arbeit es macht, wenn man wichtige Unterlagen erst auf Nachfrage bekommt.
Oftmals verursachen hier einzelne Staus in den Bearbeitungswegen und schaden damit anderen Antragsstellern, die alles richtig abgegeben haben.
Mir tun einfach alle Beteiligten leid.
Ein Vorschlag vielleicht: Es ist schon länger her, dass ich einen BaföG-Antrag ausgefüllt habe, aber wie lesbar und verständlich sind denn mittlerweile die Ausfüllhilfen? Wenn man die übersichtlicher gestaltet, werden vielleicht viele Fragen im Vorfeld geklärt. Vor ein paar Jahrzehnten war da leider ohne persönliches Nachfragen nicht viel mit anzufangen.