Es ist in aller Munde. Kein Sitzplatz im Audimax, nicht genug Schnitzel in der Mensa für leere Studentenbäuche, Schlange stehen um zu lernen. Kurz: die Studienbedingungen verschlechtern sich stets. Und nun beginnt auch bald ein neues Semester.
In den Medien ist sie präsent: die Frage danach, wieviele Studenten dieses Semester neu an die Universitäten strömen. Die Luft soll wieder dünn und verbraucht werden in den Hörsälen. Doch was ist dran am Panikschieben?
5vier.de sprach mit Peter Kuntz, Pressesprecher der hiesigen Universität. Auch er muss zugeben, dass die Zahl der Bewerber wieder hoch sein wird. Dass Trier von mehr als 100 potentiellen Hauptfach-Studiengängen nur 15 mit einem Numerus clausus belegt hat, führt schnell zu der Annahme, dass diesem Ansturm wohl kaum ein Riegel vorgeschoben werden kann. Trotzdem ist man an der Uni Trier zuversichtlich einen „gemäßigten Ansturm“ in den Griff zu bekommen, so Kuntz (zum Vergleich: im letzten Wintersemester gab es 2610 Studienanfänger an der Uni Trier).
Doch was soll ein „gemäßigter Ansturm“ in Zahlen und Wartezeit in der Mensaschlange bedeuten? „Die Bewerberzahl ist zwar sehr hoch. Wieviele Studierende dann aber tatsächlich mit dem Studium an der Uni Trier beginnen ist aber völlig offen“, meint Kuntz. Sich an einer Uni zu bewerben bedeutet ja noch lange nicht, wirklich mit einem Studium anzufangen. Vielen stellt sich nach dem Abitur die Frage, was man mit dem restlichen Leben anfangen will oder zumindest mit den nächsten drei Jahren. Ausbildung oder Studium? Viele Schulabgänger bewerben sich auf Gutdünken erstmal bei allem was ihnen einfällt. Auch an so manchen Universitäten. Ob sie sich letztendlich für ein Studium – und bei Mehrfachbewerbungen – für welche Hochschule sie sich entscheiden, liegt an vielen Einflüssen.
„Bundesweit wird fürs kommende Semester allerdings mit rund 60.000 Studienbewerbern mehr als im vergangenen Jahr gerechnet“, sagt Kuntz. Das klingt trotz allem nach einer sehr hohen Zahl. Wie kommt diese zustande. „Die hohe Zahl liegt an zwei Änderungen, die in diesem Jahr zum Tragen kommen.“ Zum einen am Aussetzen der Wehrpflicht. „Das bedeutet viele junge Männer, die jetzt erstmal zur Bundeswehr gegangen wären können sich nun direkt für ein Studium bewerben.“ Das treibt die Zahlen schon einmal in die Höhe. Zum zweiten wurde in zwei Bundesländern, Bayern und Niedersachsen, eine Schulreform vorgenommen, die die Schulzeit bis zum Abitur auf acht Jahre verkürzt. „Das hat zur Folge, dass es dieses Jahr in diesen Bundesländern zwei Abiturjahrgänge gegeben hat, die sich zum Wintersemester bewerben können.“ Das klingt wieder nach vollen Hörsälen; ist die Panik vor aus-allen-Nähten-platzenden-Unis doch begründet? Das Aufkommen dieser Frage tut ein weiteres Problem auf.
„Die intensive Berichterstattung über den möglichen Ansturm auf die Unis dürfte manchen Studieninteressierten dazu gebracht haben, noch einige Bewerbungen mehr als ursprünglich geplant loszuschicken.“ Deshalb bewerben sie sich nicht nur an einer handvoll Universitäten, sondern gleich an allen möglichen. So steigt die Zahl der Bewerbungen an den Unis weiter, ohne dass ein wirkliches Interesse an gerade dieser Uni beim Studienbewerber bestehen muss. Bekommt der potentielle Student dann eine Zusage von irgendeiner der vielen Universitäten, verfallen die Bewerbungen für die anderen eventuell, sodass die Unis direkt mal einen Bewerber weniger haben.
Doch 60.000 zusätzliche Bewerber bleiben 60.000 Bewerber, die sich auf die Universitäten in Deutschland verteilen müssen. Laut Peter Kuntz kann man an der Uni Trier dem Ganzen wahrscheinlich etwas entspannter entgegen sehen, als an anderen Hochschulen. Das liegt unter anderem daran, dass die Uni Trier von den doppelten Abijahrgängen weniger betroffen sein könnte, weil Abiturienten vorzugsweise eine Hochschule in der Umgebung suchen. Erfahrungsgemäß wird nicht jeder Bewerber direkt Student und bleibt es auch nicht unbedingt. Viele fangen an und merken dann, dass sie mit einer Ausbildung besser bedient wären und hören wieder auf.
Zum Wintersemester wird die Schlange vor der Mensa wahrscheinlich dennoch etwas länger werden, aber das muss ja nicht unbedingt heißen, dass man im Hörsaal keinen Sitzplatz mehr bekommen wird, oder?
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