Von Stephen Weber
Viele haben sicherlich schon einmal davon geträumt, in der Schaltzentrale der Macht zu sitzen und dort ganz große Politik zu betreiben. Für knapp ein Dutzend Trierer Studenten wird dieser Traum nun wahr – beinahe. Im Zuge des eigeninitiierten Projekts “Trier Model United Nations” (TriMUN) nimmt der akademische Nachwuchs der Universität Trier an einer UN-Simulation in New York (28. März bis 01. April) teil, bei der sie in verschiedenen Ausschüssen die Interessen ihres fiktiven Staates vertreten müssen. Dabei geht es jedoch um weit mehr als um schlichte Politik. Teilnehmer Andreas Maldener stand 5vier.de Rede und Antwort.
„Seit nunmehr elf Jahren nimmt Trier jetzt schon an der Simulation der Vereinten Nationen teil. Allerdings wissen das viel zu wenige, was schade ist, da es sich wirklich um sein äußerst interessantes Projekt handelt, bei dem man viel für das weitere Studium, aber auch Leben lernen kann“, weiß der angehende Politikwissenschaftler Andreas Maldener einführend zu schildern. Der Trierer Student ist einer von zehn Teilnehmern, die sich derzeit im Rahmen des Seminars TriNUM auf die anstehende Simulation in New York vorbereiten. Was im ersten Moment nach Uni-Alltag und Pflichtkurs auf dem Weg zum angestrebten Studienabschluss klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als spannendes politisches Projekt für jedermann.
Vor rund einem Jahrzehnt gründete sich die Trierer Projektgruppe „Trier Model United Nations” (TriMUN) und besteht bis in die Jetztzeit fort. So haben sich auch in diesem Jahr einige Studenten zusammengeschlossen, um gemeinsam an die Erfolge ihrer vorherigen Jahrgänge anzuknüpfen. Die heterogene Gruppe aus Jung-Akademikern, die sich aus allen Fachbereichen des Studientableaus zusammensetzt, stemmt das große Projekt beinahe ohne Unterstützung seitens der Universität und handelt dabei durchgehend auf eigenverantwortlicher Basis. „Studenten aus den vorherigen Jahrgängen fungieren als Tutoren und helfen uns bei der Durchführung. Wir sind neben der inhaltlichen Ausarbeitung auch fleißig auf Sponsorensuche, da logischerweise auch die Reise nach New York und die Unterkunft eigenfinanziert sind. So erhoffen wir uns ein wenig wirtschaftliche Entlastung und Aufmerksamkeit für folgende Jahrgänge“, beschreibt Maldener die gegenwärtigen Widrigkeiten rund um das große Projekt.
„Ein einmaliger Kulturaustausch“
Doch all das scheint in keiner Weise die Begeisterung zu mindern, mit der das Vorhaben bislang durchgeführt wurde. „Wir lernen sehr viel voneinander. Das hängt vor allem mit der Interdisziplinarität des Gruppengefüges zusammen. Wir sind Politikwissenschaftler, Geologen, Lehrämter und so weiter. Jeder kann aus seinem spezifischen Bereich wertvolle Informationen für das Gesamtziel beitragen, was einen positiven Erfahrungsgewinn für jeden von uns bewirkt.“
So wird der große Arbeitsaufwand fast zur Randnotiz und man merkt im Gespräch rasch, welch innerer Enthusiasmus bei den Teilnehmern brodelt. Ein gewichtiger Teil dieser Euphorie wird sicherlich Vorfreude als Quell der Emotion besitzen: Denn in New York warten 5000 Studenten aus allen Teilen der Welt, um die größte globale UN-Simulation auf die Beine zu stellen. „Das wird ein einmaliger Kulturaustausch, auf den ich mich wahnsinnig freue. Ein älterer Jahrgang meinte zu mir, dass er seit seiner Teilnahme nun auf jedem Kontinent der Welt einen Schlafplatz hätte. So ist es auf der einen Seite spannend, die Simulation erfolgreich zu meistern, aber auf der anderen Seite, neue Kontakte zu knüpfen und eine schöne Zeit zu haben“, vermeldet Maldener mit freudigen Erwartungen.
Indien – eine aufstrebende Weltmacht?
Doch was genau ist so eine Simulation? Die Trierer Gruppe übernimmt in New York die fiktive Rolle eines Staates, dessen Interessen es gegenüber den anderen Nationen zu vertreten gilt – nämlich die von Indien. Andreas Maldener begründet diese Entscheidung wie folgt: „Indien verkörpert eine faszinierende Mischung aus Moderne und Tradition. Sie sind in den vergangenen Jahren in den internationalen Beziehungen aufgestiegen und gelten als ein zukunftsträchtiger Staat, der über Atomwaffen verfügt, allerdings auch mit sozialen Problemen im Land zu kämpfen hat. Das macht den Reiz bei diesem Staat aus.“
Nun gilt es, die Interessen Indiens in den verschiedenen Ausschüssen der UN gebührend zu repräsentieren und zu wahren. Dazu trifft sich die Gruppe immer freitags jeweils zwei Stunden, um gemeinsam – auf englisch – politische, geographische und kulturelle Hintergründe des Landes zu erarbeiten und um das minutiös reglementierte Vorgehen der UN zu verinnerlichen: „Man kann bei der UN nicht reden, wie man will. Man muss sich für einen Wortvortrag anmelden, und wenn man schließlich aufgerufen wird, hat man 60 Sekunden Zeit, sein Anliegen den anderen Anwesenden näher zu bringen. Damit das gelingt, muss man sowohl rhetorisch als auch inhaltlich topfit sein. Das haben wir in unseren Gruppen-Meetings trainiert“, bescheinigt Maldener.
Vom 28. März bis zum 01. April kann die Trierer Gruppe nun das Geübte in die Praxis umsetzen. Ein abschließender Final Report soll folgen, um für die Sponsoren und zukünftige Teilnehmer Transparenz zu garantieren. Erholsame Semesterferien klingen wahrscheinlich anders, worauf Maldener allerdings einwendet: „Wer jetzt denkt, dass das alles nach viel Arbeitsaufwand klingt, der hat recht. Aber es macht ungemein Spaß in der Gruppe zu arbeiten und sich gegenseitig zu motivieren. Ich kann nur hoffen, dass auch in Zukunft in Trier weiter mit diesem Projekt gearbeitet wird, weil wirklich jeder davon profitieren kann und wird.“
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