Dass kostenlose Sportangebote meistens eher rote als schwarze Zahlen in der Bilanz bedeuten, ist keine Besonderheit. Auch der Unisport in Trier hat seit Jahren ein Finanzierungsproblem, deswegen wurde zum Wintersemester das Sportticket eingeführt. 5vier Mitarbeiter Jan Kowalski sprach mit Studenten und mit Dr. Elisabeth Reis, der Leiterin des Hochschulsports.
Schon seit einigen Jahren wurde von Seiten der Uni versucht, die Kosten bei Universitätssport zu drücken. Bisher wurde dazu vor allem der Rotstift angesetzt und an allen Ecken und Kanten gespart, doch diese Option ist nun, laut der Universität, vollkommen ausgereizt. Deswegen werden, neben den Sparbemühungen, auch die Sportler und besonders die Studierenden zur Kasse gebeten. Seit dem Wintersemester, (Stichtag war der 1. Oktober 2012) führt die Universität ein Sport-Semesterticket ein, mit dem die Studenten und Mitarbeiter ihre bisher kostenlosen Sportangebote bezahlen sollen. Damit ist Trier eine der letzten Unis in Deutschland, die das kostenlose Sportprogramm einstellt. Am 11. November 2011 entschied der Sportbeirat der Universität Trier unter Beteiliung der anwesenden Studentenvertreter über die seit Jahren diskutierte Finanzierung des Sportprogramms. Seit diesem Wintersemester bezahlen nun alle die Sport an der Uni betreiben wollen für das Ticket. “ Der Start ist zu 80-90 % problemlos verlaufen“, sagt Frau Dr. Reis, die Leiterin des Unisports in Trier. „Auf Kritik haben wir mit Nachbesserungen reagiert und sind gespannt, wie der Ansturm zum Unterrichtsbeginn verläuft.“
Die neue Struktur besteht aus einem Basis- und einem Plus Ticket
Für die erste Ebene, die Basis, bezahlen Studenten der Universität zehn Euro und Angestellte 17,50 Euro und dürfen damit Fußball, Basketball, Handball, Volleyball, Geräteturnen, Aerobic und weitere Grundsportarten mit Trainer durchführen. Falls man Sportarten wie Tischtennis, Badminton, Judo, Aikido, Rugby oder Yoga in der Unihalle betreiben möchte, muss man den Basis Plus Tarif buchen und als Student 25 Euro und Bediensteter 32.50 Euro bezahlen. Für die Angebote Kanu, Rudern, Reiten und Schwimmen gelten nochmals andere Regeln. Frei ist weiterhin die Nutzung der Außenanlagen (Ausnahme Tennispätze und Grillhütte) mit dem Laufpfad, Fußballplatz, Basketballgelände und Bouleanlanlage. Die nun vorliegende Eingruppierung erfolgte nach mehreren Kriterien. „Wir haben sportpädagoische, sportmedizinische und wirtschaftliche Gründe zusammengezogen und dann eine Einteilung vorgenommen“, gibt Frau Dr. Reis an.
Bezahlt werden kann die Gebühr an einem der Tunikaautomaten, die überall auf dem Campus verteilt sind. Seit dem 1. Oktober sind dort sämtliche Funktionen für die Abwicklung freigeschaltet.
Unpopuläre Entscheidung
Die Universität versucht zwar mit dieser Preispolitik das große Defizit im Haushalt auszugleichen, trifft aber mit der Berechnung der Sportangebote eine sehr unpopuläre Entscheidung. Viele Studenten wollen sich nach Alternativen umsehen und die Preiserhöhung nicht mitmachen. Ein Politikstudent aus dem dritten Semester sagt: “ Bei 25 Euro für Badminton kann ich auch gleich im Verein spielen.“ Diese Meinung vertreten viele ältere Semester, aber gerade bei den Erstsemestern stößt das Finanzierungsprogramm laut Frau Dr. Reis auf mehr Akzeptanz „Wir haben früher schon viele Emails von Erstis bekommen, die nach den Preisen für den Unisport fragten und dann ganz verwundert waren, dass fast alles kostenlos war. Bei den nachrückenden Semestern ist das Verständnis für die Bezahlung viel mehr gegeben“.
Befragung im November
Das ganze System ist dabei aber keineswegs in Stein gemeißelt. „Wir versuchen auf Kritik zu reagieren und werden im November eine Studentenbefragung zum Unisport durchführen, um die Meinung der Studentenschaft nachzuvollziehen“, antwortet Frau Reis auf die Frage der teilweise heftigen Kritik von studentischer Seite. So wird der Monat Oktober zum Schnuppermonat und ein einmaliges Reinschauen in das Training ist somit kostenfrei. „Ab November werden dann die Kontrollen beginnen“, gibt die Leiterin an, diese werden von den Trainern und spontanen Besuchskontrolleuren durchgeführt.
Die FH Studenten haben besonders Pech bei der neuen Regelung und müssen einen noch höheren Tarif zahlen. Für die ungerechte Behandlung der Studenten von der anderen Moselseite kann allerdings der Unisport nur bedingt verantworlich gemacht werden. „Die Preise für Gäste mussten wir aufgrund der Umsetzung des EU-Wettbewerbsrechts anheben“, gibt Frau Reis zu. „Uns sind da leider die Hände gebunden, da die FH keine Gegenleistung zur Verrechung anbietet.“ Fachhochschulsstudenten bezahlen nach dem neuen System einen gesonderten ermäßigten Gästebeitrag, der aber deutlich über dem der Unistudenten liegt (25 Euro für Basis, 39 Euro für das Plus Ticket). Gerade für FH Studenten ist der so beliebte Unisport nun kaum noch eine Option und die meisten FH-Studenten reagieren mit Unverständnis auf die Entscheidung.
Die Preiserhöhung ist keinesfalls eine Kleinigkeit, da circa 15.500 Studenten der Uni und nochmals etwa 6000 Menschen an der FH von dieser Änderungen betroffen sind. In der Endsumme ist die Erhöhung gerade für FH Studenten relativ saftig und belastet den Geldbeutel deutlich. Es soll aber weiterhin gewährleistet sein, dass jeder verschiedenen Sportarten auszuprobieren kann. Wenn man einmal das Plus- Ticket gezogen hat, kann man alle Angebote so oft wie es geht nutzen.
Rückgang erwartet
Der aktive Ausgleich zum stressigen Bachelor/Masterstudentenleben verliert aber trotzdem etwas seinen Reiz. Dieser Tatsache ist sich auch die Unisportleiterin Dr. Elisabeth Reis bewusst: „Ich hoffe auf einen zeitlich befristeten Rückgang, da die Alternativen im Verein nicht billiger sind und die Uni den Sport weiterhin fördert. Ich bin selbst Sportlerin mit Leib und Seele und es schmerzt, die Barriere zum Sportzugang zu erhöhen, aber die Situation an der Universität lässt nichts anderes mehr zu.“ Besonders problematisch ist die Lage bei den Exotensportarten, die auch bei kostenlosem Sport nur ein Schattendasein geführt hatten. Hier wird die Erhöhung sicherlich zu Engpässen bei Beteiligung und Vielfalt führen.
Weitere Lösungsansätze
Der Unisport selbst versucht das Programm trotz klammer Kassen weiterhin sehr breit aufzustellen, doch auch die länderabhängige Finanzierung des Sports an den verschiedenen Unis in Rheinland-Pfalz führt zu Unmut. So bekommt die Uni Kaiserslautern seit Jahren deutlich mehr Geld für ihr Sportprogramm, als die viel größere Universität Trier. Diese Unrechtsverteilung bei den Ländergeldern ist ein Missstand, der behoben werden sollte, er könnte auch die Situation in Trier entschärfen.
Die Idee, den Unisport mehr zu Vermarkten und Sponsoren zu gewinnen, wird von der Frau Dr. Reis jedoch strikt abgelehnt. „Erstens haben wir nicht genug Personal, um aktiv nach Sponsoren zu suchen, zweitens ist die Region Trier was Sponsoren angeht sehr gut abgegrast und drittens würden wir damit in Konkurrenz zu den Sportvereinen treten und diesen die Existenz erschweren.“
Eine weitere Überlegung ist die Einführung eines weiteren Sporteuros. Bereits jetzt bezahlt jeder Student mit seinem Semesterbeitrag einen sogenannten „Sporteuro“, mit dem vor allem der Wettkampfsport an der Uni unterstützt wird. Die Leiterin des Hochschulsports möchte die Anregung geben, ob nicht ein zweiter solidarischer „Breitensporteuro“ eine Möglichkeit für die Finanzierung wäre.
Allgemein ist die Einführung des Sportsemestertickets ein sehr zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite geht es zu Lasten des Sports und macht körperliche Ertüchtigung deutlich unattraktiver, allerdings hält das Geld das ganze Programm aufrecht und es wird nicht weiter zusammengespart und gekürzt.
Was ist eure Meinung zu dieser Änderung beim Unisport ? Was haltet ihr von den anderen Lösungsvorschlägen? Wir freuen uns über eure Kommentare.
Nähere Informationen zu den neuen Regelungen findet ihr hier.
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Persönliche Meinung des 5vier.de-Praktikanten Daniel Sandbühler:
Generell scheint mir eine Pauschale für den Unisport nicht verkehrt. Im Endeffekt dient es doch wohl vorrangig eben diesem. Tatsache ist, dass sich Gerätschaften und Örtlichkeiten nicht von selbst finanzieren. Sollte dies ohne Umwege dem Sport zugute kommen, hätte ich nichts dagegen, ein bisschen was dafür zu zahlen. Natürlich gilt das nicht für jeden und ich verstehe dahingehend auch die Kritik. Die 25 Euro empfinde ich, über das gesamte Semester verteilt, trotzdem nicht als „zu viel“ und eigentlich durchaus vertretbar. Persönlich stelle ich mir auch die Frage, ob ich nicht gerade dann mehrere Angebote wahrnehmen sollte, eben weil ich Geld dafür bezahlen muss. Gut fände ich eine Art Schnupperprogramm, das die Möglichkeit bietet, auch über den Oktober hinaus, sich überhaupt erst einmal die Kurse anschauen zu können, bevor man zahlen muss. Schließlich kauft niemand gerne die Katze im Sack.
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