Heiß wurde es am Freitag im Mergener Hof. Kein Wunder, schließlich hatten die Stammgäste aus St. Pauli mal wieder geladen. Das Konzert von Rantanplan war schon seit Tagen ausverkauft, entsprechend voll wurde es zwischen Bühne und Treppe. Und wiedermal entwickelte sich ein besonderes Erlebnis.
Trier. Manchmal werden Träume wahr, so zum Beispiel gleich mehrfach am Wochenende für die noch eher junge Formation Freidenkeralarm. EP-Veröffentlichung, Konzert in der „Miez“, Bandcontest im Exhaus (inklusive 1. Platz) – alles an zwei Tagen. Als sie gefragt wurden, ob sie als Support für Rantanplan auftreten möchten, haben die drei Lokalmatadore nicht lange überlegen müssen. Nicht nur für die anderthalbjährige Biografie macht sich der Gig gut. Als ausgewiesene Punkrocker gibt es wohl wenige Gelegenheiten, sich in vergleichbaren Rahmen einen Namen zu machen. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Besucher die Trierer weiter auf dem Schirm behalten werden.
Mit deutschen Texten und rockigem Sound weiß Freidenkeralarm zu gefallen. Ob Merkel nun wirklich ein Reptiloid ist, man sein Geld verbrennen soll oder Bier gegen Nazis hilft, muss allerdings jeder für sich selbst beantworten. Doch die 45 Minuten gestalten sie kurzweilig. Sänger und Bassist Bob zeigt sich selbstsicher als Frontmann und füllt die Rolle sehr gut aus. Ein wenig schade allerdings, dass seine (wichtigen) Ansagen etwas zu eindimensional zu sind. Wir sind überzeugt, dass er vieles zu sagen hat, das auch etwas breitere Themenspektren anspricht. Ebenfalls schade ist, dass nicht noch mehr Menschen den Aufrufen zum Circle Pit und weiterem folgen. Es wäre verdient.
Denn wie sehr die Meute im Saal bereit ist abzugehen, zeigt sich vom ersten Riff von Rantanplan an. Nachdem sich die Chefs noch selber um das Abkleben des Bühnenaufbaus kümmern, müssen sie schnell feststellen, dass das vergebene Liebesmüh ist. Im Tanzrausch fliegen die Leute förmlich gegen die Boxen und den stark beanspruchte Ventilator, was kein Panzertape kompensieren kann. Doch nicht nur die enthusiastischen Fans machen dem Equipment das Leben schwer. Durch die verschwitzte Luft und das herumgespritzte Bier wird die Technik auf die Probe gestellt, was zum Ende hin auch zum zwischenzeitlichen Ausfall einzelner Utensilien führt. Doch wozu braucht Sänger Torben schon ein angestelltes Mikro, wenn Hunderte das Lied mitgrölen können?
Theke schöner als Bühne?
Der Mergener Hof ist randvoll, was zur Aufforderung des Posaunisten Gero führt, die zahlreichen Crowdsurfer zum besten Platz zu tragen: der Theke. Lange hält es diese aber nicht so weit hinten im Raum. Anders als die Damen und Herren auf der Treppe, die zwar von der Band für ihre Platzwahl gelobt werden, von den in Bier-und-Schweiß-Getränkten von der anderen Seite mit einem großen Augenzwinkern hingegen mit „Scheiß Tribüne“-Sprechchören diffamiert werden.
Doch auch sie haben gezahlt, was auch nötig ist. Denn Torben spricht von den GEMA-Einnahmen des vom „Asi-Sender RTL 2“ gern genutzten Liedes „Staub“, die nicht mal ein Big Pack Zigaretten finanzieren. Glücklicherweise, so wird es nach dem Konzert am schönsten Platz des Abends von Gero erzählt, spart zumindest er sich mittlerweile die Kippen, mit denen er sich aufs Jahr hochgerechnet früher einen Kleinwagen hätte finanzieren können.
Dass Rantanplan gerne nach Trier kommt hat viele Gründe. Nicht nur die häufigen Tourstopps in der Vergangenheit oder die große Nachfrage nach Tickets verbinden die Norddeutschen mit der Moselstadt. Auch einer der bekanntesten Songs „Wir sind nicht die Onkelz!“ hat seinen Ursprung in der ältesten Stadt Deutschland, als man mit der mittlerweile aufgelösten Bandgeek Mafia jammte. Auch von ihnen finden sich ein paar Gesichter in der „Miez“.
Als wäre der Abend nicht schon Grund genug zu feiern, wird für Bassist Kalle noch ein Geburtstagsständchen gesungen. Es soll zum Glück das einzige Lied des Abends sein, das ziemlich in die Hose geht. Gefreut dürfte er sich darüber trotzdem haben. Und darüber, dass das Equipment überlebte und die Fans k. o., aber glücklich nach Hause entschwinden.
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