Ivan Ivanovich & The Kreml Krauts sind schon mehr als ein Jahrzehnt eine der bekanntesten Kapellen aus der Stadt, die sich schon längst bundesweit und darüber hinaus einen Namen gemacht haben. Kurz vor ihren Tourreisen quer durch die Republik, haben wir Sänger Eugen, Bläser Daniel und Saitenmann Dima zum Interview getroffen.
Hallo Jungs. Bevor wir loslegen, sitze ich jetzt hier eigentlich am Tisch mit Eugen, Daniel und Dima oder mit Ivan, dem Hünen und dem Kirgisen?
Erst schnaufen, dann Gelächter. Dima: Das ist eigentlich nicht trennbar. War das jetzt eine Künstlerfrage?
Naja, ihr habt euch ja schon Arbeit gemacht mit euren Kunstfiguren. Auf eurer Homepage hat jeder seine kleine fiktive Geschichte. Wie viel Zeit habt ihr dafür investiert?
Daniel: Wir machen das jetzt schon seit zehn Jahren und wir hatten damals das Glück, in Zusammenarbeit unseres ersten Gitarristen Frank mit sehr, sehr fähigen Künstlern zusammenarbeiten zu können, die an der Fachhochschule studiert haben. Mittlerweile sind die zwar alle in der gesamten Republik verteilt, haben uns aber von Anfang an geholfen, sämtliche Designs zu machen. Wir sind sehr glücklich diese Leute getroffen zu haben. Vor allen Dingen den Ruben Fischer, der aus jeder Idee irgendwas Geiles zaubert.
Die Charakteren sind schnell entstanden
Dima: Ruben ist unser Designer. Alles was es an Kreml Krauts Cover, Plakate, Logos, Schriftarten usw. gibt, ist von ihm. Wir wollen auch keinen anderen. Wir freuen uns schon jetzt über seinen Entwurf, der für das neue Album entstehen wird. Das läuft dann alles elektronisch, weil er in Hamburg wohnt.
Eugen: Die Charaktere sind irgendwie von alleine entstanden. Als wir den Bandnamen ausgerufen haben, war klar, dass wir da irgendwas brauchen. Der Ivan war sowieso schon geboren, da wollten wir auch für die Kreml Krauts etwas Spannendes kreieren.
Dima: So richtig zu den heutigen Charakteren kam es größtenteils zur Peregar-Platte (2011, A. d. R.). Vorher gab es auch schon grundlegende Figuren, aber dann sind wir durch eine Phase gegangen, in der einige aus beruflichen oder privaten Grünen weggezogen sind. Dann kamen Reimar, Philipp, Pasi, Tobi, Dany und ich hinzu. Es gab fast einen Komplettaustausch, als Gründungsmitglieder sind noch Ivan, Daniel und Yannick dabei.
Um die Frage zu beantworten: das hat sich so ergeben, es hat nicht viel Zeit in Anspruch genommen. Es ist gewachsen, die grundlegenden Texte gab es schon. Aber wir sind als Menschen völlig unterschiedlich, man muss die Leute erst richtig kennen, bevor du dir diese Geschichten zu den Personen überlegst. Das haben Pasi und ich dann gemacht.
Daniel: Jeder schlüpft in seine Rolle und wir bieten den Leuten eine gute Party. Das funktioniert in kleinen Clubs und auf großen Bühnen.
Jeder hat seine eigene Rolle bei Ivan Ivanovich & the Kreml KrautsDa steht bei euch demnächst ja auch einiges an. Ihr spielt in mehreren Etappen, teilweise drei bis vier Tage am Stück, verteilt über die Republik. Wie bereitet ihr euch da vor?
Daniel: Vor wichtigen Konzerten machen wir immer eine Generalprobe. Zumal wir ja im Moment die meiste Zeit für unsere Studio-Sessions opfern, da das Album am 31. Oktober erscheinen wird. Das ist schon sehr viel Arbeit, nicht nur im Proberaum sondern auch jeder für sich zu Hause.
Eugen: Wir versuchen schon uns ordentlich vorzubereiten. Wir wollen sicher sein, dass alles funktioniert. Es gibt jetzt keine Pyrotechnik oder Tanzschritte (Gelächter), aber schon Anker im Programm, die aber von Festival zu Festival variieren können, damit wir die Spannung beibehalten.
Von Willwerath nach Wacken
Zwei eurer Konzerttermine fallen uns direkt ins Auge: Das Wacken Open Air, wo ihr nicht als einzige Trierer Band auftreten werdet und das Willwerath Rock City. Zunächst zum großen W:O:A, das seit zig Jahren sein komplettes Kartenkontingent von 75.000 ausverkauft. Eure Musik, die eine Mischung aus Polka, Punk, Ska und Gypsy-Musik ist, würde man jetzt nicht unbedingt mit dem Metal-Festival in Verbindung bringen. Wie kommt es zu der Zusammenarbeit?
Dima: Wir haben die Metaler einfach so lange belabert bis sie dachten, dass unsere Musik schon ganz okay ist (lacht).
Daniel: Wir haben viel unserer Booking-Agentur zu verdanken und die haben uns das klargemacht.
Dima: Wir wollten immer bei sowas wie Wacken spielen, unbedingt. Und wir wurden von der Agentur gefragt, ob wir bestimmte Festivals bespielen möchten. Da haben wir dann einfach mal Wacken hingeschrieben (lachen laut). Das war völlig irrsinnig, wir haben uns da gar keine Gedanken drüber gemacht. Dann kam auf einmal die Frage, ob wir da spielen möchten und wir dachten nur: what the fuck?
Eugen: Es gibt eine Band namens Russkaja aus Österreich, die haben mehrere Jahre hintereinander dort gespielt und haben somit ein wenig den Weg geebnet, dass da auch „Spaß-Bands“ spielen können.
Daniel: Wir spielen überall, so lange die Leute offen sind und Spaß haben wollen. Wir haben ja schon im hintersten Hinterland gespielt, wo man nur über Feldwege hinkommt, wo es keinen Handyempfang mehr gibt. Du fragst dich dann manchmal, wo du hier gelandet bist. Und hast dann da die geilsten Feten, wo man zusätzlich Kontakte knüpfen konnte. Auch schon vor Menschenmengen, wo der Altersdurchschnitt um die 60 Jahre war. Das hat richtig Spaß gemacht, die haben mit ihren Spazierstöcken mitgemacht. Wir haben übrigens aber auch schon auf anderen Metal-Festivals gespielt, so ist das nicht.
Dann kommen wir jetzt zum Willwerath Rock City, das am 28. Juli in unserer Region stattfindet. Kanntet ihr das schon, bevor ihr angefragt wurdet?
Eugen: Mir hat mal ein Arbeitskollege davon erzählt, dass es da was Cooles in der Nähe gäbe. Bis dahin hatte ich das nicht wahrgenommen. Dann kam aber auch die Anfrage, weil den Veranstaltern anscheinend gefällt was wir machen. Und so kam es dann dazu.
Dima: Für uns ist es immer eine große Ehre, dass wir auf Festivals spielen dürfen. Ob das jetzt kleinere sind oder Mega-Events, ist dann egal. Es gibt so unglaublich viele tolle Bands, da fragen wir uns manchmal, warum wollen die uns eigentlich? (lacht) Im Endeffekt machen wir uns keinen Kopf darum, was für einen Ruf wir haben oder wie groß wir sind. Wir spielen einfach alles. Klar, für 100 Euro würden wir jetzt nicht nach Berlin fahren, kostendeckend sollte es schon sein. Aber Hauptsache ist, dass die Leute cool sind.
Daniel: Aber auch ein Festival ist manchmal nicht damit zu vergleichen, in einem kleinen, verschwitzten Club zu spielen. Es ist was anderes, aber auch geil.
Sind in der Band denn Jungs, die von der Musik hauptberuflich leben?
Daniel: Nein. Wir haben das von Anfang an als Hobby angesehen. Was nicht heißt, dass wir wenig Zeit da rein investieren, ganz im Gegenteil. Manchmal müssen wir uns auch fragen, ob das Privatleben zu kurz kommt. Aber irgendwie funktioniert es. Manche sitzen das ganze Wochenende im Fußballstadion (Dima ruft rein: Ist auch schön!), andere bauen Lokomotiven aus Streichhölzern – wir sitzen halt im Band-Bus und fahren von Berlin nach Trier.
Über zehn Jahre haben wir das, auch mit der Agentur, gut aufgebaut, dass wir Termine konzentrieren können, damit nicht wegen nur eines Konzertes das ganze Wochenende verplant ist. Die Organisation ist Gold wert.
Dima: Wir haben auch einige Studenten in der Band. Wenn die nicht gerade Klausurphase haben, kriegen die das ganz gut hin. Für die Berufstätigen geht da schon eine Menge Urlaub drauf. Daher versuchen wir Freitag bis Sonntag zu füllen oder Brückentage zu nutzen.
Daniel: Das ist aber auch Urlaub. Sobald du den Fuß in den Bus setzt, bist du ein anderer Mensch. Du kannst wirklich abschalten dabei. Für uns alle ist es wichtig, Abwechslung zu haben. Wenn wir jetzt „nur“ arbeiten oder „nur“ Musik machen würden, wären wir auch nicht glücklich, dann kann es langweilig werden.
Neben der Tour werden Ivan Ivanovich & The Kreml Krauts am 31. Oktober diesen Jahres ihr neues Album veröffentlichen. Wir freuen uns drauf!
Kommentar verfassen