Am 27. März fand dieses Jahr in Trier der Girls‘ Day statt, ein Tag an dem Mädchen ab der fünften Klasse Berufe entdecken können, in denen Frauen bislang noch wenig vertreten sind. Interessierte konnten aus zahlreichen Angeboten auswählen, unter anderem bot die Stadt Trier Einblicke in die Berufsfeuerwehr, die Stadtplanung und den Forstbetrieb im Weißhauswald an. 5vier.de hat die Gruppe, die sich den Forstbetrieb angesehen hat, begleitet.
Mädchen ab der 5. Klasse konnten sich für den Girls‘ Day anmelden und in der Gruppe, die in den Weißhauswald fuhr, waren alle Plätze besetzt. Annika und Paula, 16 und 17 Jahre alt, gehen in die elfte Klasse und hatten in der Zeitung von der Aktion gelesen. „Es gab nur noch wenige Plätze, also habe ich mich sofort angemeldet“, meint Paula, sie interessiert sich zwar für Forstwirtschaft ist aber noch unsicher und möchte mehr über den Beruf erfahren. Annika weiß schon genauer, was sie später machen möchte. Sie möchte am liebsten Berufsjägerin werden und nahm den Girls‘ Day zum Anlass, Näheres herauszufinden. Nicht alle waren in den letzten Jahren so gut vorbereitet erklärt Petra Schneider, die die Aktion betreute. Sie habe die Mädchen im Vorfeld gebeten, festes Schuhwerk zu tragen, denn sie habe es auch schon erlebt, dass einige mit High Heels im Wald aufgekreuzt sind.
Vielseitig wie der Wald
Insgesamt zehn Mädchen hatten sich angemeldet, um mehr über das Berufsfeld der Forstwirte herauszufinden. Busse der Feuerwehr brachten die Teilnehmerinnen – alle mit festem Schuhwerk – in den Wald, wo sie von Revierförsterin Kerstin Schmitt begrüßt wurden. Sie betreut ein Waldgebiet von 2,5 Tausend Hektar, das der Stadt gehört. „Den Beruf der Försterin gibt es so gar nicht“, stellt sie vorneweg klar, „Revierförsterin wird man, indem man an der Fachhochschuhe Forstwirtschaft studiert, aber das ist nur eine Möglichkeit. Man kann auf ganz verschiedenen Wegen in einem Forstberuf landen“. 2014 gehe es in diesem Beruf um mehr als Bäume, auch mit Bürotätigkeiten müsse man rechnen, erklärt sie weiter, aber sie sei auch gleichzeitig noch Jägerin und Zoodirektorin, denn das Wildgehege, das zum Forstrevier gehört, falle unter die EU Zoorichtlinie und müsse jetzt als Zoo geführt werden. „Außerdem ist jeder Förster auch Jäger, allerdings ist nicht jeder Jäger auch Förster, das ist eine wichtige Unterscheidung“. Nicht nur der Beruf des Forstwirtes ist also sehr vielseitig, es gibt auch viele unterschiedliche Berufsfelder innerhalb der Forstwirtschaft, die man ausüben kann. Man kann über eine Ausbildung in diesen Beruf einsteigen, in dem man Forsttechniker wird, das Fach aber auch an der FH oder der Uni studieren. Wer an der FH studiert hat die besten Aussichten, später ein eignes Forstrevier zu betreuen, diejenigen, die an der Uni studieren arbeiten später meist bei den Forstbehörden.
300 Jahre Nachhaltigkeit
Die Försterei ist der Beruf mir der längsten Geschichte im Bereich der Nachhaltigkeit. „Heute ist ja alles angeblich nachhaltig“, erklärt Frau Schmitt, „das geht bis zu nachhaltigen Reinigungsmitteln. Wir haben letztes Jahr schon 300 Jahre Nachhaltigkeit gefeiert.“ Das Forstamt verdiene zwar Geld mit dem Holzverkauf, aber es dürfen immer so viele Bäume geerntet, wie auch in den nächsten Jahren wieder nachwachsen könnten. 200 bis 400 Jahre kann es bei manchen Arten dauern, bis ein Baum wirklich groß genug ist, um einen guten Preis zu erzielen, es geht also nicht um den schnellen Erfolg. Wer schnelle Ergebnisse wolle, der sei in diesem Beruf falsch, sagt sie weiter. In zu vielen Ländern habe es auch Armut Übernutzung gegeben und große Waldflächen seinen für immer verloren.
Beruf mit Zukunft
„Es gibt in diesem Beruf immer noch erheblich mehr Männer als Frauen“, sagt Kerstin Schmitt, aber letztendlich sei das Geschlecht nicht entscheidend. „Wer im Wald arbeitet, ist Überzeugungstäter, sage ich immer, man muss mit viel Herzblut dabei sein und da macht es letztlich keinen Unterschied ob Mann oder Frau. Wenn es einem zu dreckig ist, ist man nicht für den Wald geeignet. Es ist außerdem kein ungefährlicher Beruf, Profiarbeit eben.“ Wer mit seinem Wohnort aber flexibel sei, der finde immer Arbeit. Leute, die mit Leidenschaft dabei sind, seien trotzdem scher zu finden. Das Durchschnittsalter sei hoch, mit 43 Jahren sei sie sogar lange die Jüngste gewesen, aber sie glaube trotzdem, es sei ein Beruf mit Zukunft, gerade wegen des Nachhaltigkeitsaspektes.
Nachwuchs-Forstwirtinnen?
Nach der Führung kann sich Paula gut vorstellen, in einem Forstbetrieb ein Praktikum zu machen. Annika hat einen besseren Einblick in ihren Traumberuf der Berufsjägerin erhalten und ist sich ziemlich sicher, dass sie zuerst Forstwirtschaft studieren möchte. Außerdem könne sie sich vorstellen noch einige Zusatzqualifikationen in dem Bereich zu erwerben, um später bessere Chancen zu haben. „Ich habe zwar gehört, dass es ein sehr konservatives Feld ist für Frauen, aber ich glaube mit einem guten Lebenslauf hat man trotzdem hohe Chancen.“ Der Girls‘ Day hat ihr viele interessante Einblicke in ihr zukünftiges Feld verschafft.
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