Donald Trump und Amerika sind Thema Nummer eins in der Presse – egal ob in der Zeitung, Radio oder Fernsehen – und alle berichten eigentlich das gleiche. Doch was mich schon seit Trumps Wahlsieg am 9. November interessierte, was sagen die Professoren der Universität dazu? Alle samt hoch angesehene Leute in Politik und Wirtschaft, die kaum etwas anderes machen als Studenten ihr umfangreiches Wissen zu vermitteln oder Aufsätze in renommierten Fachzeitschriften und Sammelbänden sowie Monographien zu veröffentlichen. Da denkt sich der einfache Student doch: Die müssen es wissen!
Gesagt, getan. Vergangene Woche stellten sich fünf Professoren an der Universität Trier einer Diskussionsrunde. Wie erwartet war der Hörsaal bis zum letzten Platz besetzt, sodass die zu-spät-Kommer es sich entweder auf der Treppe gemütlich machen oder gar gehen mussten.
Die Runde bestand aus
- Herr Prof. Gerd Hurm, Professur für American literature and culture und Leiter des Trierer Center for American Studies (TCAS);
- Herr Prof. Dr. Winfried Thaa, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte;
- Frau Prof. Dr. Xenia Matschke Professur für Internationale Wirtschaftspolitik;
- Herr Prof. Dr. Uwe Jun, Professur für Politikwissenschaft und
- Herr Prof. Dr. Manuel Fröhlich, Professur für Internationale Beziehungen und Außenpolitik.
Wer sind Trumps Wähler?
Zu aller erst stellt man sich die Frage, was sind das für Wähler, die Trump ihre Stimme gegeben haben. Prof. Dr. Jun stellt dazu eine interessante Hypothese auf. Den Erfolg von Populismus erklärt er zum einen durch das anwachsende Gefühl eigener Benachteiligung, nach dem Motto, alle anderen und vor allem Minderheiten werden besser behandelt als ich selbst. Zum anderen durch das Gefühl, die eigene Kultur und Identität zu verlieren, wodurch Trump mit seinen Sätzen wie „Make America great again“ den wunden Punkt traf und für ein starkes Amerika plädierte. Als dritten Punkt führte Jun das Gefühl unzureichender Repräsentation an – die da oben verstehen nicht was wir wollen. Trump repräsentiert in allen drei Punkten den machtvollen Fädenzieher und den Beschützer vor dem sozialen Abstieg, der den Wandel bringen wird.
Doch was vor welchem Wandel fürchten sich Trumps Wähler?
Vor dem sozialen Abstieg? Vor einer Wirtschaftskrise?
„Ökonomisch gesehen ist es nicht klar, warum Trump gewonnen hat“, so Prof. Dr. Matschke. „Die USA haben sich seit der Finanzkrise 2008 gut erholt, sie besitzen eine hohe Wirtschaftskraft und besitzen eine niedrigere Arbeitslosenquote, als es bei uns der Fall ist“, so Matschke weiter.
Demnach muss es sich nur um ein Gefühl von Benachteiligung handeln, anders sei dies nicht zu erklären. Also was verspricht Trump nun, entgegen dieses Gefühls von Benachteiligung zu handeln?
Die Versprechen Trumps
Er verspricht ein hohes Wirtschaftswachstum, die Vereinfachung des Steuersystems, mehr Arbeitsplätze schaffen, mehr Investitionen in Infrastruktur, Militär und nichterneuerbare Energien.
Ergo weniger Steuern aber mehr Investition. Wie passt das Ganze jetzt zusammen? Nun das fragt man sich.
Daher muss Trump irgendwo Investitionen einsparen – und wo bietet sich das besser an als in etwas einzusparen, was man sowieso nicht versteht – zum Beispiel am Umweltschutz oder Gesundheitsschutz und Krankversicherung. Allerdings muss man dazu sagen, dass er nun in Betracht zieht die ObamaCare weiter zu unterstützen, seit man ihm mal erklärt hat, um was es sich eigentlich handelt und er erkannte, dass es doch eine gute Sache sein könnte.
„Das ist wohl momentan das einzig Gute an Trump. Er ist kein Ideologe, sondern ein Pragmatiker. Er ist beeinflussbar“, so Prof. Dr. Fröhlich.
Also da nun die Einsparungen von ObamaCare wegfallen, stürzt man sich halt auf den Umweltschutz, der ja angeblich eine Erfindung der Chinesen sei, um die Wirtschaft Amerikas zu manipulieren. Demnach sollen alle amerikanischen Investitionen, die den Umweltschutz betreffen wegfallen – RIP Umwelt, da Amerika als großes Land und umso größere Wirtschaftsmacht eine große Rolle für den Umweltschutz spielt.
Wobei man bei dem dritten fragwürdigen Projekts Trumps wäre – nämlich die Abschottung Amerikas. Menschen, die sich vor der Globalisierung fürchten, denen Internationalität Angst bereitet und die dadurch ihre Identität mit dem eigenen Land in Gefahr sehen, dürften die Worte Trumps eine einfache Lösung bieten: America first!
Was in einer globalisierten Welt allerdings zu Wirtschaftseinbusungen führen wird als zu Wirtschaftswachstum.
Sein großer Plan von der Abschottung Amerikas von der Globalisierung kündigte er an durch das Auflösen des NAFTA-Abkommens (Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen zwischen Kanada, den USA und Mexiko), TTIP (Das Transatlantische Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA) und TPP (Die Transpazifische Partnerschaft ist ein geplantes Handelsabkommen zwischen den USA, Australien, Brunei, Chile, Japan, Kanada, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam).
Dadurch erreiche er allerdings das genaue Gegenteil, erklärt Matschke. Denn anstatt die eigene Wirtschaft zu stärken, wird er eher die der anderen Länder stärken. Zum Beispiel durch Amerikas Austreten aus TPP, werden sich diese Länder wohl eher an China wenden, die wiederum wirtschaftlich davon profitieren werden.
Man sieht also, Trumps Wahlversprechen lassen aus ökonomischer Sicht viele Lücken und Widersprüche zu. Fröhlich beschreibt seine Demokratie treffend als „impulsive Twitterdemokratie, jenseits von Inhalt“.
Die Zukunft mit Trump
Viele behaupten nun, dass er seine Wahlversprechen vergessen wird, wenn er erst einmal an der Macht ist. Jun sieht hierbei nur ein Problem: „Wenn Trump nun viele seiner Versprechen brechen würde, weswegen die Menschen ihn überhaupt gewählt haben, wäre er schnell abgeschrieben.“
Sicherlich ist es unwichtig zu erwähnen, dass das Projekt eines Mauerbaus zum scheitern verurteilt ist, dennoch bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Leuten wenigstens das Gefühl zu geben, er werde etwas ändern. Prof. Dr. Thaa schließt sich dabei an, indem er sagt, es werde von Trump nicht einmal erwartet, dass er alles hält, sondern allein sein Image müsse stimmen. Thaa sieht anhand des Wahlergebnisses eine neue Epoche. Es sei ein Einschnitt in unser Zeitalter. Ein Zeitalter der Krise von Internationalität und von Liberalisierung im kulturellen Bereich.
Die große Frage schwirrt wohl jedem im Kopf herum, wie denn die Zukunft mit dem neuen US-Amerikanischen Präsidenten aussehen wird und auch die Professoren an der Uni Trier können nur spekulieren.
Man ging aus dieser Diskussionsrunde so heraus, wie man es erwartet hatte: Hineingehen mit einem mulmigen Gefühl und Herausgehen mit einem noch mulmigeren!
Es wurde vieles gesagt, was man bereits aus der Berichterstattung von den Medien her kannte, aber es waren auch Aspekte, Überlegungen und Gedanken dabei, die neue interessante Punkte aufbrachten.
Zum Abschluss, um dem mulmigen Gefühl noch einmal richtig schön Salz in die Wunde zu streuen, gab Fröhlich einen wirklich aussichtsreichen Zukunftsoptimismus:
„Wenn alles so passieren würde, wie Trump es propagierte, dann wird aus der NATO ein europäisches Projekt, anstatt G20 gibt es eine G2 aus Russland und USA, der Syrienkonflikt fand eine schmutzige Lösung, die Debatte um den Krimkonflikt wurde aufgelöst und der Umweltschutz ist global beendet.“
Für alle, die sich ebenfalls eine schwarze Zukunft ausmalen, geben wir gerne eine Anleitung zum Bau einer Rakete und zum Leben auf einem anderen Planeten.
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