Die FH Trier bietet in ihren Studiengängen „Intermediales Design“ und „Digitale Medien und Spiele“ jungen Menschen die Möglichkeit, sich in ihrem Studium und im späteren Berufsleben als Designer und Informatiker aktiv an der Entwicklung von Computer- und Videospielen zu beteiligen. In dem einzigartigen Studiengang in Kooperation mit den Fachbereichen Gestaltung und Informatik erlernen Anfänger oder bereits beruflich Qualifizierte alle erforderlichen Kenntnisse zur Game-Entwicklung.
Trier. Der Autor hat sich zum Ziel gesetzt, die Welt der Spielentwicklung zu erforschen. Fündig wird er im Irminenfreihof 8 der Fachhochschule Trier, die sich seit Oktober 2008 innerhalb eines Mediendesgin-Studienganges auch mit dem Medium „Games“ befasst.
16 Bit Generation
Wer wie ich Ende der 80er oder Anfang der 90er Jahre groß geworden ist, dessen Lieblingsspielzeug hieß nicht selten Sega Mega Drive oder Super Nintendo Entertainment System. Wir steuerten unsere Helden ganz einfach selbst. Durch großartige und farbenfrohe Level mit noch großartigeren, nie zuvor gehörten Ohrwurm-Melodien, bis hin zum Endgegner, an dem wir uns nächtelang abmühten. Dass die Gerätschaft mittlerweile auch schon recht veraltet ist, erklärt sich im sich stetig wandelnden digitalen Computerzeitalter von selbst. Sowohl Konsolen- als auch Computerleistung haben sich seither enorm gesteigert.
Dynamische Entwicklung virtueller Spielräume
Dies spiegelt sich auch in unseren heutigen Spielen wieder. Die Level werden größer, die Aufgaben anspruchsvoller und die Handlungen packender. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Anforderungen an die Games immer höher werden und es uns nach immer realistischeren Spielkonzepten dürstet. Die FH Trier bietet seit Oktober 2008 zwei Studiengänge an, durch die der Bedarf an Spiel-Tüftlern auch in Zukunft sichergestellt werden soll. Durch die Kooperation der Fachbereiche Gestaltung und Informatik ist das ein in Deutschland bisher einzigartiges Studienangebot. Während man sich in der Informatik im Bereich „Digitale Medien und Spiele“ gezielt dem Programmieren verschreibt und sich auf die Spielindustrie vorbereitet, bewegt man sich als „Intermedia Designer“, wie der Name schon sagt, zwischen den Nischen des Mediums.
Der „Du“-Kanal und das Fernsehen
Intermediales Design ist dabei zunächst einmal die Beschäftigung mit digitalen Medien aus der Gestaltungsperspektive. „Der Zusatz ‚intermedial‘ bedeutet, ein besonderes Augenmerk auf die Beziehungen von Medien zu legen, die sich durch die Digitalisierung auf unterschiedliche Weise verändern“, so Marcus Haberkorn, der am Aufbau des Studiengangs „Intermediales Design“ beteiligt ist und dort auch unterrichtete. Prominentes Beispiel ist die Plattform YouTube (engl.= „tube“, umgangssprachlich für Fernsehen Anm.d.Red.) die 2 Milliarden Videos am Tag ausliefert und somit zum Massenmedium für bewegte Bilder geworden ist, „sich aber in Produktion und Nutzung in vielerlei Hinsicht vom Fernsehen im herkömmlichen Sinn unterscheidet“, erklärt Haberkorn. Spiele rücken als Medium ebenfalls in den Vordergrund, denn auch sie sind einer stetigen Änderung unterworfen.
Deutsche Spielentwicklung in den Kinderschuhen
Aber was genau macht den FH-Studiengang so einzigartig? Die Antwort ist simpel: Die Spieleentwicklung oder die wissenschaftliche Beschäftigung mit Spielen stecke, mit Ausnahme der starken Entwicklung im Bereich der Browserspiele, in Deutschland ganz einfach noch in den Kinderschuhen. In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Spiele immer noch als „Jugendmedium“. „Ein Thema, das Industrie und Forschung aktuell stark beschäftigt, ist die „Gameification“: Angetrieben vom mobilen Web und sozialen Netzwerken wie Facebook dringen Spielformen in Lebensbereiche vor, in denen sie zumindest in jüngster Zeit keine Rolle spielten. Dort dienen sie nicht der reinen Unterhaltung, sondern übernehmen Vermittlungsaufgaben, die bislang anderen Medien vorbehalten waren. Man hofft, durch das interaktive Medium Spiel dem Teilnehmer ein stärkeres und nachhaltigeres Erlebnis zu verschaffen, als es in passiven Medien möglich ist“. Haberkorn sieht das Video- und Computerspiel, und das betont der Dozent nachdrücklich, als Handlungsmöglichkeit. Es vermittelt Botschaften an die Spieler und wirkt motivierend. „Es geht darum, dieses Potenzial auszulotsen“, ob diese nun politischer Art sind, oder einfach im wirtschaftlichem Kontext, zum Beispiel in der Werbung, stehen, die Möglichkeiten sind vielgestaltig, so Haberkorn.
Innovative Inspiration ist gefragt
Im Studium werden umfassende Grundlagenkenntnisse des Mediendesigns, darunter auch solche in der 3-D-Gestaltung, vermittelt. Dabei liegt der Schwerpunkt neben der „Werkzeugbeherrschung“, auch auf der konzeptionellen Arbeit, nämlich „auf der innovativen Inspiration, statt auf dem bloßen Kopieren von bereits vorhandenen Ideen“, so Meyer, der seit 1 ½ Jahren für den Bereich 3-D und Konzept-Art tätig ist. Spielwelten werden also in der dritten Dimension umgesetzt, in Echtzeit. Der Gestaltungspart liege dabei im Fokus. Das eigentliche Game-Design dient zur Identifizierung des Spielmechanismus und der Kenntnis über das Spiel und seine Regelsysteme. Die Studenten lernen, Spielstrukturen zu analysieren und zu gestalten. „Das ist das Kernmerkmal des Gamedesigns, die Gestaltung der Interaktion zwischen Spieler und Spiel“, sagt Haberkorn. Daneben werden Kenntnisse in den Bereichen der Art- und der Audiogestaltung, sowie der Technik zur Darstellung des Spiels vermittelt. „Die Idee ist jedoch das entscheidende, selbst kleinste Faktoren entfalten eine große Wirkung und beeinflussen das Spielgeschehen und –design“, fügt Meyer hinzu.
Augen auf beim Autokauf
Die Spielentwicklung lässt sich laut Haberkorn mit dem Bau eines Autos vergleichen: Auto fahren macht Spaß. Viele Menschen mögen Autos und fast jeder fährt ein Auto. Der Mechanismus, der dahinter steckt, ist jedoch hochkomplex. Nicht jeder der gern Spiele spielt, kann also automatisch gleich Spiel-Entwickler werden, so das kurze Fazit des Profis. „Viele Leute haben falsche Vorstellungen, was unseren Studiengang betrifft. Das ist jedoch normal und das passiert woanders genauso. Daher ist es wichtig, den Studenten gleich zu Anfang mehr Seriosität zu vermitteln“, so Meyer.
Do it yourself meets ‚Text-Adventures‘!
Zum Thema Perspektiven schätzt Haberkorn ein, „dass Spielformen in den nächsten Jahren zunehmend an Relevanz gewinnen werden und in der Medienwirtschaft ihren festen Platz bekommen werden, wenn sich ihr Nutzen in neuen Kontexten beweist“. Dabei eröffnen sich auch neue Tätigkeitsfelder und Berufsperspektiven. Heute weisen oft auch kleinere Produktionen von kleinen Studios großen Erfolg auf. Es sei nicht mehr erstrebenswert, bei Riesenproduktionen zu arbeiten, denn die Arbeitsbedingungen erweisen sich als schlecht, so der Dozent weiter. Oft haben auch Eigenproduktionen großen Erfolg, solange die Idee stimm. D.I.Y., „Do it yourself“, lautet also oftmals die Zauberformel in der heutigen Situation.
Der Atari-Fan und selbsternannte „Spieler der ersten Stunde“, Jörg Meyer, ergänzt, dass es wichtig ist, sich vor allem auch mit den Randbereichen zu beschäftigen. Haberkorn gibt ein weiteres simples, aber treffendes Beispiel: um klassische Text-Adventures zu lösen, die wie interaktive Bücher funktionieren, schlug er als Kind „englische Wörter nach um zur heiß ersehnten Lösung zu kommen.“ Englisch lernen 1.0 eben.
Es geht also um vermehrt um interaktive Entwicklungen und nicht mehr nur um den reinen Unterhaltungsaspekt des Spielens. Verschiedene Bereiche sollen sinnvoll miteinander verknüpft werden. So in etwa könnte die Essenz der heutigen Spielentwicklung also lauten. Dass der Spaß am Spiel dennoch im Vordergrund stehen soll, wollen die beiden jedoch nicht verleugnen: „Spiele ganz ohne Fun funktionieren nicht gut.“ Das gilt im ‚virtuellen‘, wie auch im echten Leben.
Der Studiengang „Intermediales Design“ im Fachbereich Gestaltung nimmt jedes Semester 25 Studenten an und bietet ein Mediendesignstudium, in dem man sich neben vielem anderen auch mit Games befassen kann. Der Studiengang wird mit einem „Bachelor of Arts“ (B.A.) abgeschlossen, mit der Möglichkeit, einen weiterführenden Masterstudiengang anzuhängen. Die Regelstudienzeit beträgt 3 Jahre und die Einschreibung ist sowohl für das Sommer- als auch das Wintersemester möglich.
Der Studiengang „Digitale Medien und Spiele“ im Fachbereich Informatik wird mit einem „Bachelor of Science“ (B.Sc.) abgeschlossen, mit der Möglichkeit, einen weiterführenden Masterstudiengang anzuhängen. Die Regelstudienzeit beträgt ebenso 3 Jahre und die Einschreibung ist sowohl für das Sommer- als auch das Wintersemester möglich.
Kontakt
Fachhochschule Trier
Postfach 1826
D-54208 Trier
Fachrichtung Intermediales Design
Sekretariat
Reinhard Hanke
Tel. +49 651 / 8103 – 843
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