Die alljährliche Realverfilmung eines Zeichentrick-Klassikers hat bei Disney mittlerweile ja fast schon Tradition. Nach Maleficent (2014), Cinderella (2015) und dem Dschungelbuch (2016) widmet sich die kalifornische Nostalgiefabrik dieses Jahr mit Die Schöne und das Biest einem ihrer beliebtesten Werke. Viele Listen im Netz führen den Film als den besten Animationsfilm aller Zeiten, und er ist einer von nur drei gezeichneten Filmen die bei den Oscars als bester Film nominiert wurden. Da fragt man sich doch gleich: Braucht so ein zeitloser Klassiker denn überhaupt ein Remake? Was kann eine Realverfilmung denn überhaupt Neues bieten?
Story old as time
Auf den ersten Blick hat sich nicht viel verändert. Ein arroganter Prinz (Dan Stevens) wird mit einem Fluch belegt und verwandelt sich in ein gehörntes Biest. Alle seine Bediensteten verwandeln sich in sprechende Haushaltsgegenstände. Belle (Emma Watson) ist nach wie vor ein Bücherwurm, was die einfältigen Dorfbewohner alle sehr seltsam finden. Der Schönling Gaston versucht ihr täglich auf penetranteste Art und Weise den Hof zu machen und erinnert sie immer wieder daran wie sehr sie aus dem Dorf weg will. Vielleicht wartet ja irgendwo ein Prinz der ihren intellektuellen Ansprüchen entspricht. Und genau den lernt sie dann eben in Form eines Biestes kennen als sie auf der Suche nach ihrem Vater in seinem Schloß landet.
Achja…und es wird natürlich sehr viel gesungen und getanzt.
Tatsächlich hält sich das Remake nah an die Vorlage von 1991. Die Veränderungen sind oft nur kleine Details, die dazu dienen den Film etwas zu modernisieren und realitätsnaher wirken zu lassen. Den Begriff „realitätsnah“ sollte man allerdings hier mit einem kräftigen Schluck Einhornmilch einnehmen. Die Schöne und das Biest spielt trotz seines Frankreich-Settings immer noch in einer Märchenwelt. Der einzige Ort in Frankreich wo ein so wunderschön romantisches Dorf und so ein pompöses Schloß tatsächlich zu finden sind ist passenderweise Disneyland Paris. Und auch wenn die Kostüme an den Stil des 18. Jahrhunderts angelehnt sind, sieht man doch, dass ihre Vorlagen aus einem Zeichentrick-Film stammen. Was sich auf den ersten Blick vielleicht wie eine Kritik an dem Film liest, kommt dem Film aber definitiv zu Gute. Die Schöne und das Biest versprüht eben den Märchenzauber den Millionen von Menschen erwarten wenn sie zu Beginn des Films das Walt Disney-Logo sehen.
Alt und neu in Harmonie
Regisseur Bill Condon, der mit Musicals reichlich Erfahrung hat, erzählt die Geschichte mit viel Gefühl und Leichtigkeit. Genau wie auf der Musical-Bühne wird im Minutentakt abwechselnd gelacht, geweint, gekämpft und getanzt und ehe man sich versieht sind die gut zwei Stunden Spielzeit auch schon vorbei. Wie zu erwarten sind die Song-Einlagen auch ganz klar die Höhepunkte des Films. Neben den bekannten Songs hat einer der Originalkomponisten eine Hand voll neue Titel für den Film geschrieben. Diese wurden nicht einfach lieblos irgendwo reingequetscht, sondern erzählen den Zuschauern in den richtigen Momenten mehr über das Gefühlsleben der beiden Hauptfiguren.
Trotzdem stehen Belle und das namenlose Biest nicht pausenlos im Mittelpunkt. Das Hauspersonal, allen voran der Kerzenleuchter Lumière, die Uhr Cogsworth und die Teekanne Mrs. Potts, führen die Zuschauer durch die Geschichte und schaffen es sich regelmäßig einen unterhaltsamen Schlagabtausch zu liefern ohne dabei nervig zu werden. Luke Evans, den meisten vermutlich bekannt als Bard in den Hobbit Filmen, ist so schrecklich charmant als Bösewicht Gaston, dass man sich fast schon wünscht er verwandele sich doch noch in einen Prinzen.
Sei hier Gast
Wem das jetzt doch alles zu kitschig klingt, der wartet lieber bis Vin Diesel und seine furiose Crew in ein paar Wochen wieder in die Kinos rasen. Die Schöne und das Biest ist durch und durch ein Disney-Märchen. Der Klassiker bekommt hier einen kleinen Facelift und ein paar neue Extras. Mehr braucht er auch nicht. Man könnte jetzt stundenlang über Sinn und Unsinn solcher Neuaufmachungen von Animationsklassikern diskutieren, aber letztendlich ist das bei diesem Film auch egal. So lang man sich als Zuschauer verzaubert fühlt, können die nächsten Remakes ruhig kommen.
Titelbild: (c) 2016 Disney Enterprises inc. All Rights Reserved.
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