Am Samstag, 16. November, lud das Broadway Kino Trier, zusammen mit Vampirautorin Sandra Baumgärtner, zu einer Filmvorführung der ganz besonderen Art. Kein Hollywood, keine Explosionen, keine Überlange. Dafür Trolle, viel Herzblut und knackige 35 Minuten Selbstgemachtes.
Die Trolle verwüsten mal wieder das Königreich. Wie immer. So sind diese Trolle eben. Also setzt der König ein ziemlich hohes Preisgeld für denjenigen aus, der sachdienliche Hinweise bringen kann, um die Pläne der Trolle zu vereiteln.
Das lässt sich einer der tapfersten und klügsten Gelehrte des Landes natürlich nicht zweimal sagen; zusammen mit seinem treu(doofen) Studitius macht er sich auf die Suche nach brauchbaren Informanten, trifft auf allerlei Halunken und Schwindler, auf furchteinflößende, aber textschwache, Trolljäger und auf zusammengewachsene, ewig zankende Orakelschwestern.
Wie der Zufall es so will, führt ihn einer der Hinweise zum alljährlichen Treffen der Schlimmsten aller Trolle, auf dem sie bei allerlei Alkoholischem ihre „guten“ Vorsätze fürs nächste Jahr vortragen. Als Troll verkleidet, nimmt er kurzerhand teil. Der eine will eine gute handvoll Kinder fressen und vielleicht noch ein paar Erziehungsberechtigte dabei. Schon mal ein guter Anfang aus Sicht eines Trolls, ist aber durchaus noch steigerungsfähig. Der nächste hat dann mehr Appetit auf die Kühe aller Bauern, wenn dann aber nur MIT Horn und Huf, ach und eine Kirche will er auch noch umschubsen. Der dritte im Bunde will dann direkt ein Dorf dem Erdboden gleich machen und wenn er damit fertig ist, seinen aufgekommenen Appetit erstmal mit der Königstochter stillen.
Einfach machen!
Also wenn diese Infos nicht reichen, um dem König die ausgeschriebene Belohnung zu entlocken. Dumm nur, dass der große Gelehrte und sein Studitius nicht die einzigen mit dieser Idee waren.
Dafür war Christian von Aster derjenige, der seine Idee von einem Film über eine der Geschichten aus seiner Troll-Anthologie zum (filmischen) Leben erwecken wollte. Zwar musste er acht Jahre mit seiner Idee schwanger gehen, doch irgendwann war der Entschluss dann gefasst: „Ich habe einfach gesehen, dass es mittlerweile technisch möglich ist, auch für „Laien“.“
Aber technnisch möglich ist es auch über den Ozean zu fliegen, trotzdem wird nicht jeder Pilot. „Ein Freund sagte einmal zu mir ‚Christian, du meinst auch die Welt ist nicht größer als ein Sandkasten‘.“ Aus dem freundschaftlich gemeinten Rüffel machte von Aster den Namen für seine Produktionsfirma „Sandbox Productions“. „Ich wollte immer einfach machen. Und nicht erst lange darüber nachdenken.“
Lange nachdenken musste er allerdings für ein Projekt der Größenordnung von „Die Schlimmsten aller Trolle“, da hieß es nämlich eine 60-köpfige Filmcrew zu organisieren, neben vier Drehorten. Neben viel Zeitmanagement und guten Nerven brauchte es aber noch eine dritte wichtige Komponente: Geld. Ein Crowdfunding machte es möglich: 5.000 Euro setzten sie als Soll-Wert an, 7.000 Euro bekamen sie zusammen, mit 5.000 Euro konnten sie am Schluß loslegen: „Ein Teil steht der Crowdfunding-Plattform zu, und noch einen größeren Teil bekamen diejenigen, die ich mit der Organisation des Crowdfundings beauftragt hatte. Ein gewisser Teil ist dann auch in das Versenden der Investoren-Geschenke geflossen.“
Beim Dreh musste für vieles gesorgt sein: Wer übernimmt das Fahrtgeld für freiwillige Schauspieler, die nebenher einer „normalen“ Arbeit nachgehen? Müssen die Drehorte gemietet werden? Für fünf Stunden Drehen im Leipziger Rathaus beispielsweise musste die Crew 600 Euro bezahlen, das Drehen auf den Burgen war, dank jahrelanger Vorarbeit als Burgschreiber, kostenlos. Einheitliche Kostüme für die Wachen mussten auf einem 250 Kilometer entfernten Mittelaltermarkt spontan geliehen werden. Alleine vom Sprit her keine günstige Angelegenheit. Nicht zuletzt muss so eine große Filmcrew auch verpflegt werden, Catering und Kaffee satt für zwei Wochenenden.
Nur zwei Wochenenden
Ganz recht, an nur zwei Wochenenden war der Film abgedreht. „Wir hätten auch länger drehen können, aber unsere Schauspieler und Helfer haben so schon zwei Wochenenden ihres normalen Alltags gegeben.“ Zwar fand von Aster in seinen Helfern und Mitwirkenden eine große Unterstützung, ohne die der Film nicht hätte zustanden kommen können, doch ein Dreh mit Freiwilligen ist etwas anderes. „Man muss ruhig bleiben und diplomatisch, auch wenn man mal grade total gestresst ist.“ Teil der Arbeit des Regisseurs ist es Ruhe und Sicherheit zu vermitteln, gerade in Stressphasen.
„Man darf die Beherrschung nicht verlieren. Auch wenn einem mal gerade danach ist“, lacht von Aster. Die nächsten Filmprojekte sind schon in seinem Kopf, doch ein Projekt dieser Größenordnung würde er „niemals wieder“ machen. „Ich will vorwiegend machen und mich nicht lange mit dem Planen aufhalten. Das nächste Mal bin ich auch wieder Regisseur und nicht mehr Regisseur und Produzent.“
Mit „Die Schlimmsten aller Trolle“ hat von Aster allerdings unter Beweis gestellt, dass mit viel Willen, Helfern und Glauben an die Sache, so einiges möglich ist. Mit viel Herzblut, Engagement, aber auch Können kann sich der 35-Minüter durchaus sehen lassen. Die philosophische Geschichte um das Böse in der Welt und das Böse im Menschen bezaubert mit Wortgewandtheit und sein filmisches Pendant mit viel Detailliebe. Die durchgängig märchenhafte Atmosphäre des Films und seine warmherzige Umsetzung macht „Die Schlimmsten aller Trolle“ sehenswert. Selbstgemacht ist eben doch am schönsten, auch wenn „für Hollywood zu wenig Explosionen zu sehen sind“.
Weitere Informationen zu dem Projekt findet ihr auch der Facebookseite.
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