Das Wetter wird schlechter und es ist wieder Zeit für Spiele in den eigenen vier Wänden. 5vier.de besucht die SpielBar und spricht mit dem Inhaber.
Trier. Für alle die es noch nicht mitbekommen haben sollten, hier eine wichtige Information: Der Herbst fällt aus und geht dieses Jahr direkt in den Frühwinter über. Draußen ist es deswegen nun kalt, nass und alles in allem fundamental ungemütlich. Es steht die Jahreszeit ins Haus, in der man fürchten muss beim Joggen auf dem Gehweg festzufrieren und auf der Mountain-Bike-Tour von einem fliegenden Rentierschlitten überholt zu werden. Für viele eine Zeit des Meckerns: „Öh, so’n Sch***wetter, da kann ja gar nichts machen!“
Andere freuen sich schon das ganze Jahr, dass sie jetzt endlich keine Entschuldigung mehr brauchen, um sich das ganze Wochenende über im Wohnzimmer einzuigeln und ihrem Hobby nachzugehen: dem Spiel. Und damit sind nicht die Computer- und Konsolenspieler gemeint, sondern diejenigen, die keine WLAN-Verbindung brauchen, um mit anderen Spielern zu kommunizieren. Die Rede ist von Brettspielern, Pen&Paper-Rollenspielern und Table-Top-Begeisterten.
Einfacher und vielfältiger
Für viele sind Brettspiele noch immer mit langatmigen Familienabenden verbunden, an denen der Fernseher mal ausbleibt. Tatsächlich aber hat sich nicht erst seit den „Siedlern von Catan“ eine Menge auf diesem Feld getan. „Die Anleitungen der Brettspiele neigen dazu kürzer zu werden, das Gameplay wird dafür immer vielfältiger. Es gibt immer mehr Kooperationsspiele oder Spiele, wo alle Spieler gleichzeitig handeln müssen. So entstehen kürzere Wartezeiten und mehr Spielspaß“, erklärt Pascal Urgiero – und er muss es wissen, ist er doch seit über 20 Jahren selbst begeisterter Hobbyist und seit drei Jahren Betreiber der SpielBar, einem Treffpunkt für begeisterte Rollenspieler, Brettspieler, Trading-Card-Spieler, Table-Topper und Kartenspieler.
Die Phantasie ist die Grenze
Rollenspiel und Table-Top – das bedarf im Gegensatz zu den Brettspielen für Uneingeweihte wahrscheinlich einer kurzen Erklärung. Bei Rollenspielen führt ein Spielleiter eine Gruppe aus Abenteurern durch eine durch verschiedene Regelwerke festgelegte Welt und lässt sie Abenteuer bestehen. Das besondere bei Systemen wie „Das schwarze Auge“, „Dungeons und Dragons“ oder „Shadowrun“ ist, dass die Welt vom Spielleiter komplett beschrieben wird und auch die Abenteuer sich größtenteils im Kopf der Mitspielenden abspielen. Kämpfe und besondere Situationen werden durch Würfel entschieden; die Grenze der Charaktere selbst bestimmt aber nur die Phantasie ihrer Spieler – ob Science Fiction, Cyberpunk, Fantasy, Detektivabenteuer à la Sherlock Holmes oder handfester Horror – alles ist möglich.
Table-Tops dagegen sind im Prinzip Schachspiele auf Steroiden. Die Spieler treten bei „Warhammer“ oder „Battletech“ mit einer Armee aus eigens bemalten Miniaturen auf einem extra dafür gebauten Spielfeld gegeneinander an.
„Diese Hobbys sind ungemein kommunikativ“, so Urgiero, „Spieler treffen sich nicht nur zum Spielen, das Hobby ist sehr vielschichtig. Man kann zusammen Miniaturen bemalen, über Welten, Taktiken, Spielstrategien und Regeln diskutieren – wo zwei Rollenspieler oder Table-Topper zusammenkommen wird es nie langweilig.“
Spieler aller Klassen
Das Klischee der fünf Jungs, die kein Leben haben und deswegen D&D spielen konnte sich in den letzten Jahren zwar hartnäckig halten, hat aber nur ausgesprochen wenig mit der Realität zu tun. In der SpielBar kommen Spieler aller Klassen und Systeme zusammen, um ihrem Hobby nachzugehen.
„Wir haben hier Spieler und Spielerinnen von 14 bis 41 im Laden“, erklärt Urgiero und verweist dabei auf den sechzig Quadratmeter großen römischen Gewölbekeller der SpielBar, in dem bis zu 24 Spieler gleichzeitig spielen können, „Schüler, Studenten, Lehrer, Schlosser – wir haben hier Menschen aus allen Berufs- und Lebensbereichen. Altersgrenzen sind hier kein Thema.“ Rollenspiele und Table-Tops sind also nicht nur für Nerds und Geeks, sondern Spiele für alle, die Spaß an phantastischem Spiel haben.
Der Computer ist nicht der Feind
Viele alteingesessene Spieler sehen der immer größer werdenden Bewegung der Computerrollenspieler mit Argwohn entgegen. Spiele wie „World of Warcraft“ oder „Dawn of War“ sind das (oft ungeliebte) digitale Kind der klassischen Rollenspielsysteme. Urgiero sieht diese Probleme eher locker.
„Das Verhältnis ist ambivalent“, meint er, „Es kommen viele Kunden in die SpielBar, die über den Computer zum Rollenspiel gefunden haben. Andere alteingesessene wandern zum Computer ab, kommen aber immer wieder – die echte Kommunikation am Spieltisch ist eben durch nichts zu ersetzen.“
Ansonsten haben sich die neuen Medien noch nicht so recht in der Szene etablieren können. Da gibt es zwar mal eine DVD zum Regelwerk dazu und viele Spieler organisieren sich über Foren im Internet, aber ansonsten setzt man hier immer noch auf die gute alte Face-to-Face Kommunikation.
„Wir stehen natürlich nicht still. Gerade bei den Table-Tops haben sich die Modelle durch die neuen Produktionstechniken erheblich verbessert“, erklärt Urgiero, „Bei den Rollenspielen gibt es zwar einen Trend zu mehr Visualisierung, das heißt mehr Karten und Miniaturen, aber der kommt hier in Europa nicht so gut an. Wir benutzen lieber unsere eigene Phantasie.“
Claas meint
Das ist ja mal eine geile Einleitung! Die SpielBar ist eh einer meiner Lieblingsläden und Recht habt ihr auch – es ist nicht alles Geek was spielt, oder so! 😉