Nach schwachen ersten zehn Minuten kämpft sich die TBB wieder Schritt für Schritt heran. Die Führung wechselt häufig, das Spiel ist intensiv und spannend bis zum Ende, wenn auch nicht immer hochklassig. Da die Trierer von Beginn an mit Foulproblemen zu kämpfen haben, hat am Ende womöglich die letzte Kraft gefehlt, zumal Mathis Mönninghoff vor dem Spiel ausfiel. Sie verlieren letztlich mit 74:69. Marko Lukovic (18 Punkte / 9 Rebounds / 7 Assists) und Vitalis Chikoko (10/6/5 Blocks) zeigen ihr ganzes Können. Doch die 16 Turnover können sie nicht kompensieren. Ludwigsburg muss während des Spiels verletzungsbedingt auf ihren Center Jon Brockman verzichten. Der sonst kaum berücksichtige Chris McNaughton springt für ihn dafür mit acht Punkten in die Bresche.
Ludwigsburg. Henrik Rödl hat personelle Probleme vor dem Tip-Off. Nachdem Stefan Schmidt zwar wieder zurück ist, fällt Mathis Mönninghoff krankheitsbedingt aus. Laurynas Samenas muss wie zuletzt als siebter Ausländer draußen bleiben.
„Mathis hat gefehlt“ Henrik Rödl
Die Starting Five lautet heute Jermaine Anderson, Ricky Harris, Adin Vrabac, Marko Lukovic und Vitalis Chikoko. Und letzterer kommt sofort ins Rollen. Vorne besorgt er die ersten sechs Punkte, hinten blockt er gleich zweimal die Topleute DJ Kennedy und Jon Brockman. Ärgerlicherweise nimmt er sich mit einem unnötigen Foul im Kampf um den Rebound durch sein zweites selber aus dem Spiel. Als er geht, steht es noch 6:4 für die Trierer – der Einbruch lässt nicht lange auf sich warten.
Ludwigsburg verteidigt schon beim Einwurf des Gegners, punkten können die Spieler in den weiß-grünen Trikots ausschließlich nur noch von der Freiwurflinie. Anders die Hausherren, ein 11:3-Lauf verursacht den Zwischenstand nach zehn Minuten von 28:15. Ein unansehnliches Spiel bis dahin, sage und schreibe 26 Freiwürfe werden verzeichnet, vor allem Trier mit Foulproblemen. Denn nicht nur Chikoko hat zwei Fouls gesammelt. Auch Schmidt hat zwei, Vrabac sogar drei. Es läuft alles gegen die Gäste zu diesem Zeitpunkt.
Widererwarten zurückgekämpft
Doch zur Überraschung aller wendet sich das Blatt: Die Baden-Württemberger auf einmal völlig von der Rolle, kommen mit der Zonenpresse überhaupt nicht zurecht. Obwohl sie im Hinspiel schon zeigten, dass sie gegen diese bestehen können. Rödl lässt vor allem Lukovic immer wieder aufposten, was zwar nicht immer gelingt, aber zumindest regelmäßig zu Punkten führt. Es wird nun deutlich härter um die Rebounds gekämpft als zu Beginn. Trainer John Patrick ruft nach dreieinhalb Minuten schon zum zweiten Mal in diesem Viertel seine Männer zur Auszeit, weil er auch einige Ballverluste beobachten muss.
Dann ein Schockmoment: Nach einem harten Foul von Shawn Huff an Chikoko bleibt dieser liegen und muss draußen längere Zeit behandelt werden. Allerdings wird er später wieder eingreifen können. Der TBB kämpft sich Schritt für Schritt zurück, sinnbildlich dafür der Block von Point Guard Anderson gegen seinen Kontrahenten Michael Stockton als es 37:33 steht – schon sein zweiter dieser Saison…
Zur Halbzeit steht es dann 42:36, auch weil DJ Kennedy heute kaum was gegen die Trierer Verteidigung einfällt, nicht ein einziges Mal aus dem Spiel heraus trifft. Und nicht nur die schwindende Führung ist eine schlechte Nachricht für „Lubu“, zusätzlich muss Brockman kurz vor der Pause verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Er wird noch während des Spiels wegen Rückenproblemen ins Krankenhaus gefahren.
Nach der Rückkehr auf das Parkett bietet sich das gleiche Bild: Die Verteidigung ist effizient bei den Römern, sodass nach Steal von Chikoko und schöner Vorlage von Lukovic die Hand aus Simbabwe zum 48:48-Ausgleich einstopfen darf. Ab nun geht es nur noch hin und her, die Führung wechselt permanent. Die beiden Offensivreihen präsentieren sich dabei schwach, vor allem von außen. Vor dem finalen Viertel steht es 58:57.
In dieses wird ebenfalls nervös gestartet, Turnover auf beiden Seiten prägen das Bild für die 3.721 Zuschauer in der MHP Arena. Rödl bleibt seinem Gameplan treu – nur dass nun auch Vrabac ins Post-Up geht, nicht nur Lukovic. Nachdem ein seltener Distanzwurf vom jungen Bosnier die 62:60-Führung einbringt, sorgt ein Defensivfoul samt Rudelbildung, angestiftet durch Tony Canty, dafür, dass der deutsche durch ein persönliches wie technisches Foul auf die Bank muss. Kurz darauf folgt im Jermaine Bucknor dorthin, da auch er zum fünften Mal nicht regelkonform agierte.
Notnagel als Matchwinner
Dass das Spiel intensiv geführt wird sieht man daran, dass beide Teams verhältnismäßig leichte Punkte liegen lassen, absetzen kann sich weiterhin keiner. Nun folgt der Auftritt des ehemaligen deutschen Nationalspieler Chris McNaughton. Nur als Notnagel eingesetzt, erzielt er heute in neun Minuten so viele Punkte, wie bisher in der kompletten (!) Saison – acht. Davon sechs in den letzten knapp drei Minuten und verschafft sich und seinen Teamkollegen damit etwas Luft. Der einzige Dreier vom 22-jährigen Serben verkürzt dann 20 Sekunden vor Schluss nochmal auf 70:69. Doch Kennedy zeigt das ganze Spektrum der Interpretation „eiskalt“ – entweder nichts treffen aus dem Spiel oder bombensicher von der Freiwurflinie (am Ende zwölf von zwölf Freiwürfen und eins von neun Feldwürfen).
Da der letzte Angriff nicht so endet wie gewollt, müssen die Moselstädter als Verlierer vom Platz. Am Ende fehlte vielleicht die Kraft, vermutet auch Henrik Rödl: „Mathis hat gefehlt, es war ein heiß umkämpftes Spiel. Wir hatten Foulprobleme, was viel Kraft gekostet hat. Wir hatten gute Chancen, haben einige Korbleger nicht getroffen. Großes Kompliment an die Mannschaft, sie haben gekämpft, obwohl wir nicht gut ins Spiel gekommen sind. Es war ein tolles Spiel von Lukovic, viel besser kann er nicht spielen.“
Auch der gastgebende Coach war zufrieden mit seinen Spielern: „Kompliment an meine Mannschaft, es war nicht hübsch, aber intensiv. Trier hat exzellente Defense gespielt. Wir hatten nur sieben Turnover, das war wichtig. Großes Kompliment an McNaughton, der acht wichtige Punkte erzielt hat.“
Es wäre wichtige Entlastung gewesen im Abstiegskampf, heute gegen Ludwigsburg zu gewinnen. Somit muss die TBB Trier im nächsten Heimspiel gegen den Tabellenletzten einen Pflichtsieg holen. Was leichter gesagt als getan ist, denn die Crailsheim Merlins haben zwar nur zwei Siege auf der Haben-Seite, einen davon erlangten sie aber ausgerechnet gegen Trier. Und die letzten Spiele verloren sie gegen gute Mannschaften nur knapp, sie befinden sich im Aufwind.
Vielleicht ist es das wichtigste Spiel des Jahres. Verpassen sollte man es nicht.
[statistik]
Spielstände: 28:15 42:36, 58:57, 74:69
Zuschauer: 3.721
MHP RIESEN Ludwigsburg: Johnson (6), Huff (8), Little (13), Waleskowski (2), Koch (nicht eingesetzt), Warech (0), McNaughton (8), Flomo (11), Kennedy (14), Stockton (6), Brockman (6)
TBB Trier: Harris (14), Canty (4), Dahlem (0), Lukovic (18), Schmidt (3), Chikoko (10), Vrabac (7), Bucknor (9), Kramer (2), Anderson (2)
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