Von Marie Baum (Text und Fotos)
„Ich liebe meine Arbeit, weil ich dachte, ich kann etwas bewirken. Doch eigentlich sind es die Patienten selbst, die mir helfen, mich verändern und etwas bewirken.“, so Gerd Thiel, der Gründer des deutschlandweiten Unternehmens DogTher®.
Die Mitarbeiter von DogTher® arbeiten mit ihren Therapiebegleithunden deutschlandweit und Luxemburg, um seelisch und körperlich kranken Menschen zu helfen. Gerd Thiel ist Sozialpädagoge und arbeitet gemeinsam mit seiner Partnerin Alexandra Rex und einem interdisziplinären Team von 23 Therapeuten und 45 Hunden in allen Bereichen, die medizinisch, pädagogisch und therapeutisch vorstellbar sind. Zum Beispiel mit Kindern, die unter Berührungsängsten und gestörter Selbstwahrnehmung leiden oder aus schwierigen Familienverhältnissen kommen. Gemeinsam mit ihnen erarbeiten sie, Sensibilität gegenüber Tieren zu zeigen, Nähe und Berührung zuzulassen aber auch gezielt „Nein“ zu sagen, wenn Gefahr droht. Doch was unterscheidet das Konzept der DogTher® von anderen? Jeder könnte sagen: „Mein Hund kann gut mit Menschen, also werde ich therapieren.“
„Hühner halfen mir, meine Angst vor Tieren zu überwinden“
Gerd Thiel spricht aus eigener Erfahrung. Er selbst hatte einmal große Angst vor Hunden. „Ich denke, man kann Menschen nur helfen, wenn man selbst einmal diese Situation erlebt hat und es nachempfinden kann“, so Thiel. Trotz seiner Angst suchte er die Nähe zu Tieren. Dabei halfen ihm Hühner. „Durch sie lernte ich, Vertrauen zu Tieren zu fassen“, erklärt Thiel. Doch nicht nur er hat eine Vergangenheit, die ihn mit seinen Patienten verbindet. Denn jeder im DogTher®-Team hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Es macht sie sensibel dafür, auf den Patienten individuell eingehen zu können. „Der Mensch steht im Vordergrund. Wir begleiten Patienten manchmal auch über Jahre.“, sagt Thiel. Seinem Team liegt persönlich etwas an den Menschen. „Wir haben schon gemeinsam mit Klienten gelacht, aber auch geweint.“, so Thiel weiter. Sie lassen Gefühle zu und zeigen sie offen. Dadurch wird eine Verbindung geschaffen, bei der auch die Patienten ihre Gefühle und Bewegung zeigen. Sie öffnen sich.
Bedauerlicherweise leidet die Wertigkeit der Arbeit unter Trittbrettfahrern. Denn für die Hundetherapie benötigt man Fachkompetenz. Es reicht nicht aus, einen menschenfreundlichen Hund zu besitzen. Doch es gibt keine Kontrollinstanz. Jeder kann behaupten, sein Hund wäre ein Therapiehund. So bietet Gerd Thiel mit seinem patentierten Konzept von DogTher® eine Transparenz, indem er an seine Mitarbeiter einen gewissen Anforderungskatalog stellt und ständig prüft, ob dieser erfüllt wird. Thiel bildet seit vielen Jahren Therapeuten und deren Hunde aus, berät beim Hundkauf und hat immer ein offenes Ohr für Menschen mit Interesse an diesem Thema. Denn das Miteinander ist wichtig. „Wir haben nur ausgebildete Therapeuten und Hunde in unserem Team.“, erklärt er. Sie alle haben schon vor ihrer Zeit mit DogTher® eine Ausbildung im pädagogischen, medizinischen oder therapeutischen Bereich absolviert und sorgen auch damit für ein positives Image. Natürlich geht es bei DogTher® vor allem um die Hunde. Bereits bei der Welpenauswahl wird darauf geachtet, welchen Charakter die Tiere haben. „Bei uns darf der Hund noch Hund sein. Es ist ihnen während der Therapie erlaubt, auch mal aufzustehen, herumzurennen, an Menschen hochzuspringen, ebenso wie manche unserer Patienten dies auch tun“, sagt Thiel. Der Hund spiegelt den Menschen und dessen Verhalten. „Würde der Hund nur meinen Befehlen gehorchen, wäre er nach ein paar Jahren kaputt.“, sagt er weiter. Die Tiere sind authentisch und natürlich. Das Wichtige ist, dass alle Beteiligten Spaß an der Sache haben. Die Therapeuten besitzen ihre eigenen Hunde und arbeiten mindestens zu zweit, sodass einer für den Patient und der andere für den Hund verantwortlich ist. Denn neben Spaß ist Verantwortung, Hygiene und Sicherheit für Mensch und Tier das oberste Gebot. „Hunde haben ein überaus feines Gespür für den Menschen.“, so Thiel. Das ist es wohl, was Hunde so geeignet für eine Therapie macht. Sie reagieren sehr sensibel auf die verschiedensten Charaktere. Patient und Hund beeinflussen sich gegenseitig. Er erzählt von Patienten, die körperlich behindert sind und krampfen. „Nachdem die Hunde bei ihnen waren, vermindert sich die Krampfhäufigkeit deutlich.“ Oft bekommt er Anrufe von glücklichen Angehörigen, die auch noch lange nach der Therapie von den positiven Auswirkungen berichten können.
„Ich wurde für das belächelt, was ich tue“
„Ich wurde am Anfang für das belächelt, was ich tue, und werde es auch heute manchmal noch.“, so Thiel. Doch das hindert ihn nicht daran, sein Ziel zu verfolgen. Die positive Rückmeldung der Klienten lässt ihn weitermachen. „Selbst in meinem Ort merke ich, wie offener mit Behinderten umgegangen wird.“ Viele kennen bereits die Therapie mit Pferden oder Delfinen, aber die große Frage, die sich nun stellt: Wie soll das Ganze mit Hunden funktionieren? DogTher® arbeitet viel mit Patienten, die unter Nähe und Berührungsängsten leiden. Durch Lagerungsübungen lernen sie, ihre Ängste zu überwinden, indem sie die Bewegung und Atmung des Hund ganz nah bei sich spüren. „Aber auch bei Komapatienten konnten wir schon beobachten, dass sie das Tier tatsächlich wahrnehmen können und Reaktionen zeigen“, so Thiel. Nicht nur auf ihren Reisen erleben sie Höhen und Tiefen mit den Klienten. Auch in der DogTher® Naturakademie in Brauneberg bei Bernkastel- Kues ist so einiges los. Hier werden viele verschiedene Möglichkeiten der Therapie angeboten, wie der sogenannte Snoozleraum, in dem die Patienten durch Musik, Lichteffekte und verschiedene Gerüche entspannen und in der Tiefe sensibilisiert werden können. Mit verschiedensten Übungen wird jeweils der Hund integriert, so auch in dem Wasserbecken des Außenbereichs, in dem die Patienten bei der DogTher®-Hydrotherapie/Wassertherapie gemeinsam mit den Hunden Übungen im Wasser absolvieren. Bewährt hat sich ebenfalls die Hängemattentherapie, welche oft bei Kindern mit Lese- und Rechenschwäche (Legasthenie und Dyskalkulie) eingesetzt wird. Gemeinsam mit dem Hund wird Nähe zu Anderen und Gleichgewichtssinn gestärkt. Es gibt eine Vielzahl an Therapiemethoden, die das DogTher®- Team verfolgt. Auf Grund der interdisziplinären Zusammensetzung des Teams und der vielen individuellen tierischen Co- Therapeuten gibt es viele Erfolge aus den letzten 15 Jahren zu verzeichnen, die nicht zu Letzt auch zu Stande kommen können, weil sich immer mehr Menschen zu diesem einmaligen Konzept bekennen und es mittragen.
[statistik]Wer nun neugierig geworden ist, ist herzlich eingeladen, am 2. Mai zum Tag der offenen Tür nach Brauneberg zu kommen und sich selbst ein Bild von der DogTher® Naturakademie, den Menschen und Tieren zu machen. Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Homepage.[/statistik]
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