Eintracht Trier hat sich im Rheinlandpokal in die fünfte Runde gequält. Erst in der Verlängerung bezwang der Regionalligist den SV Mehring mit 4:2. Dort war der zweifache Torschütze Christoph Eifel stolz auf die Leistung seiner Mannschaft.
99 Minuten lang war Christoph Eifel auf dem besten Weg, als „Held von Mehring“ in die Geschichtsbücher des 2300-Einwohner-Ortes einzugehen. Der 20-Jährige im Dress des SV Mehring war mit zwei Toren maßgeblich daran beteiligt, den großen Favoriten Eintracht Trier eine Woche nach dem Nebel-Abbruch in die Verlängerung und an den Rand einer Blamage zu treiben. 2:2 stand es nach der regulären Spielzeit, erst dann quälte sich der Regionalligist vor 524 Zuschauern nach weiteren Treffern von Thomas Kraus und Ahmet Kulabas noch zu einem 2:4-Sieg.
Dennoch strahlte Eifel, dem die großen Spiele zu liegen scheinen. In der C-Jugend traf er für Mehring in der Rheinlandmeisterschaft doppelt gegen den 1. FC Kaiserslautern, wurde dort von den „Roten Teufeln“ entdeckt und wechselte später aus der Jugend zu Eintracht Trier, wo er in der letzten Saison noch für die Oberliga-Mannschaft das Trikot überstreifte. Seit Sommer ist der Sohn aus einer Winzerfamilie nun zurück in Mehring und ärgerte seinen Ex-Klub im Pokal kräftig. „Die 120 Minuten gehören ganz sicher zu den Highlights meiner Karriere“, strahlte er. „Es war erste Sahne, was wir gespielt haben. So steigen wir sicher in die Oberliga auf.“ Doch die Enttäuschung überwog nach einem vergeblichen Kampf. „Wer an so einem Tag eine Chance haben will, muss 110 Prozent geben. Das ist uns gelungen, aber konditionell war Eintracht Trier uns am Ende überlegen. Das sind halt Profis, von denen einige schon in der Bundesliga gespielt haben.“
Kulabas erhält alle Chancen auf die 100.000-Euro-Finanzspritze
In erster Linie war es aber ein Mann, den der Regionalligist vor einigen Monaten fest aus Heidenheim verpflichten konnte, der den Träumen des Außenseiters einen Strich durch die Rechnung machte. Ahmet Kulabas war mit einem Dreierpack der Retter der Eintracht. Während Eifel die Schulterklopfer von den Fans erhielt, pustete der Angreifer der Trierer im diesmal spät aufkommenden Nebel kräftig durch. Es war keine Glanzleistung des Favoriten, das wusste auch Kulabas. „Ein Stürmer will in jedem Spiel Tore schießen, daher freue ich mich über die drei Buden.“ Angst, dass es schiefgehen konnte in Mehring? „Nein, bei der Moral der Mannschaft mache ich mir keine Sorgen. Wir halten in jeder Lage zusammen.“
Das war im Krampf von Mehring auch bitter nötig, um sich nicht frühzeitig von der 100.000-Euro-Spritze der ersehnten DFB-Pokal-Qualifikation zu verabschieden. Als Denny Herzig nach 19 Minuten den quirligen Ahmed Boussi im Strafraum legte, gab es Elfmeter. Christopher Eifel verwandelte zum sensationellen 1:0, der Sportplatz tobte, die Heimelf wurde für ihre mutigere Ausrichtung in der Offensive belohnt. Die Eintracht, die bis dahin das Geschehen kontrollierte, durch Alon Abelski (2.) und Fabian Zittlau (17.) aber die Führung vergab, wirkte geschockt. 18 Minuten dauerte es bis zur nächsten Gelegenheit gegen diszipliniert verteidigende Mehringer, ehe Thomas Drescher über das Tor zielte. Ahmet Kulabas sorgte aber noch vor der Pause für den Ausgleich, als ein Einwurf von Marc Gouiffe à Goufan bei ihm landete und er die Konfusion in der Heimabwehr per Flachschuss gnadenlos bestrafte (38.).
Trainer Roland Seitz war dennoch nicht zufrieden. Er wechselte den blassen Wojciech Pollok aus, der seine wiederholte Chance von Beginn an nicht nutzte und vollkommen unauffällig blieb. „Ich bin nicht zufrieden, natürlich werden Gespräche stattfinden“, war Seitz kurz angebunden, als es um die Vorstellung des Stürmers ging. „Für mich geht es jetzt erst einmal darum, 11 bis 14 Spieler für Kaiserslautern fit zu bekommen.“
Tor-Geschichten am Ausbildungsplatz
Wenigstens auf Kulabas war Verlass. Der Türke verwandelte eine Flanke von Holger Knartz nach der Pause zum 1:2 (47.), das noch keine endgültige Trendwende war. Die Eintracht zog sich zurück und machte Fehler. Einen davon nutzte bei einem Gegenzug erneut Christoph Eifel, als er eine Vorlage von Ahmet Boussi zum 2:2 ins Tor wuchtete (72.). Mehring-Torhüter Thomas Hank rettete seine Elf mit einer Glanzparade nach einem Freistoß von Alon Abelski in die Verlängerung (89.), die Seitz erzürnte. „Das war eigene Dummheit, weil wir nicht auf das dritte Tor gegangen sind und das Tempo nicht hochgehalten haben. Und Dummheit wird bestraft.“
In Mehring kam Trier aber mit einem blauen Auge davon. Thomas Kraus stellte die Weichen mit seinem Kopfball-Treffer in der 99. Minute auf Sieg, Kulabas legte nach einer feinen Vorarbeit von Fahrudin Kuduzovic nach zur Entscheidung (112.). „Intern haben wir uns das leichter vorgestellt. Wir sind weiter und sollten es dabei belassen“, so die süffisante Erkenntnis von Eintracht-Trainer Seitz.
Stolzer werden da schon die Spieler des SV Mehring ihre Geschichte vom Pokalspiel erzählen. So wie Christoph Eifel aus dem 15 Kilometer entfernten Trittenheim, der sich schon auf seinen nächsten Ausbildungstag bei seinem Winzerbetrieb freut. „Die werden sicher auch von unserer Vorstellung lesen und alle Storys hören wollen.“
Statistik
SV Mehring – Eintracht Trier 2:4 n.V.
Mehring: Hank – Emmerich, Lorig, Kohl, Eifel – Schuh, Lorenz (57. Kön), Ting, Weinberg (89. M. Fleck) – Boussi, Noske (95. Simon).
Trier: Lengsfeld – Zittlau, Stang, Herzig, Drescher – Gouiffe à Goufan (73. Karikari) – Kuduzovic, Abelski, Knartz (86. Pagenburg) – Kulabas, Pollok (46. Kraus).
Schiedsrichter: Christoph Zimmer (Wittlich)
Tore: 1:0 Eifel (19., Foulelfmeter), 1:1 Kulabas (38.), 1:2 Kulabas (47.), 2:2 Eifel (72.), 2:3 Kraus (99.), 2:4 Kulabas (112.).
Zuschauer: 524.
kocher meint
Ja Sievo schon ok verstehe es ja. Dann komm ich ggf. mal bei einem der nächsten Spiele mit nem Getränk vorbei.
Sievo meint
kocher,
wer ein „echter“ Fan ist, sagt nun mal „unsere“ Eintracht, „unsere“ Mannschaft und „unser“ Spiel. Aber viel lieber wäre ich natürlich ein Fußballer dieser Mannschaft, denn dann bräuchte ich nicht jeden Tag von acht bis 19 Uhr hier im Geschäft stehen. Aber über „unsere“ Mannschaft können wir ja im nächsten Heimspiel mal reden. Ich sitze immer auf der Haupttribüne, Block H, Reihe 4, mit Eintracht-Schal und SVE-Kapuzenpulli.
kocher meint
Krass, dass sogar Mitspieler (müssen wohl Neuzugänge sein?!) von Thomas Kraus und Ahmed Kulabas hier Kommentare schreiben.
Sievo und gerd: Vielleicht solltet ihr dass dann mal mit „eurem Trainer“ Herrn Seitz klären, denn es ist ja schon wichtig das „euer Angriffsspiel“ funktionert 🙂
Lob an Mehring, gut gemacht.
gerd meint
@sievo, bin ganz deiner meinung
Sievo meint
Ich glaube, es würde unserem Anfgriffsspiel sehr gut tun, wenn Seitz dem eiskalten Vollstrecker Kulabas den lauffreudigen Unruheherd Kraus als weiteren Stürmer zur Seite stellen würde.