Vor 1700 Jahren hat sich einiges getan und ein alter Bekannter steht im Mittelpunkt: Kaiser Konstantin. 5vier trifft sich mit dem Konstantin-Experten Lothar Schwinden und hört nach.
„In den Jahren 312 bis 315 ist enorm viel passiert“, weiß Konstantin Experte Lothar Schwinden zu berichten, „Viele Ereignisse dieser Zeit haben große weltgeschichtliche Bedeutung und Trier spielt dabei eine Rolle.“ Da gibt es also wieder mal ein rundes Jubiläum zu feiern – ein 1700-jähriges – auch wenn sich ein genaues Datum dabei eher schwer festmachen lässt.
Ein Kaiser räumt auf
Die folgenschweren Ereignisse beginnen mit der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Konstantin und dem nicht anerkannten Maxentius, der sich der Tetrarchie (den vier legalen Kaisern Roms) entgegenstellte. Das Problem lag im weströmischen Reichsteil, daher war Konstatin gefordert. Für ihn hieß es, siegen oder sterben. Am 28. Oktober 312 kommt es zur Schlacht der Milvischen Brücke, bei der Konstantin die deutlich größere Streitmacht Maxentius‘ schlagen kann. Schon am Folgetag zieht Konstantin siegreich in Rom ein. Ob er hier ein Opfer am Capitol darbringt oder sich weigert und damit dem Christengott näher rückt, ist strittig. Der Überlieferung nach wird Maxentius‘ Kopf durch Rom getragen und später sogar über das für die Schifffahrt schwierige, denn herbstliche Mittelmeer in das ehemals von Maxentius besetzte Nordafrika gebracht.
„Mit diesem Sieg war Konstantin nun Alleinherrscher im Westen“, erklärt Schwinden, „Sein Partner, der Kaiser des Westens Galerius, war 311 gestorben und nun bot ihm auch Maxentius keinen Widerstand mehr.“
Gesetze und eine Vereinbarung
Konstantin überwintert 312/313 in Rom, nicht wie sonst alle Winter seit 306 in Trier. Er erlässt Gesetze und spricht vor dem Senat. Ende Januar 313 trifft er sich dann mit seinem oströmischen Konterpart Licinius in Mailand. Dabei treffen die beiden Kaiser die sogenannte Mailänder Vereinbarung, bei der es um die Behandlung der Christen im römischen Reich geht. Waren diese zwar bereits 311 durch ein von Galerius erlassenes Toleranzedikt im Wesentlichen von der Verfolgung im Römischen Reich ausgenommen, ging die Mailänder Vereinbarung einen Schritt weiter. Es wurde der Umgang mit dem von Rom enteigneten christlichen Eigentum und sogar die Zahlung von Reparationen an die einst verfolgten Gemeinden geregelt.
„Die Mailänder Vereinbarung wurde unter anderem am 13. Juni 313 in Nikomedien, der alten oströmischen Hauptstadt, unweit des später entstehenden Konstantinopels, ausgehängt“, weiß Lothar Schwinden zu berichten, „Mit solchen öffentlichen Aushängen verbreitete sich die Neuigkeit im gesamten Reich. Was wie alltägliches politisches Geschäft anmutet hatte in diesem Falle enorme kirchengeschichtliche und weltpolitische Bedeutung.“
Die Rückkehr nach Trier und ein Triumph
Konstantin kehrt über einige Umwege zurück nach Trier und hält dann Ende Juli – vielleicht sogar am 1. August, dem Gründungstag der Stadt Trier – eine Siegesfeier ab. Diese war zwar offiziell für ein kleines Scharmützel gegen die Franken gedacht, galt aber in großen Teilen auch dem Sieg über Maxentius. Eine solch interne Auseinandersetzung konnte nicht als Triumph gesehen werden und durfte eigentlich nicht gefeiert werden. Die Rede, die Konstantin vor exakt 1700 Jahren in Trier hielt ist, im Detail in einem der sogenannten Panegyrici überliefert. Das sei ein echter Glücksfall, meint Schwinden. Zwar durfte der Festredner die Taten übertreiben und beschönigen, aber er durfte nicht die Unwahrheit sagen – daher sei diese Rede das zeitnächste Zeugnis der Ereignisse.
„Dies war der Beginn des christlichen Einflusses auf die römische Welt als anerkannte und gleichberechtigte Religionsgemeinschaft“, so Schwinden, „Wenige Jahre später erringt Konstantin die Alleinherrschaft über das Reich und gründet Konstantinopel.“ Die Mailänder Vereinbarung gilt als der erste Schritt zur Konstantinischen Wende, bei der 380 das Christentum zur römischen Staatsreligion erhoben wurde.
Im Zusammenhang mit Konstantins Sieg entstanden auch zwei Denkmäler, die heute noch sehr bekannt sind: der Konstatinbogen und die kolossale Konstantinstatue, dessen linken Fuß man heute unter anderem als Replik vor dem Eingang des Landesmuseums finden kann.
Zeugnisse im Landesmuseum
Im Landesmuseum selbst gibt es einige Stücke, die diese Ereignisse belegen und untermalen. Eine Gewandspange diente als Orden und Erinnerung an den Triumph, auf Ringen bekundete man „fidem constantino“ –Treue für Konstantin. Gleich neben diesen Stücken kann man in der Dauerausstellung dann den Spuren der ersten Christen in Trier folgen. Ein Stockwerk höher findet sich ein Portrait in Form eines massiven Steinkopfes, welches Gratianus zeigt.
Der von 367 bis 383 herrschende Kaiser trug anders als seine Vorgänger keinen Lorbeerkranz mehr, sondern ein von Konstantin 324 kreiertes Diadem, aus dem dann später die mittelalterliche Kaiserkrone wird. Man sieht: Die Fußspuren Konstantins lassen sich überall in der Geschichte wiederfinden – nicht zuletzt auch wegen der genau 1700 Jahre alten Mailänder Vereinbarung. Und Trier ist mittendrin, leider in seiner ehemaligen Rolle und Bedeutung viel zu wenig beachtet.
Bine meint
Spannend! Ich war damals noch in der großen Ausstellung, auch wenn es ewig voll war, habe ich da viel mitgenommen. Wirklich interessant, dass Trier mal so viel wichtiger war als heute!