Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Der SV Eintracht-Trier 05 hat am heutigen Samstagnachmittag sein Heimspiel gegen die Zweitvertretung des 1. FC Kaiserslautern mit 0:1 (0:1) verloren. Vor 1870 Zuschauern erzielte Marcel Correia für die Gäste aus der Pfalz das Tor des Tages, während die Eintracht speziell in der ersten Halbzeit ein klares Konzept im Spiel nach vorne vermissen ließ und im zweiten Durchgang die Angriffsbemühungen zu kompliziert gestaltete. „Wir haben einfach im entscheidenden Moment immer das Falsche gemacht“, konstatierte auch der vor allem ob der Leistung im ersten Durchgang sichtlich angefressene Trierer Chefcoach Roland Seitz – „hätten wir schießen müssen, wurde noch einmal quergepasst – und hätten wir noch einmal ablegen müssen, wurde blind auf das Tor geschossen“, gab er die Vorstellung seiner Mannschaft zutreffend wieder.
Die Anzeigentafel unweit der Zurmaiener Straße, sie versagte schon vor der Partie ihren Dienst – ein defektes Ersatzteil ließ die Stadiontechnik schon rund eine Stunde vor der Partie gegen die kleinen „Betze-Bubis“ aus der Barbarossa-Stadt schwitzen – ohne Erfolg. So blieb die Tafel schwarz – eben genauso schwarz, wie der Tag, den die Eintracht am heutigen Samstag erwischte. Auch ihr schien allem Voran in der ersten Hälfte irgendein Rädchen zu fehlen, um zu funktionieren wie in der Hinrunde – dabei konnte Roland Seitz bis auf die gesperrten Lukas Mößner (sitzt noch seine Rot-Sperre aus dem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln II ab) und Neuzugang Fahrudin Kuduzovic (gelb-gesperrt) fast aus dem Vollen greifen.
So war es nicht verwunderlich, dass der erst vor Wochenfrist verpflichtete Ex-Heidenheimer und Ex-„Clubberer“ Ahmet Kulabas zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz im blau-schwarzen Dress kam und Nico Patschinski damit wohl endgültig ins zweite Glied im Sturm verdrängte. Im ersten Heimspiel seit über zwei Monaten bot sich den Zuschauern taktisch das gewohnte System – Viererabwehrreihe mit Drescher, Hollmann, Cinar und Cozza, davor Kohler, Meha, Saccone und Kempny, in der Spitze Thomas Kraus und eben Kulabas, der bereits nach noch nicht einmal zwei gespielten Minuten die mögliche Führung auf dem Fuss hatte, als er Marcel Correia in der Innenverteidigung austanzte. Doch sein über den Schlappen gerutschter Schuss war kein Problem für Marco Knaller im Kasten der Pfälzer.
Alois Schwartz, Trainer der Gäste, war sich der Offensivstärke seines Gegners aus der Hinrunde bewusst und hatte sein Team perfekt auf die Moselaner eingestellt. Durch sein 4-2-3-1-System ergaben sich für den Tabellenvierten aus Trier in den ersten 45 Minuten nur wenig Räume zum Kombinieren – die Folge: es entwickelte sich ein Spiel fast ohne Torchancen. Einzig Standardsituationen sorgten Ansatzweise für Gefahr, doch auch Alban Meha hatte den Winkel in seinem Fuß nicht richtig eingestellt – fast alle von ihm getretenen Freistöße oder Eckbälle waren nicht annähernd so gefährlich wie noch 2010. Über zwanzig Minuten passierte fast nichts, ehe in der 22. Minute Kaiserslautern zur ersten Ecke kam. Nico Hammann drischt die Kugel nach innen, wo er den aus der Innenverteidigung aufgerückten Kapitän Marcel Correia sieht, dessen platzierter Kopfball über Freund, Feind und den chancenlosen Eintracht-Torwart André Poggenborg hinweg in die lange Ecke segelt. Das 0:1, faktisch mit dem ersten Torschuss.
Das saß. Die Eintracht, sie wirkte lethargisch, unkonzentriert, geschockt. Der in der Hinrunde so starke Piero Saccone stand über weite Strecken der Partie vollends neben sich, glänzte mehr durch festgefahrene Alleingäne und Fehlpässe denn durch klare und strukturierte Aktionen nach vorne. Auch der Dauerbrenner Thomas Kraus erwischte nicht seinen besten Tag im Trikot mit der Porta Nigra auf der Brust. Doch auch ihre Mannschaftskollegen spielten nicht wirklich besser. Es brauchte eine Einzelaktion, um die Mannschaft wachzurütteln: Alban Meha nahm sich kurz vor der Pause ein Herz und setzte das Spielgerät aus gut und gerne dreißig Metern an die Unterkante der Latte, wo Ahmed Kulabas den Torschrei der Anhängerschaft im Keim ersticken lässt. Glockenfrei kann er den Ball nicht richtig kontrollieren und köpft ihn über anstelle ins Tor. So blieb es beim 0:1-Pausenstand.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Halbzeit – doch dem FCK schien der wärmende Pausentee in der klirrenden Trierer Kälte zunächst etwas besser geschmeckt zu haben. Andrew Wooten tänzelte in der 51. Minute die komplette Hintermannschaft aus, fand jedoch in André Poggenborg seinen Meister. Als nach einer guten Stunde die ersten Pfiffe im weiten Rund ob eines erneut missglückten Abspiels im Spielaufbau laut wurden, musste Seitz reagieren, brachte Tim Eckstein für Thomas Kraus (64.) – und mit ihm etwas mehr Schwung in die Partie. Der Wille, er war der Eintracht nun nicht abzusprechen – doch in der Petrus-Stadt Trier galt in dieser zweiten Halbzeit Matthäus 26,41: „Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach.“ Die optische Überlegenheit in den zweiten 45 Minuten täuschte etwas darüber hinweg, dass der Zug zum Tor in der einsetzen Dämmerung mehr eine Regionalbahn denn ein ICE war. In letzter Konsequenz zu unglücklich (wie Stefan Kohler, der mehrfach gute Kopfballgelegenheiten liegen ließ, 67. / 85.), zu kompliziert (wie nach 76 Minuten, als Josef Cinar mitten im Strafraum an den Ball kommt, doch den freistehenden Kulabas nicht beachtet) oder zu überhastet (zwei Fernschüsse von Piero Saccone) – so sahen die Angriffsbemühungen der Eintracht aus.
Als dann auch noch nach einer Ecke von Alban Meha auf Handspiel und Elfmeter reklamiert wurde, dieser jedoch vom nicht immer souveränen Schiedsrichter Marcel Göpferich verwehrt wurde (71.), war das Schicksal der Eintracht am heutigen Tage fast besiegelt. Die Einwechslung Olivier Mvondos in der 82. Minute brachte zwar noch einmal etwas mehr Bewegung im am heutigen Tage ansonsten viel zu selten betriebenen Trierer Flügelspiel, doch auch er konnte die Niederlage nicht mehr abwenden. Im Gegenteil – um ein Haar hätte in der 90. Minute der eingewechselte und durchgebrochene Patrick Freyer das 0:2 markiert, doch sein Schuss klatschte nur gegen den Außenpfosten.
Alois Schwartz war nach der Partie mit seiner Mannschaft selbstredend sichtlich zufrieden. „Man weiß nach der Vorbereitung natürlich nie so genau, wo man steht. Ich habe meiner Mannschaft gesagt, sie soll durch Laufbereitschaft, Siegeswille und Kampfbereitschaft die drei Punkte holen. Das haben wir geschafft. Ich denke, unsere Körpersprache hatte heute den Willen, zu gewinnen, besser ausgedrückt als die der Trierer.“ Roland Seitz musste ihm hier zustimmen: „Ich bin natürlich enttäuscht – die erste Halbzeit war von uns viel zu wenig, die Kaiserslauterner haben uns gegen den Ball zu viel beschäftigt. Unter dem Strich bleibt zu sagen, dass wir nicht das gespielt haben, was wir uns vorgestellt haben.“ Sieben Punkte beträgt nun schon der Rückstand auf Preußen Münster. Das Thema Aufstieg, es scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
STATISTIK
Eintracht Trier: André Poggenborg – Cataldo Cozza, Torge Hollmann, Josef Cinar, Thomas Drescher (ab 87. Nico Patschinski) – Thomas Kempny (ab 72. Olivier Mvondo), Stefan Kohler, Alban Meha, Piero Saccone – Ahmet Kulabas, Thomas Kraus (ab 64. Tim Eckstein).
1. FC Kaiserslautern II: Marco Knaller – Boris Becker, Denis Linsmayer, Marcel Correia, Alan Stulin – Torsten Reuter, Jonas Marz, Steven Zellner, Hendrick Zuck (ab 86. G. Modica), Nico Hamann – Andrew Wooten (ab 89. Patrick Freyer).
Tor: 0:1 Marcel Correia (23.)
Schiedsrichter: Marcel Göpferich (Bretten)
Gelbe Karten: Stefan Kohler / –
Zuschauer: 1870
Stimmen zum Spiel (Roland Seitz, Josef Cinar, Thomas Kraus)
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Fotos: Anna Lena Bauer
Sievo meint
Dabei gewesen,
dein Kommentar war noch treffender als der auch zutreffende Bericht:
zu integrierende Neuzugänge, nervöse Spieler aufgrund des an sie herangetragenen Aufstiegsdrucks, weit geschlagene Bälle (Hauptgrund!), wenig bis nahezu gar keine Flanken in den Strafraum, dadurch im Stich gelassene Stürmer und ein unsicher wirkender Torwart bei seinen Abschlägen.
Aber wie du auch sagst: das wird alles wieder besser werden.
Und noch ein Hinweis von mir: Liebe Fußballfachleute (vor allem die der Medien), auch wenn wir hier in unserem Land Gott sei Dank Meinungs- und Pressefreiheit haben, hört endlich auf zu träumen. Euer Zutun hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass unsere Mannschaft momentan etwas ins Stolpern geraten ist.
fupp meint
… es ist übrigens schön zu sehen, dass es noch Artikel gibt, in denen die Zitate zutreffend verwendet werden!
Dabei gewesen meint
Irgendwie war gstern der Wurm drin. Dieses Aufstiegsgerede setzt die Spieler unter Druck. Man sollte nicht erwarten, daß eine neu zusammengestellte Mannschaft, die dann noch durch Neuzugänge verstärkt wird, gleich im 1.Jahr einen Aufstieg schafft.Meiner Meinung nach wartet Seitz immer sehr lange, bis er einen Spieler bei dem es nicht so läuft auswechselt. Gestern hätte ich nach der Halbzeit schon gewechselt. Ich hätte Saccone ausgewechselt, egal wie. Vielleicht war der gestern nervös, weil ihm jetzt neue Spieler im Nacken sitzen? Es wurden auch wieder viele lange Bälle geschlagen, die einfach nichts bringen, und es müßte auch mehr mit Flanken in den Strafraum gespielt werden, dann wäre es auch leichter für die Stürmer. Aber da kommt immer sehr wenig bis gar nichts.Und noch eine Frage stellt sich mir: Was war denn gestern mit dem Tormann los?Der hatte doch nicht viel zu tun und hat dann die Bälle ohne große Not ins Aus befördert oder nicht richtig getroffen.
Aber nächstes Mal wird das alles besser. Es hat doch schon so gut geklappt im letzten Jahr. Neues Spiel-Neue Chance. Es sind noch genug Punkte zu vergeben und abgerechnet wird am Ende!!
Eintrachtler meint
Es ist wirklich schade, dass das gestern nicht geklappt hat. Man hat den Spieler den Druck förmlich angesehen…! Ich finde, man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Ein Team, was angetreten ist um nicht abzusteigen und nun auf dem 5. Tabellenplatz steht…ich finde das ist eine reife Leistung! Nun stehen zwei wichtige Spiele an – danach wissen wir, wo es lang geht. Sollten wir diese (vor allem das gegen Münster) gewinnen, sind wir wieder im Rennen -> so einfach ist das!!!
Fupp meint
Der Artikel trifft den Nagel auf den Kopf. „Die optische Überlegenheit in den zweiten 45 Minuten täuschte etwas darüber hinweg, dass der Zug zum Tor in der einsetzen Dämmerung mehr eine Regionalbahn denn ein ICE war.“ Köstlich!