Bei Eintracht Trier spielte sich Josef Cinar in 92 Spielen in die Herzen der Fans. Mittlerweile überzeugt der 28-Jährige als Leistungsträger bei Wacker Burghausen in der 3. Liga. Die Menschen an der Mosel vermisst er.
Es ist über zwei Jahre her, als Josef Cinar mit einer Rüstung und einem Helm für Furore sorgte. In einer großen Image-Kampagne posierten Fußballer von Eintracht Trier seinerzeit als Römer vor Sehenswürdigkeiten der Stadt. Aus dem Römer von Trier ist mittlerweile aber ein Ritter von Burghausen geworden. Der ehemalige Kapitän des Fußball-Regionalligisten ist im Sommer zu Wacker Burghausen in die 3. Liga gewechselt und hat den Sprung zum Stammspieler und Leistungsträger geschafft.
Jede Woche darf sich Cinar mit seiner Mannschaft in der ARD-Sportschau präsentieren. Und die Bühne nutzt Wacker glänzend, nachdem sie in der letzten Saison sportlich abgestiegen waren und nur durch den Rückzug der TuS Koblenz in der Klasse blieben. Mit zwölf Unentschieden steht Burghausen frei von allen Sorgen im sicheren Mittelfeld. Mit dem Adelstitel der „Remiskönige“ können sich die Ritter da anfreunden. „Das zeigt, wie schwer wir zu schlagen sind“, freut sich Cinar, der vom neuen Umfeld schwärmt. „Hier können wir in Ruhe arbeiten. In der Mannschaft sind alle bereit zu marschieren und auch fußballerisch haben wir gute Typen in unseren Reihen.“
„Gott hat meine Gebete erhört“
Wenn es um Trier geht, macht sich bei Cinar aber etwas Wehmut breit. Von 2008 bis 2011 spielte der 1,94-Meter-Verteidiger für die Eintracht. Für ihn ist die Zeit nach wie vor eine Herzensangelegenheit. „Ich trauere der Stadt schon etwas nach, es gab viele schöne Orte, an die ich gerne gegangen bin.“ 92 Ligaspiele bestritt der ehemalige Kapitän für den Verein und spielte sich in die Herzen der Fans. Nach dem sportlichen Absturz in die Oberliga im Jahr 2010 entschied sich Cinar sogar gegen den so typischen Strom im Profigeschäft und setzte ein Zeichen mit seiner Vertragsverlängerung. „Ich war innerlich zerrissen, habe aber auf mein Bauchgefühl gehört.“ Als am „Grünen Tisch“ doch noch der Klassenerhalt geschafft wurde, atmete Cinar auf. „Gott hatte meine Gebete erhört. Danach war es einfach geil, sich in der Regionalliga mit der Eintracht ausprobieren zu können.“
So erlebte der 28-Jährige, der in Bremen geboren und in Gütersloh zur Schule gegangen ist, eine Saison, „die ich nicht mehr vergessen werde“. Im Umbruch mit Roland Seitz als Trainer und vielen neuen Gesichtern spielte Cinar weiterhin die gewichtige Rolle als Kapitän und wurde für seine Bauchentscheidung mit der Vizemeisterschaft und dem Rheinlandpokal belohnt. „Die Chance, in Burghausen in der 3. Liga zu spielen, wollte ich dann aber unbedingt annehmen“, sagt er zu seinem Abschied, der ihm nicht leicht fiel. Auch die Erfolge im DFB-Pokal zuvor unter Mario Basler, als er beim 3:1 gegen Hannover 96 ein Tor erzielte und mit dem 4:2 gegen Arminia Bielefeld bis ins Achtelfinale einzog, vergnügen ihn nach wie vor. „Vielleicht war es etwas viel Show, als plötzlich das Fernsehen mit den ganzen Kameras bei uns in der Kabine stand. Aber die überregionalen Schlagzeilen waren schön. Das zeigt, was man im Fußball bewirken kann.“
Koch-Abende mit Sahr Senesie
Kontakte nach Trier hält Cinar noch heute, ob mit Zeugwart „Steff“ Reisen, Cataldo Cozza, Thomas Kraus, Thomas Drescher, Torge Hollmann und vielen mehr. „Wir telefonieren nicht wöchentlich, schreiben aber regelmäßig SMS. Und auch außerhalb vom Fußball habe ich an der Mosel viele Freunde gewonnen.“ Entsprechend schnell guckt Cinar im Internet nach, wie die Eintracht gespielt hat. „Die Mannschaft spielt eine überragende Saison, leider geht das etwas unter, weil Lotte solche Maßstäbe setzt.“ Was den Aufstieg seines Ex-Klubs in die 3. Liga angeht, ist der frühere Kapitän skeptisch. „Das wird verdammt schwer, Lotte muss dafür noch ausrutschen. Der Abstand ist nicht ohne weiteres wettzumachen.“
Ein Duell mit Eintracht Trier wäre aber eine Geschichte, die Cinar gefallen würde. „Der Verein gehört in die 3. Liga, die Leute sind dort ungeheuer fußballverrückt“, so seine Erfahrungen. Ein Stück Vergangenheit aus Trier erlebt der stämmige Verteidiger auch in Burghausen. Sahr Senesie ist sein Nachbar. „Wir sind noch gut befreundet, gucken abends oft Fußball und kochen zusammen“, wird es ihm auch außerhalb des Trainings nicht langweilig.
Ansonsten nutzt Cinar die Nähe zu München und Salzburg zu gelegentlichen Ausflügen. Fahrten zur Familie sind kaum möglich, Gütersloh liegt fast 700 Kilometer entfernt. „Das kostet richtig Kraft, auch die Reisen zu Auswärtsspielen sind ein echter Akt“, grinst der Defensivspezialist. Das scheint die Ritter aber nicht aus der Bahn zu werfen, genauso wenig wie der überraschende Wechsel von Trainer Rudi Bommer zu Energie Cottbus im Dezember. Mit Reinhard Stumpf übernahm ein neuer Mann, der noch kein Spiel verloren hat. „Die Ergebnisse beweisen, dass es funktioniert“, so Cinar, der stellvertretender Kapitän ist.
Vor allem das heimische Stadion ist eine echte Festung, dort hat Wacker in dieser Saison noch keine Niederlage kassiert. „Wir liegen voll im Soll und gucken nun Spiel zu Spiel“, ist Cinar glücklich mit seinem Schritt. Trier will er aber so bald wie möglich wieder aufsuchen. Im Herzen ist der Ritter Cinar auch ein bisschen Römer geblieben. „Im Mai komme ich die Jungs bestimmt besuchen.“
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