Eintracht Trier hält auf fremden Plätzen weiter Kurs. Mit 2:0 siegten die Schützlinge von Roland Seitz auch bei der Reserve des 1.FC Köln. Doch die Mannschaft spielt nach den Toren von Jeremy Karikari und Chunly Pagenburg noch auf Bewährung. Martin Hauswald stand nicht im Kader, Ahmet Kulabas musste sich deutliche Worte anhören.
Es war die geballte Erleichterung, die Thomas Drescher im Gesicht stand. Der bärtige Interimskapitän riss die Arme ganz weit nach oben in den Himmel von Köln und atmete durch. Das musste doch die Entscheidung sein, dieser Kopfball von Chunly Pagenburg, dem Joker, der nur sieben Minuten auf dem Platz stand, um dann eine Freistoßflanke von Drescher spektakulär ins Tor zu wuchten. Es war der Siegtreffer für Eintracht Trier, das 2:0 bei der Reserve des 1.FC Köln und damit die erneute Wiedergutmachung nach der dritten Heimpleite in Folge. So bleiben die Trierer die beste Reisegruppe der Regionalliga West. Immer wenn sie auf weite Fahrt gehen, bringen sie fette Beute mit zurück an die Mosel, es war der vierte Auswärtserfolg im vierten Spiel.
Und vielleicht war es sogar der wegweisende Triumph, um eine Spur mehr Konstanz, einen Tick mehr an Sicherheit zu bekommen, was der Mannschaft auch im Moselstadion so gut zu Gesicht stehen würde. „Wir hatten eine schwere Woche hinter uns“, trat Trainer Roland Seitz die Erleichterung bei jeder Silbe aus der Stimme. „Die Jungs haben vielleicht spielerisch nicht geglänzt, aber gezeigt, dass sie eine Mannschaft sein und werden wollen.“
In die gleiche Kerbe schlug auch Thomas Drescher. In einem Spiel, das zeitweilig an Rasenschach erinnerte, bildete der Außenverteidiger mit seinem linken Fuß den großen Unterschied. Beide Tore fielen nach Standards, beide Tore nach Vorlagen von Drescher. Beim 0:1, der ersten Eintracht-Chance, hob er den Ball bei einer Eckball-Variante gefühlvoll auf den ersten Pfosten zu Oliver Stang, der Abwehrspieler verlängerte auf Jeremy Karikari, der eiskalt verwandelte (32.). Vielleicht war das auch der verdiente Lohn einer Eintracht, zwar im Spiel nach vorne oft hektisch wirkte, die aber beherzt auftrat und keinen Zweikampf scheute.
So war der Torschütze zur beruhigenden Führung eine der strahlenden Erscheinungen an diesem Tag. Eben genesen von einem Innenbandanriss deutete der Hamburger an, wie wertvoll er für die Stabilität der Eintracht im Mittelfeld ist. Karikari eroberte Bälle, bolzte sie auch mal ohne Risiko nach vorne, gab Kommandos und erzielte noch die Führung. Von Rückenschmerzen geplagt stand der stolze Karikari später am Bus und knabberte an einem Wurst-Brötchen. „Ein Torjäger bin ich ja eigentlich nicht“, sagte er nach seinem ersten Treffer im Eintracht-Dress und fügte brav hinzu: „Alles, was zählt, ist der Sieg.“ Das wird seinen Trainer freuen, der den angeschlagenen Stabilisator lobte. „Wenn Jerry im Kopf klar ist, gehört er nicht in die Regionalliga.“ Es war zugleich der versteckte Hinweis, den starken Karikari auch in den nächsten Wochen in dieser Dominanz sehen zu wollen. Denn eine Verpflichtung von Marc Gouiffe à Gouffan, der sich im Probetraining befindet, gestaltet sich als schwierig. „Ich sehe die Chancen eher negativ“, sagte Seitz. „Im Fußball kann zwar eine Menge passieren, aber so einen Mann für die Regionalliga zu gewinnen, wird nicht einfach.“
Die Führung gab der Eintracht Rückenwind für den zweiten Durchgang, nie schien etwas anzubrennen. Die Mannschaft stand
kompakt, konterte gefährlich, ließ keinen Millimeter Raum. FC-Trainer Dirk Lottner kochte innerlich. Als ein Drescher-Freistoß von Pagenburg verwandelt wurde (67.), war seine Laune endgültig dahin. „Ich bin ernüchtert, wie schlecht wir spielen können“, grummelte der Kölner und verließ schnell den Presseraum. „Wir hatten die nötige Geilheit“, jubelte dagegen Thomas Kraus nach dem Sieg an alter Wirkungsstätte, der Torwart Andre Poggenborg wohl nötigte, zu seinem 28. Geburtstag eine Runde auszugeben. „Wir waren schneller hinter dem Ball, so können wir jeden Gegner schlagen“, meinte Drescher.
So machte Roland Seitz auch kein Staatsgeheimnis daraus, die Einstellung kritisch im Blick zu behalten. Sein Lob gilt auf Bewährung, mit harter Hand unterstrich er zuvor seine angekündigten Konsequenzen. So wurde Martin Hauswald ganz aus dem Kader gestrichen – ein Denkzettel. „Wir haben ihn nicht aus der 3. Liga geholt, damit er auf der Tribüne sitzt. Hoffentlich hat er das Zeichen kapiert, die anderen Spieler jedenfalls haben es.“ Damit meinte er auch Holger Knartz, der seine Chance nutzte und in der zweiten Halbzeit immer selbstbewusster aufspielte. Klare Worte gingen auch an Ahmed Kulabas, der nach 60 Minuten ausgewechselt wurde und aus seiner Wut darüber keinen Hehl machte. „Er ist hier auf dem rutschigen Boden mit Ballettschuhen aufgelaufen“, ärgerte sich Seitz. „In der Halbzeit habe ich ihn gefragt, ob er nicht lieber die Schuhe wechseln will, er sagte nein und ist dann wieder zweimal ausgerutscht. Das geht nicht.“
1.FC Köln II – Eintracht Trier 0:2 (0:1)
Köln: Horn – Vaaßen, Kübler, Dick, Spinrath – Akbari (46. Hömig), Bisanovic – Hector (46. Karadeniz), Buchtmann – Uth, Kialka (73. Musculus)
Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Karikari – Kraus (83. Zittlau), Kuduzovic, Knartz – Pollok (81. Abelski), Kulabas (60. Pagenburg).
Schiedsrichter: Felix Schmitz (Xanten)
Tore: 0:1 Karikari (32.), 0:2 Pagenburg (67.).
Zuschauer: 450.
VIDEO-Stimmen zum Spiel:
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