Von Florian Schlecht
Fabian Zittlau ist nach Michael Dingels der dienstälteste Spieler im Regionalligakader von Eintracht Trier und hat sich als zuverlässiger Linksverteidiger einen Stammplatz erkämpft. Der 23-Jährige hat aber nicht nur Fußball im Kopf: An der Universität in Trier studiert Zittlau Medienwissenschaften und Volkswirtschaftslehre.
Das Wintersemester ist an der Universität in Trier gerade in die erste Woche gestartet. „In der großen Mensa ist es jetzt voll“, weiß Fabian Zittlau und geht in ein Nebengebäude am Campus, wo Studenten in der Mittagspause ihre Pappbecher mit Kaffee füllen, Tabletts mit Kartoffelbrei und Wiener Würstchen zu Tischen tragen und Lernunterlagen vor sich ausbreiten. „Hier ist es immerhin etwas ruhiger“, strahlt der Linksverteidiger Eintracht Trier, für den in diesen Tagen auch wieder der Spagat zwischen Uni-Leben und Fußball begonnen hat.
Denn Zittlau beackert nicht nur jedes Wochenende die Außenbahnen in den Regionalliga-Stadien von Kaiserslautern bis Kassel. Der 23-Jährige studiert zugleich Medienwissenschaften im Hauptfach und Volkswirtschaftslehre im Nebenfach. Seit Zittlau im Sommer 2010 nach Trier gewechselt ist, kennt er diese Doppelbelastung. Wenn in der Woche um 10 Uhr und 15 Uhr trainiert wird, legt er sich seine Seminare häufig auf 8 Uhr am Morgen und 20 Uhr am Abend.
„Ich muss immer gucken, wie viel ich an Lernstoff in einem halben Jahr realistisch schaffen kann. Wenn Termine zeitlich kollidierten, waren Professoren in Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht auch schon so nett, dass ich die Unterlagen selbstständig zu Hause erarbeiten konnte. Dafür bin ich dankbar.“ Gelernt wird manchmal im Bus auf den Auswärtsfahrten. „Auch wenn ich das nicht so offensichtlich mache, weil ansonsten ein paar Sprüche kommen“, lächelt er.
„Fußball ist meine Nummer eins“
Im Studium hat Zittlau schon große Schritte gemacht. „Im nächsten Jahr will ich die Bachelorarbeit abgeben“, sagt der bodenständige Junge aus Salzwedel, der im Fußballinternat von Hansa Rostock ausgebildet wurde. Während er in den Medienwissenschaften ein passendes Thema für den erfolgreichen Abschluss sucht, stehen in der VWL noch Klausuren an.
Zittlau weiß um die Vorteile des zweiten Standbeins. „Die Regionalliga ist die Schwelle vom Profitum zum Amateurfußball, in der man als Spieler maximal ein, zwei Jahre Planungssicherheit hat – sofern man das Glück hat, von Verletzungen verschont zu bleiben.“ Auch die Freundschaften, die er geknüpft hat, will er nicht missen. „Fußball ist meine klare Nummer eins. Aber an der Uni lerne ich Leute kennen, die mich nicht nur auf den Sport reduzieren und mit denen ich auch über ganz andere Themen sprechen kann. Besonders in Phasen, in denen es sportlich nicht läuft, tut das gut.“
Darüber muss sich Zittlau derzeit nicht beschweren. Als Linksverteidiger hat er sich einen Stammplatz erkämpft, den er mit Zuverlässigkeit, Einsatz und Zweikampfstärke ausfüllt. Glänzen will er nicht durch laute Worte und Showeinlagen, sondern durch Konstanz in seinen Leistungen. „Ich mache meinen Job. Und ich glaube, die Jungs wissen das.“ Einen Sprung nach vorne hat er in seinen Offensivaktionen gemacht, mit denen er immer häufiger an torgefährlichen Situationen beteiligt ist. „Ich habe mir im Kopf eine Zahl vorgenommen, auf wie viele Vorlagen und Tore ich kommen will. Und ich bin auf einem guten Weg.“ Einen Treffer und zwei Assists hat er nach zwölf Spielen bereits auf seinem Konto – für seine Position ein ordentlicher Wert.
„Die Kameradschaft hat mich in Trier gehalten“
Der Trainer honoriert das. 84 Regionalligaspiele hat der Student schon für Eintracht Trier bestritten. „Die 100 will ich in dieser Saison auf jeden Fall vollmachen“, schmunzelt Zittlau, der nach Michael Dingels der dienstälteste Spieler im Kader der ersten Mannschaft ist („Torge und Lengsi kamen ein paar Tage später, Christoph Anton hat noch in der Jugend gespielt“). Mit Julian Bidon vom FSV Salmrohr wohnt er in einer WG. „Hier stimmt für mich einfach das Gesamtpaket. Trier ist ein toller Verein, ich kann studieren, meine Wohnung und mein Auto bezahlen – und habe einen Stellenwert in der Truppe. Das ist für mich doch viel besser, als bei einem irgendeinem Drittligisten vielleicht nur das fünfte Rad am Wagen zu sein.“
Das einzige Handicap: Nur selten sieht er seine Familie, die rund 600 Kilometer von ihm entfernt im 400-Einwohner-Ort Neuferchau in Sachsen-Anhalt wohnt. Die Distanz brachte ihn zum Ende der vergangenen Saison ins Grübeln, ob er nicht doch wieder in die Nähe seiner Heimat ziehen soll. „Hiergehalten hat mich die Kameradschaft in der Mannschaft. Wir haben einfach Typen, auf die man sich verlassen kann und mit denen Fußball doppelt so viel Spaß macht, unabhängig davon, wie viele Punkte man holt.“
Erst Spitzenspiel, dann Russischkurs
Der Lohn des Zusammenhaltes ist in der Tabelle aber ersichtlich. Zum Gipfeltreffen beim FSV Mainz II reist Trier als Spitzenreiter. „Ich hoffe, dass wir den Anfangselan über eine ganze Saison halten. Dann ist es schwer, uns zu schlagen“, so Zittlau, der auf das Spiel in Mainz gespannt ist. Zumal sein direkter Gegenspieler mit Steven Lewerenz ein Ex-Trierer in Topform ist. „Es ist eine schöne Aufgabe, sich mit den Besten der Liga zu messen. Wir werden dort sehen, was das Prädikat der besten Abwehr wert ist.“
Ein Erfolg im Spitzenspiel, Platz eins verteidigen, an der Bachelorarbeit basteln: Die Liste von Fabian Zittlau ist für diese Woche ganz schön lang. Doch das nächste Projekt hat der Verteidiger, der von einer Karriere im Sportjournalismus träumt („Von Sport1 und Sky hatte ich immerhin schon Zusagen für ein Praktikum“) bereits vor Augen. „Ich fange jetzt mit Russisch an. Das habe ich schon in der Schule gelernt – und will es wieder etwas auffrischen.“
Storno meint
Einfach ein sympatischer Kerl, vielleicht kann er ja noch weiter langfirstig gehalten werden!? Nach dem Bachelor kommt ja noch der Master! Und die Freundin holen wir einfach hierher 🙂