Eintracht Trier hat in der Krise nach sechs sieglosen Spielen wieder ein Erfolgserlebnis gefeiert. Im Heimspiel gegen Fortuna Köln gab es einen 1:0-Erfolg. Fahrudin Kuduzovic verwandelte in der 84. Minute einen Elfmeter.
Es war ein Urschrei der Erleichterung, der aus der Kehle von Roland Seitz kam. Der Oberpfälzer ballte die Faust, ruderte mit den Armen und brach für wenige Sekunden aus wie ein Vulkan. Auf dem Rasen gab es Umarmungen unter den Spielern, sie klatschten sich ab und atmeten geschafft durch. Nein, das 1:0 von Eintracht Trier gegen Fortuna Köln vor 1248 Zuschauern war kein Erfolg, der für triste Gleichgültigkeit in den Gesichtern sorgte, auch wenn es schon lange nicht mehr um Triumphe und Tränen im Titelrennen geht. Nach sechs Spielen ohne Sieg strahlte der Dreier wieder ein Lebenszeichen einer Mannschaft aus, die sich mit aller Macht gegen eine Krise wehrte, die in den letzten Wochen in Form des Abschieds aller Aufstiegsträume, Verletzungspech und einigen leidenschaftslosen Auftritten schleichend Vollmacht an der Mosel erhielt.
Und so war es Fahrudin Kuduzovic, der wohl der glücklichste Trierer an diesem Abend, der in der 84. Minute mit einem verwandelten Elfmeter für das entscheidende Tor sorgte. Zugleich war es der gerechte Lohn einer engagierten Vorstellung, bei der die Eintracht überlegen war und sich deutlich mehr Chancen erspielte. „Ich bin so glücklich. Es ist lange her, dass wir so ein Gefühl erleben durften. Diesen Sieg, den brauchen wir einfach“, strahlte der Mittelfeldspieler über beide Ohren. Ahmet Kulabas war zuvor von Fortuna-Torwart Dieter Paucken regelwidrig gelegt worden, Kuduzovic legte sich den Ball zurecht, lief schleichend an, verzögerte und traf. Es war der siebte Treffer im siebten Versuch der laufenden Saison, der Elferkönig blieb gewohnt cool. „Ich habe gar kein Geheimnis bei den Elfmetern. Ich suche mir eine Ecke aus und warte lange, damit sich der Torhüter früher bewegen muss. Und heute war ich mir ganz sicher, zu verwandeln. Das war easy.“
„Wir mussten ganz, ganz hart arbeiten.“
Kapitän Torge Hollmann hatte schon mit der Situation abgeschaltet, als Kuduzovic anlief. „Ganz ehrlich, das darf ich fast nicht erzählen, aber ich habe bei ihm gar keine Zweifel mehr“, grinste der Verteidiger, der nicht in Euphorie verfallen wollte. „Wir haben jetzt erstmals seit langer Zeit wieder ein Spiel gewonnen, dafür mussten wir ganz, ganz hart arbeiten. Alle haben das Ziel, die Saison vernünftig zu Ende zu spielen, auch wenn der große Traum nicht mehr zu erreichen ist.“ Doch das Viertelfinale im Rheinlandpokal gegen die TuS Koblenz wartet bereits am Horizont – und bis zum 25. April sollen alle Kräfte gebündelt werden.
Im Heimspiel gegen Fortuna Köln, dem ersten Aufeinandertreffen beider Vereine im Moselstadion, zog sich die Mannschaft zumindest in den 90 Minuten am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Enttäuschungen. Roland Seitz musste auf viele angeschlagene Spieler bauen, stellte aber doch eine schlagkräftige Elf auf. In der Innenverteidigung füllte Fabian Zittlau neben Hollmann souverän die Lücke aus, die durch die Ausfälle von Oliver Stang (Nasenbeinbruch) und Denny Herzig (Gelbsperre) entstanden war. Thomas Drescher (Gehirnerschütterung) und Cataldo Cozza (Oberschenkelprobleme) liefen trotz Blessuren auf. In der Offensive dominierte die Wohngemeinschaft aus Schweich, während hinter ihnen alle Spieler mit Feuereifer den Bällen hinterher jagten und Zweikämpfen nicht aus dem Weg gingen.
Auf der rechten Seite startete Benjamin Pintol, im Angriff spielten Chhunly Pagenburg und Ahmet Kulabas. Und genau das Duo ganz vorne harmonierte, indem es sich für keinen Meter zu schade und an allen gefährlichen Spielzügen beteiligt war. Sieben Minuten waren gespielt, als Pagenburg gedankenschnell einen langen Abschlag von André Poggenborg mitnahm, aber daneben zielte. Kurz danach bediente Kulabas seinen WG-Kollegen Pagenburg mit einem traumhaften Pass, aber wieder zog der ehemalige Bundesliga-Stürmer des 1. FC Nürnberg haarscharf vorbei (12.). Die Eintracht dominierte, aber die Krönung blieb aus. Auch bei der besten Möglichkeit, als Pintol per Maßflanke Kulabas bediente, aber der Kopfball des Torjägers nur an der Latte landete (25.).
„Das sah nach Heiligrock oder Städtetour aus“
Das Chancenfestival ging im zweiten Durchgang weiter. Ein Freistoß von Drescher wurde in letzter Sekunde von Paucken über die Latte gelenkt (59.), die anschließende Ecke köpfte Pintol vorbei. Belohnt wurden die Bemühungen dann, als Kuduzovic zum Punkt gehen durfte. Auch wenn sich danach noch eine echte Zitterpartie entwickelte. Hamdi Dahmani hatte den Ausgleich auf dem Fuß, ballerte aber aus kurzer Distanz über das Tor (88.). Kurz darauf riss der Tross aus Trier die Arme erleichtert nach oben.
„Jeder einzelne Spieler hat sich hier eingebracht. Wenn man den Ertrag einfährt, macht es auch mehr Spaß“, strahlte Hollmann. „Wir sind uns alle bewusst, dass wir in der Rückrunde eine richtige Scheiße gespielt haben, aber niemand hat das absichtlich gemacht. Heute haben wir super Pressing gespielt und den Gegner nie zur Entfaltung kommen lassen“, meinte Chhunly Pagenburg. Auch Trainer Seitz war angetan. „Die Jungs wollten den Sieg und haben ihn bekommen.“ Da stimmte Fortuna-Coach Uwe Koschinat zu. „Trier war geiler auf den Sieg, die Hingabe habe ich bei uns vermisst, obwohl wir zuletzt einen Lauf hatten. Aber irgendwie sah es eher danach aus, dass wir nur zum Heiligrock oder einer Städtetour hier sind – und nicht, um drei Punkte einzufahren.“
Hollmann trat aber kräftig auf die Bremse. „Wir brauchen jetzt nichts schönreden“, fordert er in den nächsten Wochen eine ähnliche Einstellung. Bereits am Samstag geht es für die Eintracht weiter – mit einem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach II (14 Uhr).
Statistik
Eintracht Trier – Fortuna Köln 1:0 (0:0)
Trier: Poggenborg – Cozza, Hollmann, Zittlau, Drescher – Karikari – Pintol (71. Mvondo), Bauer, Kuduzovic – Pagenburg (73. Anton), Kulabas (89. Spang).
Köln: Paucken – Yilmaz, Laux, Schäfer, Moritz – Nottbeck (86. Caspers), Kühn (61. Dahmani) – Kessel (75. Bartsch), Pospischil, Lejan – Montabell.
Schiedsrichter: Pascal Müller (Löchgau)
Tore: 1:0 Kuduzovic (84., Foulelfmeter).
Zuschauer: 1248.
Gelbe Karten: Karikari, Drescher, Bauer, Kulabas, Spang – Moritz, Nottbeck
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