Von Florian Schlecht
Der 3:0-Erfolg beim SVN Zweibrücken zeigte: Eintracht Trier versucht den Verlust von Torjäger Chhunly Pagenburg zu kompensieren, indem es unberechenbarer auftritt und die Verantwortung in der Offensive auf mehrere Schultern verteilt. Viele Rädchen liefen beim ersten Saisonsieg schon ineinander. Entwarnung gab es bei Matthias Cuntz, der trotz einer leichten Gehirnerschütterung an einen Einsatz im kommenden Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern II glaubt.
Der Arbeitstag in Pirmasens dauerte für Matthias Cuntz etwas länger – auch wenn der Mittelfeldspieler von Eintracht Trier schon nach 45 Minuten den Platz verlassen musste. Vom 3:0-Sieg beim SVN Zweibrücken bekam „Günther“, wie der Spitzname des Neuzugangs vom Karlsruher SC ist, zumindest in der zweiten Halbzeit nichts mehr mit. „Ich habe in der Kabine gesessen, ehe mich Torge Hollmann nach Trier ins Krankenhaus gefahren hat“, berichtet Cuntz von seiner Tortur, die er nach einem Zusammenprall mit seinem Gegenspieler Athanasios Noutsos erleiden musste.
Mit einem Brummschädel und Schwindelgefühlen überstand er die Computertomographie – und erhielt erste Entwarnung. „Ich habe eine leichte Gehirnerschütterung und eine Prellung des Felsenbeins.“ Glück im Unglück für Cuntz: Das Felsenbein, das das Innenohr umgibt, ist der härteste Knochen des menschlichen Schädels. „Da müssen schon Backsteine drauf fallen, dass es bricht. Die Ärzte haben mir aber auch gesagt, dass die Verletzung kritischer gewesen wäre, wenn ich weiter unten getroffen worden wäre.“ Über die ständigen Provokationen von Noutsos ärgerte sich Cuntz umso mehr. „Als ich den Ellbogen ein zweites Mal abbekommen habe, sagte ich ihm, dass er beim nächsten Schlag aufpassen soll.“
Immerhin: Beim Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern II (Samstag, 14 Uhr) will der 23-Jährige wieder auf dem Platz stehen. „Ich soll jetzt ein, zwei Tage kürzer treten und dann gucken, wie es geht. Aber da müsste schon viel passieren, dass ich nicht spiele. Wahrscheinlich werde ich am Mittwoch schon wieder ins Training einsteigen.“ Auf seinen Partner im defensiven Mittelfeld muss Cuntz dabei sicher verzichten. Steven Kröner sah kurz vor Schluss die Gelb-Rote-Karte, weil er sich nach einem Gerangel seinen Gegenspieler unsanft wegdrückte. „Er stand auf einer für Männer schmerzhaften Stelle und ist einfach nicht runtergegangen“, echauffierte sich der Vize-Kapitän, den Trainer Roland Seitz nun erst einmal ersetzen muss.
„Taktisch war die Mannschaft hervorragend eingestellt“
Der Ausfall der beiden Sechser war beim 3:0-Erfolg in Zweibrücken der einzige Wermutstropfen. Ansonsten überzeugte Eintracht Trier mit einer frühen 29-Minuten-Gala, die den Grundstein zum ersten Saisonsieg legte. „Taktisch war die Mannschaft hervorragend eingestellt“, befand Tribünengast Sascha Purket, der im Sommer als Torwarttrainer zum Drittligisten SV Elversberg gewechselt war.
In der Tat: Trier baute modern mit einer Dreierkette über Kröner auf. Ein System, das schon in der Rückrunde der vergangenen Saison häufig probiert wurde und nun immer harmonischer wirkt.
Kröner ließ sich bei Ballbesitz ins Abwehrzentrum zurückfallen und zog die Fäden im Aufbau, während die Innenverteidiger sich leicht versetzt von ihm als Anspielstationen anboten. Die Außenverteidiger Fabian Zittlau und Fouad Brighache rückten weit bis in die gegnerische Hälfte vor und schufen so immer wieder Überzahlsituationen im Mittelfeld. Ganz vorne hatten die Offensivspieler alle Freiheiten, auf ihren Positionen zu rotieren, den Gegner durch fleißige Laufarbeit zu beschäftigen. So arbeitete alleine Sylvano Comvalius wie besessen, der etatmäßige Mittelstürmer war auf den Flügeln und als Ballverteiler wie vor dem zweiten Treffer zu finden, bei dem er den in die Spitze vorgerückten Alon Abelski mit einem feinen Pass bediente. Die Schule von Ajax Amsterdam, die der Niederländer durchlaufen hat, war ihm anzumerken. „Er hat sich klasse eingebracht“, lobt Fabian Zittlau.
Das Trierer Spiel wirkt so vielseitiger und lebendiger – weniger statisch als in der Phase, in der mit Chhunly Pagenburg ein unbestrittener Torjäger in der Spitze lauerte. „Auf Chhun hat sich vieles konzentriert. Wir wussten ja, dass er vorne eine echte Waffe ist“, sagt Zittlau, der nun alle Spieler in der Verantwortung sieht, in der Offensive Gefahr auszustrahlen. „Ich weiß nicht, ob wir in diesem Jahr jemanden dabei haben, der 20 Tore schießt. So müssen wir die Treffer auf alle Mannschaftsteile verteilen.“
In Zweibrücken wurde das Vorhaben umgesetzt durch Spieler, die bislang keine Bewerbungsschreiben für die Torjägerkanone abgaben. Linksverteidiger Zittlau traf nach einer Ecke zum 0:1 („Bei Standardsituationen sind wir nun gefährlicher, weil wir viele lange Spieler in der Mannschaft haben“), Spielmacher Abelski zum 0:2 (Trainer Seitz: „Ansonsten hat Alon nach drei Spielen drei Gelbe Karten und kein Tor – jetzt hat er nach zwei Spielen keine Gelbe Karte und schon zwei Tore“) und Innenverteidiger Buchner zum 0:3. „Wir haben mehrere Optionen“, befand Zittlau zufrieden. Nun müssen die Trierer diesen Weg auch beharrlich weitergehen.
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+++Eintracht in Kürze+++
Ernst Wilhelmi zu Andrew Sinkala: „Kein Druck“ – Nach wie vor auf dem Wunschzettel steht bei Eintracht Trier eine Verpflichtung von Ex-Bundesligaprofi Andrew Sinkala (34), der die Innenverteidigung und das defensive Mittelfeld verstärken könnte. Das Problem: Der Sambier hat bis 2014 noch ein laufendes Arbeitspapier bei West-Regionalligist Viktoria Köln, der ihn aber ausgemustert hat. „Ich sehe keine Notwendigkeit, von unserer Seite Druck in die Angelegenheit zu bringen. Erst muss der Vertrag in Köln aufgelöst sein.“
Gewinnspiel: Für das nächste Heimspiel von Eintracht Trier, am 17. August 2013, 14 Uhr, im Moselstadion, gibt es bei 5vier.de wieder Karten der unterschiedlichsten Kategorien zu gewinnen (darunter auch VIP-Tickets!). Hier geht es zum Gewinnspiel.
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