Von Stephen Weber
Er kam im Winter als Leihgeschäft von Arminia Bielefeld und erspielte sich nach wenigen Wochen einen Stammplatz auf dem Flügel: Erdogan Yesilyurt (19) – der wendige Techniker sprach mit 5vier.de über seine Eingewöhnungszeit in Trier, Extra-Schichten nach dem Training und über die Ziele in dieser Saison.
Viele Augen richteten sich zu Rückrundenbeginn ausschließlich auf Fan-Stürmer Marco Quotschalla (24), dessen Verpflichtung die SVE-Anhängerschaft über eine deutschlandweit einzigartige Spendenaktion mitfinanziert hatte. Der blonde Offensivspieler konnte diese Vorschusslorbeeren bislang durch gute Leistungen zurückzahlen und gilt durch sein enormes Laufpensum und seine Tore als einer der besten Moselstädter im Jahr 2013. Neben ihm hat sich allerdings auch ein weiterer Neuzugang – von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet – im Mannschaftsgefüge der Trierer etabliert: Der erst 19-jährige Erdogan Yesilyurt kam von der Alm in die älteste Stadt Deutschlands und gilt durch seine spielerisch guten Ansätze auf der linke Flanke ebenso als positive Entdeckung wie sein fan-finanzierter Teamkollege.
Sechs Mal stand Yesilyurt seit seinem Wechsel in der Anfangsformation der Trierer und ließ bei dieser Gelegenheit mehr als einmal aufblitzen, was in seinen jungen Beinen für ein Talent steckt. Durch eine enge Ballführung und seine schwungvolle Spielweise verlud er schon so machen Gegenspieler – nur ein Tor oder eine Vorlage wollten ihm dabei noch nicht gelingen. „Ja, diese Statistik ärgert mich, weil ein Offensivspieler an solchen Sachen gemessen wird. Aber ich merke, wie gut mir das Training und die Einsatzzeiten bekommen und wie ich mich dadurch langsam einem Erfolgserlebnis annähere“, gibt er ganz selbstkritisch zu. Um diesen kleinen Makel zu beheben, schuftet Yesilyurt zurzeit in Extra-Schichten nach dem Training: „Ich bin gegenwärtig bei 90% und versuche, durch zusätzliches Programm auf mein Topniveau zu kommen.“
„Was wäre wenn?“
Für gute Leistungen benötigt man bekanntermaßen ein gutes Umfeld. Seine Teamkollegen machten ihm die Akklimatisation in der neuen Stadt einfach, was der gebürtige Euskirchener lobend betont: „Ich wurde direkt sehr gut aufgenommen und es gab trotz der großen Konkurrenzsituation im Mittelfeld keinerlei Anpassungsschwierigkeiten. Vor allem mit Burak Sözen verstehe ich mich sehr gut. Die Mannschaft unternimmt abends oft gemeinsame Sachen wie Fußball schauen und Essen gehen. Generell finde ich Trier sehr schön.“
Dass er sich nach wenigen Spielen einen Stammplatz im Eintracht-Kader erkämpfte, überrascht den selbstbewussten Außenbahnspieler indes weniger: „Ich kam aus der dritten Liga zu Trier und jeder Fußballer möchte spielen, dafür wirft man alles in die Waagschale. Natürlich freut es mich, dass ich dann wirklich so schnell den Sprung in die Anfangsformation geschafft habe, aber deshalb bin ich schließlich auch hierher gekommen.“
Diesen Ehrgeiz merkt man seinem Spiel an: Nach zunächst zwei eher durchwachsenen Auftritten gegen den FSV Frankfurt und den SC Freiburg II traut sich der Deutsche mit türkischen Wurzeln immer mehr zu und macht die Suspendierung von Steven Lewerenz bisweilen vergessen. So könnte er sich ebenfalls ein Engagement über die Saison hinaus vorstellen: „Im Fußball ist alles möglich. Selbstverständlich muss man auch schauen, was Arminia Bielefeld macht. Ob sie in die zweite Liga zurückkehren oder nicht.“
Genauso erfrischend unbekümmert wie er auf dem Platz auftritt, antwortet Yesilyurt auch auf die Frage, was für den SVE in der Saison noch möglich sei: „Der Trainer sagt uns zwar immer, dass es wichtig ist, nur von Spiel zu Spiel zu denken. Aber ganz ehrlich: Als Fußballer träumt man natürlich auch oft von ‚was wäre wenn?‘. Deshalb werden wir in den letzten Spielen alles geben, damit solche Gedanken wahr werden.“
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