Von Florian Schlecht
Ein Artikel in der „11 Freunde“, ein Bericht im „kicker“ und eine geknackte 10.000-Euro-Marke. Die Fanaktion, einen Neuzugang finanzieren zu wollen, läuft weiter an. Ideengeber Sebastian Lübeck ist begeistert.
Seit zwei Jahren lebt Sebastian Lübeck in Hamburg und fühlt sich wohl im hohen Norden. Der Trierer vermisst jedoch den Sport aus der Heimat, auch wenn er in der Hafenstadt zuletzt mal bei Regionalligist Victoria Hamburg und bei der Eishockey-Mannschaft der Hamburg Freezers war. Das letzte Spiel, das er von Eintracht Trier gesehen hat, liegt hingegen schon 13 Monate zurück. Es war der 3:2-Sieg in Lotte – und ein kurzer Weg über die A1. „Das war für mich eine nahe Anfahrt“, lacht der 29-Jährige, der sich über die Regionalliga Südwest ansonsten regelmäßig in den Highlight-Videos informiert. Wenn es darum geht, Einfluss zu nehmen, sind aber die 610 Kilometer keine Hürde für ihn. Lübeck hat im Trierer Fanforum den Einfall gehabt, dass Anhänger angesichts der klammen Kassen des Vereins für einen Neuzugang im Winter spenden sollen.
Was ein erster Vorschlag war, nahm ungeahnte Ausmaße an. Ein Bericht in der „11 Freunde“, ein Artikel im „kicker“ – und seit dem Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern ist das Konto für einen Offensivspieler bereits mit über 10.000 Euro gefüllt. „Das ist nach drei Wochen schon unglaublich“, ist der Ideengeber verblüfft über die Kreise, die die Aktion gezogen hat. Der Gedanke, dass die Fans sich einbringen können, tauchte bei Lübeck bei einem Blick auf andere Vereine auf. „Einige meiner Freunde sind regelmäßig bei Union Berlin dabei. Da gehe ich auch öfters Spiele gucken.“ Die Anhänger der Eisernen sorgten vor Jahren für überregionale Schlagzeilen als sie ehrenamtlich beim Umbau des Stadions mit anpackten – und so einen Millionenbetrag an Arbeitsstunden einsparten. „Ich interessiere mich auch für Basketball – und dort gab es bei einigen Klubs schon Fanaktien, die gekauft wurden.“
„Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen“
Wie der Gedanke vom Supporters Club Trier (SCT) an der Mosel umgesetzt wurde, gefällt dem Fan im hohen Norden. Alleine gegen Kaiserslautern wurden 1500 Euro gesammelt. Anhänger gingen mit Spendendosen durch das Stadion. Dazu gab es Gönner, die zehn Cent für den Verkauf pro Bier, Currywurst, Bratwurst und Pommes auf das Konto einzahlten. Weitere Aktionen sind geplant. So sollen über Ebay zwei VIP-Karten für ein Eintracht-Heimspiel versteigert werden. In dem Paket soll hinterher auch ein Tischgespräch mit den Spielern Fouad Brighache und Torge Hollmann stecken. In der kommenden Woche wird dann noch ein von der Mannschaft unterschriebenes Trikot über die Auktionsplattform angeboten. „Ich hoffe, dass genügend Geld zusammen kommt, damit ein paar Sponsoren noch was drauflegen“, meint Lübeck. „Ein Aufstieg wäre ja für alle Seiten ein Best-Case-Szenario, weil in der 3. Liga die Fernsehpräsenz größer ist.“ SCT-Sprecher Daniel Emanuel ist zuversichtlich, die anvisierte Summe zu erreichen. „Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen.“
Ob der neue Spieler dann Ferdinando Rega (22) ist, der gegen Kaiserslautern zum Einsatz kam, ist fraglich. Der vielseitig einsetzbare Italiener aus Pompei, der erst am Freitag am Flughafen ankam, soll nach Angaben von Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi noch einige Tage getestet werden. Das Anforderungsprofil an einen potenziellen Neuzugang ist klar umschrieben. „Es muss jemand sein, der uns sofort weiterhilft.“ Kandidaten, die lange vereinslos oder verletzt waren, schließt Wilhelmi so aus. Das verstehen auch die Fans. „Ein neuer Spieler muss schon passen“, findet Lübeck, der aus der Ferne die Daumen im Aufstiegskampf drückt. „Es wird nicht leicht. Der Kader ist dünn, da darf nicht viel passieren. Aber die 3. Liga wäre optimal“, sagt er und lächelt. „Auch für mich.“ Denn Osnabrück, Bielefeld oder Rostock sind aus Hamburg keine halbe Weltreise. „Dann könnte ich wieder einige Spiele mehr von der Eintracht sehen.“
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