Nach dem 1:0-Sieg gegen Leverkusen II und der Weihnachtsfeier am vergangenen Samstag richtet sich der Blick von Eintracht Trier auf das Spitzenspiel in Lotte. Die Spieler stehen zu ihrem Zeichen der mannschaftlichen Geschlossenheit mit dem Rückzug in die Kabine – und wollen am Autobahnkreuz nicht Worte, sondern Taten sprechen lassen.
Die Stimmung auf der Weihnachtsfeier war gut nach dem 1:0-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen II. Am Samstag würdigten die Regionalliga-Fußballer von Eintracht Trier mit Vorstand und Sponsoren schon frühzeitig die baldige Ankunft des Weihnachtsmannes. Beschenken will sich die Mannschaft aber schon vorher in Eigenregie und vor Heiligabend. Die Konzentration ist auf das Spitzenspiel bei den Sportfreunden Lotte gerichtet, wo die Eintracht ihren Rückstand auf die Tabellenspitze unbedingt auf drei Zähler verkürzen möchte. „Wir haben mit allen Mann feucht-fröhlich gefeiert, das war eine runde Sache. Nun gelten unsere Gedanken nur noch den 90 Minuten in Lotte“, erzählte Thomas Drescher.
Die Kabinenflucht nach dem Erfolg gegen Leverkusen wollte der 33-Jährige nicht mehr hochkochen. „Da sollte man nicht mehr draus machen, als es war.“ Die vergeblich wartenden Fans in der Kurve verlangten noch vor dem Kabinengebäude Erklärungen – und erhielten Trost. „Das tat uns ihnen gegenüber leid. Aber wir haben uns einen gewissen Druck auferlegt vor dem Spiel und wollten mit der Aktion ein Zeichen für die mannschaftliche Geschlossenheit setzen.“ Das unterstrich auch noch einmal Kapitän Torge Hollmann. „Die Fans und das Präsidium sollten sich nicht angegriffen fühlen. Wir gehen alle in eine Richtung.“ Die Richtung heißt am Samstag Autobahn A1, Abfahrt Lotte, Halteziel ConnectM-Arena. „Wir fahren dorthin, um zu gewinnen“, betont Hollmann. Auch vor der gemeinsamen Mission wollen die Trierer lieber Taten als Worte sprechen lassen. „Da gibt es nicht viel zu sagen, weil jeder weiß, was dort passiert. Wir haben 22 Leute im Kader, die alles geben werden.“ Drescher unterstreicht die Aussage: „Jeder Spieler, der für Eintracht Trier unter Vertrag steht, brennt auf dieses Spiel. Da wäre jedes Wort, das geredet wird, eins zuviel.“
„Wir müssen uns in Lotte nicht verstecken“
Noch einen Tick mehr als alle anderen fiebert vielleicht André Poggenborg auf das Gipfeltreffen hin. Der Torhüter stand von 2007 bis 2010 in Lotte unter Vertrag. Nach wie vor hat der 28-Jährige einen guten Draht an die alte Wirkungsstätte. Auch wenn er seinen besten Kumpels im Norden zuletzt eher moralischen Beistand leisten musste, wie er bedauert. „Die Jungs, zu denen ich noch am meisten Kontakt habe, sind leider verletzt.“ Bastian Görrissen kennt er seit zehn Jahren aus gemeinsamen Zeiten bei der Westfalenauswahl, doch der Schlussmann laboriert an einer schweren Schulterverletzung, die ihn beim 3:2-Sieg gegen Kaiserslautern II aus der Bahn warf. Noch schlimmer erwischte es Torjäger Marcus Fischer, der im Pokal in Bielefeld einen Kreuzbandriss erlitt. Mit ihm spielte Poggenborg bei Preußen Münster zusammen. „Es ist bitter, was den beiden passiert ist. Da war es auch für mich nicht leicht, ihnen gegenüber die richtigen Worte zu finden, weil wir hier echt nicht von kleinen Verletzungen sprechen.“
An die Zeit am Autobahnkreuz erinnert sich Poggenborg gerne, auch wenn das Umfeld rund um die 13.900-Einwohner-Gemeinde nie in Scharen ins Stadion strömte. „Lotte leistet halt erst seit drei, vier Jahren gute Arbeit und befindet sich in einem riesigen Ballungsgebiet. Bis zum VfL Osnabrück sind es nur zehn Kilometer, bis zu Preußen Münster nur 40 Kilometer, das sind einfach zwei große Traditionsvereine. Und wer Bundesliga in Dortmund oder Bremen schauen möchte, hat es auch nicht so weit.“ Dennoch spricht Poggenborg von „schönen Jahren“ in Lotte und warnt vor dem Erfolgsrezept des kleinen Vereins. „Das ist ein familiärer Verein, der bei seinen Transfers auch ein glückliches Händchen hatte.“
Zu viel über Lotte will der Torhüter aber nicht sprechen. Womit er im Trend liegt, dem auch Hollmann und Drescher vertrauen. „Wir müssen uns sicher nicht verstecken, brauchen aber auch nicht große Parolen vor dem Spiel raushauen. Gelabert wurde genug“, findet Poggenborg. „Jetzt müssen wir uns auf dem Platz beweisen.“
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