Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Eine Stunde lang stellte Eintracht Trier seine Anhänger am heutigen Samstagnachmittag auf eine harte Geduldsprobe – doch mit dem erlösenden Treffer durch Winter-Neuzugang Fahrudin Kuduzovic in der 58. Minute wurden die Weichen endgültig auf einen letztlich ungefährdeten 2:0-Heimerfolg gegen völlig harmlose Arminen aus Bielefeld gestellt, die speziell durch ihre schwache Offensivleistung im Moselstadion deutlich machten, warum sie auf dem letzten Tabellenplatz der Regionalliga West rangieren. Spielerisch überzeugen konnte die Eintracht dabei jedoch nur phasenweise – was auch ihr Cheftrainer Roland Seitz so einschätzte: „Es war ein Arbeitssieg, darüber sollten wir uns alle klar sein.“
„Never change a winning team“, heißt eine alte englische Fussballweisheit. Oft genug wurde sie erfolgreich angewandt – und dennoch rückte nach abgesessener Rot-Sperre Kapitän Josef Cinar für Jeremy Opoku-Karikari nach dem Erfolg gegen den Wuppertaler SV unter der Woche zurück in die Vierer-Abwehrkette. Den nach wie vor verletzten Thomas Drescher, der am Montag wieder ins Training der ersten Mannschaft einsteigen wird, ersetzte Fabian Zittlau am heutigen Tage ohne Fehl und Tadel und nutzte seine Chance, sich über neunzig Minuten vor heimischem Publikum zu präsentieren. Seitz ließ zudem mit Kulabas und Kuduzovic eben jene beiden Akteure auflaufen, die die Begegnung am vergangenen Dienstag im Stadion am Zoo quasi im Alleingang entschieden. Dabei sah sich der Neuzugang aus Irland nicht nur als Offensivgestalter, sondern half bei den wenigen Angriffsbemühungen der Ostwestfalen auch immer wieder an der Seite von Stefan Kohler im defensiven Mittelfeld aus. Eben jener Position, auf der in den letzten Spielen Max Bachl-Staudinger das Vertrauen des Trainers genoss, heute aber noch nicht einmal im Kader stand. „Wer nicht konzentriert arbeitet und mitzieht, der wird in den kommenden Wochen zu spüren bekommen, warum wir uns in der Winterpause in der Breite verstärkt haben. Dann kann man schon einmal flott auf der Tribüne landen“, fand Seitz deutliche Worte an Bachl-Staudinger als auch an den zuletzt schwächelnden Piero Saccone.
Die Erleichterung ob des Erfolges unter der Woche, er war der Eintracht von Beginn an anzumerken. Sie begann druckvoll, ging in die Zweikämpfe und versuchte vor allem über die rechte Seite, die Bielefelder Viererkette zu überwinden. Besonders Cataldo Cozza war in dieser Anfangsphase immer wieder gefährlich bis zur Grundlinie durchgebrochen, doch seine Flanken fanden nur selten einen Abnehmer. Und so kam es, wie so oft – die erste wirklich gr0ße Chance folgte im Anschluss an einen Eckball, als Kuduzovic mit einem platzierten Flachpass den sträflich freistehenden Stefan Kohler bediente. Sein Schuss fand jedoch in Ortega Moreno im Kasten des Schlusslichts seinen Meister (9.).
Doch die klaren Strukturen im Spielaufbau der Moselaner, sie gingen von Minute zu Minute immer mehr verloren. Alban Meha erwischte nicht seinen besten Tag, verlor immer wieder unnötig Bälle im Aufbauspiel, Josef Cinar sorgte in der Innenverteidigung immer wieder für leichtes Luftanhalten auf den Tribünen – und dem Gast aus Bielefeld wurden durch unnötige Aktionen Standardsituationen rund um den Trierer Strafraum ermöglicht, welche sie allerdings aufgrund ihrer mangelnden Cleverness vor dem Kasten nicht in Zählbares ummünzen konnten. Es dauerte über zwanzig Minuten, ehe – abermals nach einem Eckball, diesmal getreten von Cozza – der diesmal mit aufgerückte Josef Cinar seinen Kopfball an den Innenpfosten setzte, von wo er in die Arme des Gästekeepers sprang (33.). Der nächste Standard – Alban Meha übt sich in seiner Lieblingsdisziplin und fordert mit einem Flatterschuss Ortega Moreno zu einer Glanztat, die jedoch auf den Kopf von Kulabas fällt. Der Torschrei, er ist den 1.840 Zuschauern schon auf den Lippen – verstummt jedoch abrupt, als der Schlussmann mit einem Wahnsinnsreflex den in die lange Ecke springenden Ball noch vor der Linie erreicht (40.). Aus den Schilderungen wird deutlich: Die Eintracht, sie war nur gefährlich über Standardsituationen. Die Kreativität nach vorne, die in den ersten Minuten noch aufblitzte, war nicht mehr vorhanden – was zum Halbzeitgang auch mit vereinzelten Pfiffen der Zuschauer quittiert wurde.
Im zweiten Durchgang zunächst keine Veränderungen – weder taktisch, noch, was das Spielgeschehen anging. Die Blau-Schwarzen mit der Porta auf der Brust zwar optisch überlegen, aber die Arminia stand zu tief, um sich eventuell bietende freie Räume zu nutzen. Bis zur 58. Minute. Bis zu dieser einen Situation, die man in solchen Spielen benötigt, die zwischen einem Dreier und einem Remis den Unterschied ausmachen. Thomas Kraus, der auf der rechten Seite deutlich besser aufgehoben scheint als in der Sturmspitze, kann einen sich fast schon zu weit vorgelegten Ball gerade noch vor der Grundlinie erreichen und passt blind in den Strafraum, wo sich die Bielefelder Verteidigung um Kapitän Julian Stöckner verdutzt anschaut und mit ansehen muss, wie Fahrudin Kuduzovic mit einem herrlichen Schlenzer in die linke Ecke ihrem Schlussmann keine Chance lässt – das 1:0, die Erlösung für Mannschaft, Trainer und Fans – der viel zitierte „Flaschenöffner“ für diese Partie.
Die Eintracht in der Folge dominant, mit mehr Biss in den Zweikämpfen und einigen Ballgewinnen früh in der eigenen Hälfte – jedoch nach wie vor mit fehlender Präzision vor dem Strafraum der Gäste. Dennoch, der Wille, dieses Spiel für sich zu entscheiden, er war der Mannschaft von Trainer Roland Seitz nun endgültig nicht mehr abzusprechen. Um ein Haar hätte sich Meha wieder einmal in die Torschützenliste eintragen können, als ein von ihm getretener Freistoss durch Freund und Feind hindurchsegelte (65.) – doch nur sieben Minuten später sollte er einen nicht unerheblichen Anteil an der Entscheidung haben. Seinen butterweichen Pass auf Lukas Mössner konnte dieser mit einem herrlichen Lupfer über Ortega Moreno hinweg zwar verwerten, doch Benjamin Kolodzig kratzte den Ball noch heldenhaft von der Linie – Eckball. Meha legt sich den Ball zurecht, zirkelt den Ball wiederum millimetergenau auf Lukas Mössner, der sich jedoch für die schwierigste aller möglichen Varianten entscheidet und zum Kopfball Hüfthöhe ansetzt. Der Ball zeichnet eine ungewöhnliche Kurve und schlägt neben dem am langen Pfosten verdutzt dreinblickenden Ensar Baykar ein – er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Gästetrainer Armin Perrey war über diese spezielle Szene nach dem Schlusspfiff äußerst angefressen: „Da kann man auf der Linie auch anders reagieren, als dem Ball einfach nur nachzuschauen!“ Sei es, wie es sei – das Netz zappelte, das Spiel war entschieden (72.) – das 2:0, gleichbedeutend mit dem Endstand. „Das war ein Geduldsspiel, aber wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass wir noch unsere Chancen bekommen“, äußerte sich Thomas Kraus im Gespräch mit 5vier.de – „zum Glück konnte ich dann diesen Ball noch erreichen und ihn irgendwie nach innen bringen. Das war das Tor, was wir uns so gewünscht haben, danach ging alles viel leichter.“
„Ich bin sehr enttäuscht von der Begegnung“, gestand der zerknautschte und wortkarge Bielefelder Trainer nach der Begegnung ein. „Das Spiel haben wir uns ganz anders vorgestellt – die angestrebte Durchschlagskraft haben wir auf ganzer Strecke vermissen lassen.“ Nach dem zweiten Sieg in Folge rückt die Eintracht durch die Punktverluste der Tabellennachbarn (Preußen Münster 1:1 in Dortmund, Lotte spielte ebenfalls Remis gegen den 1. FC Kaiserslautern II) wieder etwas näher in die Spitzengruppe herein. Auf die Frage, ob wieder etwas wie Euphorie aufkeimen würde im Umfeld, hat Roland Seitz die passende Antwort. „Heute waren 1.800 Zuschauer im Stadion. Wenn wir 3.000 gehabt hätten, würde ich zustimmen. Diese 1.800, die heute da waren, waren auch beim ersten Heimspiel gegen Wuppertal im Stadion, als noch gar nicht klar war, wohin der Weg gehen würde. Daher halte ich es eher für angebracht, den Zuschauern zu danken, die uns immer hier unterstützen – egal unter welchen Umständen.“ Sprachs, und erntete tosenden Beifall – es scheint fast so, als ob sich die Eintracht in ihrer momentanen Rolle, drei Punkte hinter dem Spitzenreiter, richtig gut gefällt.
STATISTIK
Eintracht Trier: André Poggenborg – Fabian Zittlau, Torge Hollmann, Josef Cinar, Cataldo Cozza – Stefan Kohler, Alban Meha, Fahrudin Kuduzovic, Thomas Kraus (ab 81. Jeremy Opoku-Karikari) – Ahmet Kulabas (ab 77. Olivier Mvond0), Lukas Mössner (ab 83. Tim Eckstein).
Arminia Bielefeld II: S. Ortega-Morena – Daniel Barton, Assimou Touré, Julian Stöckner (ab 76. Florian Rüter), Benjamin Kolodzig – Patrick Ellguth, Dominik Schwertel, Ensar Baykar (ab 76. Chris Kasela Mbona), O. Hernandez Maeya (ab 59. Marvin Studtrucker) – Gianluca Marzullo, Kevin Kerr.
Tore: 1:0 Fahrudin Kuduzovic (58.), 2:0 Lukas Mössner (72.).
Zuschauer: 1.840
Schiedsrichter: Ingo Müller (Ansbach)
Gelbe Karten: Alban Meha – Dominik Schwertel, Gianluca Marzullo.
Weitere Bilder
VIDEO-Stimmen (Roland Seitz, Ernst Wilhelmi und Lukas Mössner)
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Dabeigewesen meint
Verdient gewonnen!! Eines würde ich gerne mal sehen: den Olli von Anfang an!! Der sorgt für großen Wirbel!! Ich glaube es fängt an, daß sich Olli Fanclubs bilden!! Wenn der öfter spielen würde, dann würde der seine Schwachstellen eher in den Griff bekommen, als wenn er auf der Bank sitzt. Gestern waren für mich die „Besten“:Cozza, Faz uns Zittlau.
Trainer meint
Gewonnen und das verdient. Die Mannschaft hat super gekämpft. Alle haben die richtige Einstellung. Sehr gut ist es auch das mit allen Spielern die bleiben verhandelt wird. So hat der SVE auch in der nächsten Spielzeit eine sehr gute Mannschaft!!!
Weiter so!