Sie sind vom Alter nur ein Jahr voneinander entfernt, spielten in Jena zusammen und lebten in London in einer Gastfamilie. Am Freitag treten die Brüder Denny und Nico Herzig gegeneinander an, wenn Eintracht Trier im Testspiel in Rüsselsheim auf den SV Wehen trifft (16 Uhr).
Denny Herzig denkt gerne an die gemeinsamen Jahre mit seinem Bruder Nico auf dem Fußballplatz zurück. „Wir sind echte Freunde, unternehmen viel miteinander und besuchen uns regelmäßig“, sagt er. Die Geschwister haben eine Menge erlebt, Tore bejubelt, sich über Gegentreffer geärgert, immer als eine eingeschworene Gemeinschaft. So wie die Klitschko-Brüder, die eigentlich nie in einen Ring steigen würden. „Wir haben noch nie gegeneinander gespielt.“ Doch in einem Mannschaftssport wie Fußball ist das nicht so leicht durchzuhalten wie im Boxen.
So sind die Herzig-Brüder am Freitag erstmals für 90 Minuten Rivalen, wenn sie in Rüsselsheim in einem Testspiel aufeinander treffen, Denny in den Farben von Eintracht Trier, Nico für den Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden. Der Charakter des Freundschaftsspiels kommt den Brüdern da gerade recht. „Ich freue mich schon, ihn wiederzusehen, vielleicht verbringen wir auch noch das Wochenende miteinander“, strahlt Denny.
Internat in Jena, Gastfamilie in London, 2. Liga in Burghausen
Lange Zeit schienen die Brüder mit dem Blondschopf auch durch die unterschiedlichen Planungen von Vereinen nicht zu trennen zu sein. Die Herzigs zogen immer im Doppelpack weiter. Beide wurden in Pößneck geboren, Nico 1983, Denny ein Jahr später. Später zogen ihre Eltern nach Bayreuth, sportlich blieb die Heimat der Geschwister aber weiter Thüringen. „Wir haben zusammen das Sportinternat von Carl Zeiss Jena besucht.“ Als Jugendliche wurden beide mit einer Offerte aus England vom FC Wimbledon gelockt, die sie im Gespann annahmen. Es war eine Phase, in der beide gemeinsam unabhängiger wurden, ein anderes Leben kennenlernten, einen mutigen Schritt in eine neue Welt gingen. „Wir haben in einer Gastfamilie gelebt, bei einer Frau aus Ghana und ihrem Sohn“, erzählt Denny Herzig und lacht. „Es war eine schöne Zeit. Der Junge zeigte uns in der Stadt einige Möglichkeiten, um auch mal vom Fußball wegzukommen.“
Auch bei der Rückkehr nach Deutschland waren die Herzigs zunächst unzertrennlich. Bei Wacker Burghausen schnupperten sie von 2002 bis 2004 die Luft in der 2. Bundesliga. Erst danach trennten sich die Wege. Während es Nico Herzig über Aachen und Bielefeld nach Wehen führte, kam Denny über die Stationen Elversberg, Essen und Dresden an die Mosel. Dort hat er sich wie sein Bruder in der hessischen Landeshauptstadt in der Innenverteidigung zu einem Fels in der Brandung hervorgetan, der beim 0:0 in Koblenz mit einem starken Stellungsspiel überzeugte.
Hohes Tempo im Test gegen Wehen
Der Test gegen Wehen ist für den 27-Jährigen so nicht nur spannend, weil er seinen Bruder wiedersieht. Denny Herzig will die Länderspielpause weiter nutzen, um mit der Mannschaft Fortschritte zu machen. „Wehen ist eine Truppe mit hohen Ambitionen, es geht deutlich schneller zu“, freut er sich auf einen anspruchsvollen Test.
Auch Roland Seitz ordnet den 90 Minuten einen hohen Stellenwert zu. Der Eintracht-Trier erhofft sich einen doppelten Lernfortschritt. „Für uns ist das die Möglichkeit, aus einer geordneten Defensive heraus zu spielen“, sagt er einerseits. Dazu soll sich die Mannschaft an das höhere Tempo gewöhnen. „Der Pokal ist ja nicht mehr weit entfernt“, meint Seitz und denkt an das Duell mit dem Hamburger SV. Denny Herzig wird dort nicht auf seinen Bruder treffen, sondern eher auf Mladen Petric. Doch Nico wird ihm dann ganz sicher fest die Daumen drücken – so wie das auch die Klitschkos in ihren Kämpfen machen.
+++++Eintracht in Kürze+++++
Einstand von „Goofy“ – Neuzugang Marc Gouiffe à Goufan soll gegen Wehen seinen Einstand im Eintracht-Trikot geben. Nach zwei Tagen im Training will der 27-Jährige möglichst schnell Spielpraxis sammeln. Gut eingelebt hat sich „Goofy“ bereits an der Mosel. „Es ist ein gutes Gefühl, mit der Mannschaft zu trainieren, ich bin nicht nervös, sondern will sofort helfen. Die Jungs haben mich gut aufgenommen.“ Ein Einstandsgeschenk des defensiven Mittelfeldspielers wird bald folgen. „Ob das ein Frühstück oder Kuchen sein wird, muss ich noch mit dem Mannschaftsrat absprechen“, lächelt er.
Rotation ohne ein Trio – Trainer Roland Seitz will den Test nutzen, um zu rotieren. „Wir werden viel durchwechseln“, kündigt er allen Spielern eine Chance an. Drei Spieler fehlen aber. André Poggenborg (Muskelverhärtung in der Wade), Thomas Drescher (Achillessehnenentzündung) und Cataldo Cozza (Bänderriss im Sprunggelenk) werden weiter geschont.
Der Gegner im Porträt – Der SV Wehen-Wiesbaden ist in der 3. Liga mit hohen Erwartungen gestartet, hat bislang aber enttäuscht. Als Topfavorit auf den Aufstieg galten die Hessen in einer Trainer-Umfrage, mit 16 Punkten nach zehn Spielen muss die Mannschaft aber noch einige Gänge höher schalten. Trainer Gino Lettieri, der gebetsmühlenartig vor der Erwartungshaltung warnte, griff nun hart durch. Mit Zlatko Janjic wurde der Top-Torjäger suspendiert. “Wenn einer der Meinung ist, dies sei seine persönliche Bühne, dann ist er hier falsch. Wir können nur als Team erfolgreich sein”, sagte Lettieri der Vereins-Homepage. Die Maßnahme trug beim 3:0-Sieg gegen Preußen Münster gleich Früchte.
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