15 Monate lang kämpfte Tolgay Asma nach Verletzungen um seine Rückkehr – und wurde immer zurückgeworfen. 2012 hofft der Techniker mit Berliner Wurzeln auf einen Neuanfang.
„Ich bin wieder hier, in meinem Revier“, sang der Kultrocker Marius Müller-Westernhagen in einem seiner größten Hits. Es ist ein Lied, das irgendwie auch zu Tolgay Asma passt. Doch um die Rückkehr in sein geliebtes Revier, den Fußballplatz, musste der 25-Jährige in den letzten 15 Monaten hart kämpfen. Oft wurde er zurückgeworfen. Es war eine zermürbende Achterbahnfahrt der Gefühle, die der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Trier wegen Verletzungen erlebte.
Als er im Sommer 2010 von der SpVgg Weiden an die Mosel wechselte, gelang ihm schnell der Sprung in die Mannschaft. Er lenkte das Spiel, war kreativ, ein Lichtblick. Doch nach wenigen Spielen riss ihm im Training das Kreuzband. Acht Monate dauerte es bis zu seiner Rückkehr, ehe der Rücken schmerzte. Als er sich über die Oberliga-Reserve endlich anbieten wollte, flog er in Mechtersheim vom Platz und wurde für drei Wochen gesperrt. „Dabei habe ich nichts gemacht“, sagt er noch heute zerknirscht. Gegen Essen mit einem traumhaften Pass auf Thomas Kraus und bei Bochum II mit einem rausgeholten Elfmeter schnupperte er wieder Regionalliga-Luft und war auf dem Weg zurück. Aber dann brach ihm der kleine Zeh. „Im Training sind mir dreimal Spieler unglücklich drauf getreten. Das war schon unglaubliches Pech.“
„Ich bin der gleiche Typ, der ich vorher war“
Es waren keine böswilligen Aktionen wie von Jermaine Jones im DFB-Pokal gegen Marco Reus, aber für Asma war 2011 so sportlich gelaufen. „Ein Scheißjahr“, sagt er ehrlich. Menschlich, betont er, habe er sich trotz der Rückschläge nicht verändert. Hadern gehört nicht zu dem Naturell des bodenständigen Technikers. „Ich bin der gleiche Typ, der ich vorher war. Natürlich ärgert es mich, wie es gelaufen ist. Ich kämpfe mich ran, habe immer Schmerzen, werde wieder rausgeworfen durch Verletzungen. Aber das gehört zum Fußballgeschäft dazu.“
So hat sich der begabte Spielmacher bescheidene Ziele gesetzt in diesen Tagen, wo er wieder auf dem Trainingsplatz aufblüht. Asma deutet an, eine echte Verstärkung im Aufstiegsrennen werden zu können. Weite Bälle über 40, 50 Meter landen maßgeschneidert bei den Mitspielern, doch auch das fußballerische Handwerk scheut er nicht. Gerne packt Asma mal die Grätsche aus. „Ich spiele gerne härter“, grinst er. Seinen sportlichen Horizont setzt er sich aber zurückhaltend nach den letzten Rückschlägen. „Ich will einfach mal drei, vier Wochen ohne Probleme die Vorbereitung durchziehen“, hofft er. Es wäre ein wichtiger Schritt für ihn.
Dann will er sich mit Leistung für einen neuen Vertrag anbieten. „Ich will nun endlich zeigen, was ich kann.“ Für seinen Platz in der Mannschaft will er kämpfen. Dabei bleibt er bescheiden. „Es wird nicht leicht, da reinzukommen. Die Jungs haben ihre Sache in der Hinrunde gut erledigt. Ich muss schon doppelt soviel machen, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.“
Training mit van der Vaart und van Buyten
Doch Asma hat in der langen Verletzungspause nie aufgegeben und immer an seine Rückkehr in „sein“ Revier geglaubt. Geholfen hat ihm dabei seine Familie. Nach dem Kreuzbandriss zog er mit Ehefrau Nadine und Töchterchen Aliyah nach Berlin, um Kraft bei den Eltern zu tanken. „Das Pendeln war anstrengend, aber ich wollte zu Hause sein“, betont Asma. Dort fand er als kleiner Junge die Begeisterung für den Fußball, dort kickte er in der Winterpause wie zu Jugendzeiten mit alten Kumpels. Vater Ekrem war bei Türkiyemspor Berlin verwurzelt, er war Trainer dort und arbeitete mit Jugendmannschaften. „Er hat mich immer mitgenommen, wenn Heimspiele in der Oberliga waren“, schwärmt Asma. „Ich war vier, fünf Jahre alt, es waren oft 6.000 Zuschauer da, eine tolle Atmosphäre.“
In der Hauptstadt spielte Asma für den türkischen Verein, aber auch für Hertha BSC, Tennis Borussia und Tasmania. Er lernte viele heutige Stars aus den Panini-Alben kennen, die Boateng-Brüder, Änis Ben-Hatira, Patrick Ebert. Mit Ashkan Dejagah, der nun beim VfL Wolfsburg spielte, stand der Junge aus Reinickendorf in einer Mannschaft. „In Berlin gibt es viele gute Fußballer – leider sind viele davon auch ohne Job“, bedauert Asma. Ihn zog es mit 17 Jahren zum Hamburger SV, wo er unter Thomas Doll sogar regelmäßig im Profikader mittrainieren durfte. „Das war eine echte Übermannschaft mit Stars, an denen es kein Vorbeikommen gab“, erinnert sich der Deutsch-Türke. „Rafael van der Vaart, Vincent Kompany, Daniel van Buyten, das war ein ganz anderes Niveau, alles war viel schneller.“ Als der HSV im Oktober bei Eintracht Trier erst in der Verlängerung mit 2:1 gewann, unterhielt sich Asma im Kabinentrakt noch länger mit Paolo Guerrero. „Den kannte ich noch aus meiner Zeit in Hamburg.“
Auch der Peruaner drückte seinem alten Weggefährten die Daumen für die Rückkehr auf den Fußballplatz. 2012 soll das Jahr von Tolgay Asma werden. „Ich habe in der Winterpause meine Hausaufgaben gemacht und hart trainiert, damit ich der Mannschaft helfen kann.“ Von den Teamkollegen kamen in der Phase mit den vielen Verletzungen viele aufmunternde Sprüche und SMS-Nachrichten auf sein Handy. „Die Jungs waren echt nett zu mir.“ Gerne würde Asma im Sommer mit ihnen den Aufstieg feiern und mit eigenen Einsätzen einen Teil dazu beitragen. Um endgültig wieder in seinem Revier zu sein. Vorher aber kämpft er sich mit der Achterbahn aber noch oben, wo er bleiben möchte. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, dafür brauche ich sicher ein paar Spiele. Aber ich werde alles geben, was ich kann.“
+++++Eintracht in Kürze+++++
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DFB-Anhörung am Freitag – Am Freitag ab 12.30 Uhr ist in Frankfurt die Anhörung des DFB-Kontrollausschusses zum Fall Jeremy Karikari. Der Mittelfeldspieler von Eintracht Trier gab nach dem 3:2-Sieg in Lotte an, von Gegenspielern rassistisch beleidigt worden zu sein. Beschuldigt werden Martin Hess und Christian Schlösser, die die Vorwürfe abstreiten. Erst nach der Anhörung, bei der zu den zahlreichen Zeugen auch Schiedsrichter Michael Weiner geladen ist, wird sich entscheiden, ob es zu einer Anklage kommt.
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