Von Florian Schlecht
Die Tabellenführung von Eintracht Trier sorgt für riesige Euphorie: Sechs Fanbusse begleiten die Mannschaft am Freitag zum Spiel bei Kickers Offenbach. „Ein solches Aufkommen gab es zuletzt in den Zweitligazeiten“, erinnert sich der Fanbeauftragte Thomas Metzger. Auch in den Heimspielen liegt der Zuschauerschnitt bereits weit über der Kalkulation des Vereins.
Der 9. November 2004 ist Thomas Metzger noch in bester Erinnerung. Nicht nur, weil der Fanbeauftragte von Eintracht Trier damals auf eine faustdicke Sensation im DFB-Pokal hoffen konnte. Mit 1:3 unterlag sein Herzensverein erst in der Verlängerung bei Werder Bremen, das amtierender Deutscher Meister und Pokalsieger war. Der französische Spielmacher Johan Micoud tat sich schwer gegen Milorad Pekovic, Stürmer Angelos Charisteas wirkte glücklos gegen Torwart Dario Kresic, nachdem er Monate zuvor erst Griechenland zum EM-Titel geköpft hatte. Ein unvergesslicher Abend war das im Weserstadion für die Trierer, die noch in der 2. Bundesliga spielten. Und: „Das war bis heute das letzte Mal, dass sechs Fanbusse von uns zu einem Auswärtsspiel gefahren sind“, sagt Metzger.
Neun Jahre später wird es wieder so weit sein. Vor dem Spiel bei Kickers Offenbach am Freitag (19 Uhr) kann sich der Supporters Club Trier (SCT) vor Anmeldungen fast gar nicht retten. Und das, obwohl die Eintracht mittlerweile in der Regionalliga Südwest antritt. Am Dienstag erhielt der Fanclub-Dachverband Bescheid, dass nach den fünf fest gebuchten Bussen auch ein sechster in Richtung Hessen starten kann. „Ich rechne mit 500, 600 Eintracht-Fans am Bieberer Berg“, glaubt Sprecher Daniel Emanuel, der von dem Interesse überwältigt ist. „Das hat uns eindeutig überrascht. Wir haben am Anfang damit gerechnet, vielleicht nur drei Busse einsetzen zu müssen.“
„Die Leute sind heiß drauf, dass es hoch geht“
Doch die Tabellenführung und aufkommende Träume vom Aufstieg in die 3. Liga sorgen momentan für eine riesige Euphorie. Das hat sich auch auf der Facebook-Seite des SCT ablesen lassen, auf der für die Fahrt nach Offenbach massiv geworben wurde. „1.000 Leute haben alleine den Status geteilt – 10.000 haben ihn gesehen“, staunt Emanuel.
„Die Mannschaft hat sich die Unterstützung verdient“, findet Metzger, der das große Interesse in erster Linie dem sportlichen Erfolg zuschreibt. „Die Jungs bieten seit Wochen attraktiven Fußball. Und man sieht, was der ‚Platz an der Sonne‘ bedeutet. Ich habe zuletzt wieder viele Gesichter gesehen, die lange nicht mehr im Stadion waren.“ Emanuel stimmt zu: „Gerade in den Jahren unter Mario Basler ist viel Vertrauen verprellt worden. Nun sind die Leute wieder heiß darauf, dass es hoch geht.“
Das drückt sich auch in den Zuschauerzahlen aus. Mit 1.500 Besuchern kalkulierte der Verein vorsichtig pro Heimspiel – 2.237 sind es bislang. Auch die Atmosphäre nähert sich immer mehr den alten Zeiten an. „In der Schlussphase hat jeder Fan sein Eintracht-Herz in die Hand genommen“, freute sich Trainer Roland Seitz über die Lautstärke von den Tribünen, als am Freitag in den letzten Minuten ein 1:0-Zittersieg gegen Eintracht Frankfurt II über die Runden zu retten war. „Die Fans waren ein Grund dafür, dass wir ins Spiel zurückgekommen sind und gewonnen haben“, meinte Urgestein Michael Dingels.
Dazu kommt, dass die Anhängerschaft wieder als eine Einheit auftritt, nachdem es im vergangenen Jahr häufiger gekriselt hatte. Ein Beleg dafür: Die Ultras und der SCT setzen zusammen Busse zu Auswärtsspielen ein. In der Vergangenheit fuhren die Fangruppen zumeist getrennt. „Alle stellen ihr gemeinsames Interesse in den Vordergrund – und das ist halt Eintracht Trier. Wir sind auf einem guten Weg“, meint Metzger.
„Ich freue mich tierisch“
Natürlich versprüht am Freitag aber auch der Gegner seinen Reiz. Kickers Offenbach ist ein echter Traditionsverein, berühmt für sein Flair mit leidenschaftlichen Fans. Das neue 25-Millionen-Euro-Stadion ist erst 2012 eröffnet worden und für viele Groundhopper echtes Neuland. „Das sind die Highlights, von denen es in dieser Regionalliga viel zu wenige gibt“, bedauert Metzger. So war es sogar ein Gedanke, einen Sonderzug nach Offenbach einzusetzen. Das Vorhaben scheiterte aber an den Kosten, die Emanuel auf „ungefähr 25.000 bis 30.000 Euro“ beziffert hätte. „Das wäre unfinanzierbar gewesen.“
Halb so wild. Immerhin machen sich nun sechs Busse auf den Weg zum DFB-Pokalsieger von 1970, bei dem die Tabellenspitze verteidigt werden soll. Für die Organisatoren der Fahrt steht bis dahin noch viel Arbeit an. Alleine 100 Kisten Bier seien bis zur Abfahrt zu ordern. „Ich freue mich aber tierisch“, sagt der SCT-Sprecher. „Wenn wir gewinnen, dann hat sich der Aufwand erst recht gelohnt.“ Und die Euphorie rund um die Eintracht würde weiter wachsen.
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Die Fahrt nach Offenbach
Um 14 Uhr setzen sich die sechs Busse am Freitag vor dem Haupteingang des Moselstadions in Bewegung nach Offenbach. Daniel Emanuel vom SCT empfiehlt Fans, die bei den Anmeldungen nur auf der Warteliste stehen, trotzdem vorbei zu kommen. „Es kann immer sein, dass es kurzfristige Absagen gibt.“ Alleine 325 Anhänger starten mit den Bussen von der Zeughausstraße. Wenn möglich sollte man daher mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin anreisen, weil die schwierige Parkplatzsituation rund ums Moselstadion bekannt ist.
Im Fanforum von Eintracht Trier können unter der Rubrik „Auswärtsfahrten“ weitere Mitfahrmöglichkeiten angeboten, gesucht und erfragt werden.
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Forza meint
@Storno –> die erste Halbzeit hatten wir gut gespielt 😉
Storno meint
@Forza
dieses Spiel versuchen nahezu alle Eintracht-Anhänger seit Jahren zu verdrängen… psst
Forza meint
Zuletzt gab es dieses aufkommen gegen Oggersheim mit 8 Bussen und nicht in Zweitliga-Zeiten wenn ich das richtig in Erinnerung habe 😉